Graz: Migrant:innenbeirat - Zusammenhalt wichtiger denn je
Kolumne von Galyna Skotnik
Als ich im September für den MigrantInnenbeirat kandidierte, war mein primäres Ziel, eine Stimme in diesem Beirat für die in Graz lebenden Migrant:innen zu sein. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass der Krieg in der Ukraine mich und meine Arbeit als Beiratsmitglied und Obfrau des ukrainischen Kulturvereins in Graz „Ridna Domivka" so in den Mittelpunkt stellen würde. Aber am 24. Februar 2022 blieb die Welt stehen, das Chaos brach ein und alles was vorher so wichtig schien, war gar nicht mehr auf meiner Tagesordnung.
Seit dem Beginn des Krieges arbeiten die ukrainischen Grazer:innen rund um die Uhr um ihren Landsleuten/Angehörigen und Freunden in der Ukraine und auf jenen auf der Flucht zu helfen. Seit Kriegsbeginn vor über einem Monat veranstaltete Halyna Iskiv vom ukrainischen Verein „Sitsch" gemeinsam mit einigen Universitätslektor:innen eine Reihe an Kundgebungen „Stopp Putin's war", die insgesamt mehrere Tausend Menschen auf den Hauptplatz versammelten.
Mein Kulturverein „Ridna Domivka", der sich in den letzten Jahren stark für die Kulturinitiativen und den Ukrainischunterricht einsetzte, möchte sich strak in der Organisation von Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten der geflüchteten ukrainischen Kinder und Erwachsenen engagieren. Von Stadt Graz bekamen wir ein geräumiges Quartier in der Annenstraße 20 eingeteilt. Es soll in erster Linie ein Zentrum des Informations- und Kontaktaustausches sowie der Hilfestellung für die Ukrainer:innen werden. Hier werden bereits die Sachspenden, wie Kleidung und Babynahrung an die Bedürftigen verteilt. Sobald der Raum fertig eingerichtet ist, werden hier verschiedene Kreativ- und Bildungskurse, Workshops, Seminare sowie psychologische Betreuungsangeboten. Ich bedanke mich bei Frau Bürgermeisterin Elke Kahr für die Unterstützung und Bereitstellung dieser wunderbaren Räumlichkeiten.
Weiters konnte „Ridna Domivka" in Kooperation mit vielen privaten Initiativen einiges an humanitärer und vor allem an medizinischer Hilfe in die Ukraine transportieren. Es wurden vier volle Busse mit lebenswichtigen Medikamenten an die ukrainischen Grenzen und von dort weiter ins Innere des Landes gebracht. Dank der Geldspenden, die auf unser Vereinskonto überwiesen wurden, konnten wir bereits viele weitere Initiativen und Fonds unterstützen. Ein enormes Engagement leisten die ukrainischen Studierenden der Grazer Universitäten. Sie bauten in kürzester Zeit eine riesen Infrastruktur und sammeln mit ihrer Initiative „Save Ukraine Graz" tonnenweise an humanitärer Hilfe, die in die Ukraine engmaschig gebracht wird.
Die Folgen des Krieges in der Ukraine beschäftigen auch uns im MigrantInnenbeirat. Der MigrantInnenbeirat steht seit dem Kriegsausbruch der ukrainischen Community zu Seite und versorgt die Ukrainer:innen und Helfer:innen mit wichtigen Informationen. Vor kurzem haben wir einen Aufruf gestartet, bei dem wir, zusammen mit einem Team von Therapeut:innen, Supervisor:innen und Coaches, professionelle Unterstützung für Helfer:innen die Tag und Nacht arbeiten und mittlerweile am Ende ihrer Kräfte sind, anbieten.
Mein Dank gilt meinen Kolleg:innen und dem Team des MigrantInnenbeirates.
Trotz Schmerz und Traurigkeit, den ich empfinde, hege ich weiterhin die Hoffnung, dass dieser Krieg und das Leid, das er über das ukrainische Volk gebracht hat, bald enden wird.
Das von „Ridna Domivka" vor Monaten geplante Konzert „Ukrainische Klänge 2022", das die Pracht der ukrainischen Kultur und deren Verbindungen zur europäischen klassischen Musik dem österreichischen Publikum präsentieren wird, wird jetzt als Benefizkonzert am 15. Mai im Grazer Minoritensaal über die Bühne gehen.
Ich möchte an dieser Stelle allen Grazer:innen meinen herzlichen Dank für die Offenheit und unglaubliche Hilfsbereitschaft, die wunderbare Unterstützung und die Solidarität aussprechen.
Quelle: Stadt Graz