Tirol: Monitoringausschuss - Stellungnahme zu "Menschen mit Behinderungen im Krisen- und Katastrophenfall“

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Die Mitglieder des unabhängigen Tiroler Monitoringausschusses
Foto: Land Tirol
20 Feb 11:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Eine Presseaussendung des unabhängigen Tiroler Monitoringausschusses

„Die Coronakrise wirkt sich auf sämtliche Lebensbereiche aus. Ganz besonders betroffen sind Menschen mit Behinderungen, die aufgrund der notwendigen Kontaktbeschränkungen, Abstands- und Hygienevorgaben vor ganz besondere Herausforderungen und Einschränkungen in ihrer Lebensführung standen und immer noch stehen“, stellt Isolde Kafka, Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses zur Überwachung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen klar. Bereits im Frühjahr 2020 gab es vonseiten des Monitoringausschusses eine erste Stellungnahme zur Situation von Menschen mit Behinderungen in der Corona-Krise.

Im Rahmen der Öffentlichen Sitzung im Dezember vergangenen Jahres, die digital per Videokonferenz abgehalten wurde, befasste sich der Monitoringausschuss intensiv mit dem Thema „Menschen mit Behinderungen im Krisen- und Katastrophenfall“ und beleuchtete verschiedenste Aspekte unter Einbeziehung von persönlichen Erfahrungsberichten von Betroffenen, sowie an der Krisenbewältigung Beteiligten. Die daraus entstandene Stellungnahme ist unter Corona Stellungnahme (tirol.gv.at) abrufbar.

Problemfelder aufgezeigt

„Im Zuge der Corona-Krise wurde ein gesamter Personenkreis, nämlich die Menschen mit Behinderungen zur ‚Risiko-Gruppe‘ erklärt, dem erhöhter Schutz und Fürsorge zuteilwerden sollte. Das hatte aber zur Folge, dass jahrzehntelang erkämpfte Rechte wie Freiheit, Selbstbestimmung, Inklusion und Teilhabe außer Kraft gesetzt wurden“, verweist Kafka auf die Kehrseite der Medaille.

So empfanden viele Betroffene die Einschränkungen von Kontakten und Mobilität als besondere Belastung. Therapien, Arztbesuche, Sozialarbeit, Tagesstrukturen und Freizeitaktivitäten waren nur beschränkt oder gar nicht verfügbar, auch die Umstellung der Schule auf den Unterricht zu Hause stellte insbesondere Familien mit jungen Menschen mit Behinderungen vor große Herausforderungen. „Auch die berufliche Integration und Ausbildung war durch die Corona-Krise deutlich erschwert. Es besteht die große Befürchtung, dass sich die coronabedingte Tendenz zur Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Behinderungen auch langfristig noch fortsetzen wird“, berichtet Kafka. Ebenso berichten viele betreuende Angehörige, dass sie mit drohendem Arbeitsplatzverlust konfrontiert waren oder sind.

Auch die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen wurden von der Pandemie überrascht und mussten innerhalb kürzester Zeit Maßnahmen umsetzen. „Es gab keine Erfahrungen und auch keine klaren Vorgaben. Allseits herrschte Verunsicherung. Nahezu überall fehlten klare und taugliche Notfallpläne“, beschreibt Kafka die Situation im Frühjahr 2020.

Ganz wichtig ist dem Monitoringausschuss die flächendeckende barrierefreie Information über getroffene Maßnahmen. Dies beinhaltet Übersetzungen in Gebärdensprache und Leichte Sprache sowie Untertitelung bei Videos. „Der Monitoringausschuss hat dahingehend in Zusammenarbeit mit der Tiroler Landesregierung erreicht, dass bei Landes-Pressekonferenzen und Ansprachen das Gesagte in Gebärdensprache live übersetzt wird. Damit sind wichtige Informationen auch für gehörlose Menschen barrierefrei zugänglich. Seit April wird bei Pressekonferenzen zudem auch in Schriftdolmetsch zur Verfügung gestellt“, berichtet Kafka. So hat das Land Tirol inzwischen 52 Pressekonferenzen durch Gebärdendolmetsch übersetzt, davon 39 in Schriftdolmetsch transkribiert sowie auch Leicht Lesen-Inhalte auf der Homepage angeboten. „Das Bundesland Tirol nahm dabei eine Vorreiterrolle unter allen Bundesländern ein“, freut sich Kafka.

Empfehlungen für zukünftiges Krisen- und Katastrophenmanagement

„Die Corona-Krise hat vor allem eines bewirkt: Sie hat die Grenzen des Systems aufgezeigt. Es wurde aber auch erkannt, dass die Anliegen von Menschen mit Behinderungen nicht ausreichend gehört und gesehen werden. Die aufgezeigten Problemfelder und daraus entwickelten Empfehlungen in der Stellungnahme des Monitoringausschusses sind eine gute Richtschnur, die für zukünftiges Krisen- und Katastrophenmanagement im Allgemeinen herangezogen werden kann“, fasst Kafka zusammen.


Quelle: Land Tirol



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