Tirol: Motorrad- und Mopedverkehr 2020 in Tirol
© Alexander Tuma, BM.I
5 tödlich verunglückte Motorradlenker und 1 tödlich verunglückter Moped-Mitfahrer weniger Motorrad- und Mopedunfälle rund 14.000 von der Polizei geahndete Motorrad-/Mopeddelikte
Der Motorrad-/Mopedverkehr in Tirol hat in der heurigen Saison deutlich weniger Todesopfer gefordert als in den vergangenen Jahren - insgesamt sind 2020 bisher 5 Motorradlenker und 1 Mitfahrer auf einem Moped ums Leben gekommen, 2019 waren es 11 und 2018 sogar 15 Getötete. In Summe sind daher für heuer aktuell 6 "Zweirad-Tote" zu beklagen und das ist – gemeinsam mit dem Jahr 2014 - der bisher niedrigste Wert in Tirol. Der höchste Wert – nämlich 19 – wurde im Jahr 2006 registriert.
Obwohl COVID-bedingt (Verkehrsbeschränkungen!) der Motorradverkehr heuer später als üblich begonnen hat, führte das ausgesprochen schöne Wetter während des Sommers bis in den späten Oktober hinein dennoch wieder zu einem starken Motorradverkehr auf Tirols Straßen. Im Unfallgeschehen wirkte sich der spätere Beginn der Motorradsaison insoferne aus, als im Vorjahr (2019) von Jänner bis Ende Oktober von der Polizei 776 Zweiradunfälle aufgenommen wurden und es heuer im gleichen Zeitraum rund 630 (vorläufige Zahlen!) - und damit knapp 150 weniger - waren. Am auffälligsten waren die Rückgänge in den Bezirken Reutte, Lienz, Innsbruck-Land und Innsbruck.
Die Hauptursachen für die tödlichen Motorradunfälle waren: nicht angepasste Geschwindigkeit und gefährliche Überholmanöver.
Einige Details:
• 2 tödl. MR-VU ereigneten sich im Bezirk Landeck, je 1 MR-VU in den Bezirken Reutte, Schwaz und Kitzbühel sowie 1 MFR-VU (bei dem der Mitfahrer tödl. Verletzungen erlitt) im Bezirk Kufstein
• 4 der tödl. verunglückten Personen waren Inländer, 2 Ausländer (Niederlande)
• alle 6 Unfälle waren dem Verschulden der Lenker zuzurechnen
• bei 2 Unfällen kam es auf der Gegenfahrbahn zu Frontalkollisionen
• die tödlich verunglückten MR-Lenker bzw der MFR-Mitfahrer waren zwischen 13 und 64 Jahre alt.
Überwachungsmaßnahmen:
Seitens der Polizei wurden auch heuer wieder intensive Überwachungsmaßnahmen auf allen wesentlichen Hauptmotorradrouten durchgeführt (Ötztal, Timmelsjoch, Hahntennjoch, Holz-leitensattel, Tannheimertal- und Lechtal, Gerlos- und Zillertal, Achental, Thiersee, Brennerstrecke, Walchsee, Kaiserwinkel und Seefelder Straße). Der Mopedverkehr wurde hauptsächlich in den Ortsgebieten überprüft.
Die Kontrollen wurden im Rahmen des täglichen Streifendienstes, aber auch in Form von 112 gezielten Sonderschwerpunkten vorgenommen. Einer dieser Sondereinsätze erfolgte in Form einer bundesländerübergreifenden Aktion mit Polizeikräften in den Bundesländern Salzburg, Kärnten und Vorarlberg, welche die Zulaufstrecken nach Tirol überwachten.
Im Bezirk Reutte und im Bezirk Imst wurden seitens der BH Reutte bzw Imst einige Straßenzüge wiederum mit speziellen Geschwindigkeitsbeschränkungen belegt (zB Gaichtpass, Weißenbach, Forchach, Elmen, Hahntennjoch …) und diese besonders intensiv überwacht.
Bei den routinemäßigen Verkehrsdiensten der vergangenen Monate und den 112 Sonder-Schwerpunkten waren rund 14.000 Motorrad- und Mopedlenker zu beanstanden, hauptsächlich wegen Geschwindigkeitsdelikten, aber auch wegen Missachtung von Überholverboten, Nichtbeach-tung des Rechtsfahrgebotes oder technischer Veränderungen am Fahrzeug, die beispielsweise auch zur Überschreitung des zulässigen Lärmpegels führten .
Im Zusammenhang mit den heuer erstmals auf ausgewählten Straßenzügen des Bezirkes Reutte sowie der Hahntennjochstraße in den Bezirken Imst/Reutte zum Schutz der Bevölkerung verordneten Fahrverboten für laute Motorräder (Standgeräusch95 dB) wurden von der Polizei zwischen 10.6. und 31.10.2020 rund 9.000 Motorräder überprüft; 135 Motorradlenker (aus Deutschland, den Nieder-landen, der Schweiz, Italien und Österreich) waren mit Motorrädern unterwegs, die über dem erlaubten Nahfeldpegel lagen. Die Übertretungshäufigkeit - 1,5% - kann als absolut niedrig eingestuft werden. Die höchsten festgestellten Werte lagen zwischen 110 und 115 Dezibel. Die beanstandeten Lenker wurden der BH angezeigt (Strafen idH von € 220,-) und wurden von der Polizei angewiesen, die Verbotsstrecken auf dem kürzesten Weg zu verlassen.
Einige Beispiele besonders gravierender Delikte:
• In Innsbruck Land in einem Baustellenbereich (30 km/h Beschränkung) wurde ein MR-Lenker mit 96 km/h gemessen.
• Von Beamten des BPK Kitzbühel wurde ein MR-Lenker aus Slowenien angehalten, der ohne entsprechende Lenkberechtigung auf der B164 (Paß-Thurn-Straße) unterwegs war.
• Im Ortsgebiet von Kitzbühel in einer 60 km/h Beschränkung wurde ein MR-Lenker mit einer Geschwindigkeit von 118 km/h gemessen.
• Ein MR-Lenker aus Deutschland wurde auf der L 39 in Kössen im 100 km/h Bereich mit 166 km/h gemessen.
• Ein MR-Lenker wurde auf der B171 in Haiming mit 138 km/h in einer 60 km/h Zone gemessen. Am gleichen Tag wurden im Zuge von Mopedkontrollen noch 3 Kennzeichen wegen Überschreitung der Bauartgeschwindigkeit abgenommen.
• Am 16.8.2020 wurden bei Kontrollen im Bezirk Kitzbühel neben etlichen Beanstandungen von MR-Lenkern auch zwei PKW-Lenker wegen Alkoholbeeinträchtigung angehalten und an-gezeigt sowie 2 PKW-Lenker ohne gültiger Lenkberechtigung angehalten.
• Im Bezirk Lienz wurde auf der B 100 in einem Freilandabschnitt (100 km/h maximal erlaubt) ein MR-Fahrer mit 163 km/h gemessen.
• Im Bezirk Reutte wurden bei Lärmmessungen drei Mopeds angehalten die teilweise um mehr als 20 Dezibel zu laut waren – es folgten Anzeigen, unter anderem auch wegen Überschreitung der zulässigen Bauartgeschwindigkeit und drei Kennzeichenabnahmen an Ort und Stelle.
• Von einem Zivilstreifenmotorrad der Landesverkehrsabteilung wurde auf der B181 Achensee Straße ein MR Lenker nach einer erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten. Das MR wies bei der Kontrolle noch zusätzliche 18 technische Mängel auf. Eine Kennzeichen- und Führerscheinabnahme (Probeführerschein) erfolgten an Ort und Stelle.
• Am 20.09.2020 meldete das SPK Innsbruck eine Kennzeichenabnahme bei einem MFR wegen Überschreitung der Bauartgeschwindigkeit und gleichzeitig die Feststellung, dass der Lenker unter Drogeneinfluss stand.
Ausblick 2021 - POLIZEI:
"Der Motorrad-/Mopedboom ist nach wie vor ungebrochen und es ist davon auszugehen, dass sich die Intensität des Bike-Verkehrs im kommenden Jahr ähnlich fortsetzen wird. Aus diesem Grund sind seitens der Polizei auch für 2021 wieder entsprechende Schwerpunkteinsätze geplant und soll durch eine weiterhin starke Überwachung sowie eine begleitende Aufklärung und Sensibilisierung ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit im Motorrad- und Mopedverkehr bzw zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm geleistet werden. Nach wie vor sind eine rücksichtsvolle, angepasste und vorausschauende Fahrweise der Lenker von Motorrädern und Mopeds sowie ein verantwortungsvolles Miteinander aller Verkehrsteilnehmer die wichtigsten Grundpfeiler für mehr Sicherheit im Straßenverkehr", so der Leiter der Landesverkehrsabteilung, Oberst Markus Widmann.
Rückblick 2020/Ausblick 2021 – LAND TIROL
Bereits seit Jahren arbeitet das Land Tirol an Maßnahmen, um der negativen Unfallentwicklung im Bereich der einspurigen Kraftfahrzeuge entgegen zu wirken. "Genaue Analysen des Unfallgeschehens, aber auch der örtlichen Gegebenheiten wie zum Beispiel Fahrbahnbeschaffenheit, Kurvenradien, Übersichtlichkeit etc. erlauben uns Maßnahmen zu setzen, welche zu einer wesentlichen Erhöhung der Sicherheit für Motorradfahrer beitragen. Auch wenn viele dieser Maßnahmen, wie zB Geschwindigkeitsbeschränkungen, bei Zweiradfreunden nicht unbedingt populär sind, wird dieser Weg gepaart mit intensiven Kontrollen auch im kommenden Jahr – ganz im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit - beibehalten", so Bernhard Knapp vom Land Tirol.
Quelle: LPD Tirol