Innsbruck: Mut-, Zauber- und Bannsprüche gegen die Krisen
Foto: IKM/Dullnigg
Gemeinschaftsprojekt von Literaturhaus am Inn und Volksschule Hötting West
Gemeinsam mit dem Literaturhaus am Inn hat sich die vierte Klasse der Volksschule Hötting West vergangenen April Strategien überlegt, die Krisen der vergangenen Jahre zu bewältigen. Im Rahmen einer Textwerkstatt erarbeiteten die Kinder Sprüche und Reime, die anschließend auf Postkarten und Plakate gedruckt wurden. „Ekel, Ekel, Viren, wir wollen wieder studieren!“ oder „Friede hin, Friede her, fällt den Menschen wirklich schwer!“ sind nur zwei Beispiele der Sprüche, die nun sowohl in der Volksschule in der Viktor-Franz-Hess-Straße als auch im öffentlichen Raum, vor allem auf Stromkästen – also auf Kinderaugenhöhe – ausgestellt werden. Auch in der Stadtbibliothek, in der Amraser Straße 2, und in den Buchhandlungen „Wagner’sche“ und „Wiederin“ ist das Projekt sichtbar.
„Das Projekt ,Kindermund‘ gibt Kindern eine Stimme und ermutigt sie, eine Sprache für Unaussprechliches zu finden und damit vieles, was schwer ‚verdaulich‘ ist, sprachlich zu verarbeiten. In spielerischer und künstlerischer Form finden sie mit Unterstützung selbst einen Weg, ihre Ängste und Sorgen bewusst wahrzunehmen und sich Strategien anzueignen, damit umzugehen“, betont Bildungsstadträtin Mag.ª Elisabeth Mayr: „Ich möchte mich bei allen bedanken, die dieses wertvolle Projekt organisiert und durchgeführt haben. Sprachliche Bilder, Spiel- und Ausdrucksformen sind der Schlüssel, mit Wirklichkeit gut, behutsam und auch reflektiert umzugehen. Projekte, die diese konstruktive und spielerische Kraft der Sprache fördern, sind goldwert und werden den Kindern sicher dauerhaft in Erinnerung bleiben. Besonders freue ich mich darüber, dass die Ergebnisse auch im öffentlichen Raum gezeigt werden.“
Da mit dem Ukrainekrieg kurz vor Projektstart eine weitere Krise Europa erschütterte, wurde beschlossen, auch diese im Rahmen von „Kindermund“ zu thematisieren und die Kinder zu ermutigen, ihre Gedanken dazu zu formulieren.
Mut zur Mitsprache
„Mit dem Projekt soll jene Gruppe ins Zentrum gerückt werden, die in der Zeit der Coronakrise kaum bis gar nicht ,mitsprechen‘ konnte. Die Kleinsten in unserer Gesellschaft mussten und müssen in dieser Krise vieles leisten: Sie mussten sich von ihren Großeltern fernhalten, durften wochenlang nicht in die Schule, konnten ihre Freundinnen und Freunde nicht treffen, mussten die Sorgen und den Stress der Erwachsenen erdulden und litten wahrscheinlich selbst unter Ängsten, die sie nicht einschätzen konnten“, erklären Autorin Elisabeth R. Hager von der Schreibwerkstatt und Christian Yeti Beirer von der Kunstwerkstatt, die das Projekt begleiteten. „Ein sehr schöner Nebeneffekt war auch, die Kinder mit Literatur und ihren Möglichkeiten zu konfrontieren und ihnen zu zeigen, wie spielerisch man die Welt betrachten kann und dabei gleichzeitig über ernste und komplexe Themen nachdenken kann. Ich möchte mich auch für das Engagement von Seiten der Volksschule Hötting West herzlich bedanken“, ergänzt Mag.ª phil. Gabriele Wild vom Literaturhaus am Inn, die das Projekt federführend leitete.
Das Konzept sowie die Organisation wurde vom Literaturhaus am Inn im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts der Häuser der Literatur „mitSprache: Literatur und soziale Gerechtigkeit“ durchgeführt. „mitSprache“ ist ein freier Zusammenschluss der Österreichischen Häuser der Literatur, die vor gesellschaftspolitischem Hintergrund seit 2004 gemeinsam Projekte entwickeln und bundesweit umsetzen. AD
Quelle: Stadt Innsbruck