Niederösterreich: NÖ Arbeitsmarktgipfel im Zeichen der aktuellen Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage

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Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner während des Arbeitsmarktgipfels zur aktuellen Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage.
Foto: © NLK Pfeiffer
13 Okt 07:00 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

LH Mikl-Leitner: Niederösterreich ist gut auf kommende Monate vorbereitet – Gesundheit und Arbeitskräfte im Fokus

Der heutige Arbeitsmarktgipfel „Wirtschaft und Arbeit im Dialog“ bei der Firma ARDEX Baustoff GmbH in Loosdorf stand ganz im Zeichen der aktuellen Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage. Mit dabei am heutigen Mittwoch: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Arbeitsmarktlandesrat Martin Eichtinger und Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger seitens des Landes Niederösterreich sowie die Sozialpartner - AMS NÖ-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich, der Vizepräsident der Industriellenvereinigung NÖ DI Helmut Schwarzl, der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich Markus Wieser, der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich Wolfgang Ecker, Landesstellenleiter-Stellvertreter Günther Widy vom Sozialministeriumservice und der Experte für Arbeits-, Sozial- und Medizinrecht Professor Wolfgang Mazal (Leiter des Instituts für Familienforschung).

„Wir sehen und spüren immer mehr Unsicherheit und Unberechenbarkeit in ganz Europa. Darum ist wichtig, den regelmäßigen Austausch mit Sozialpartnern, dem AMS Niederösterreich und Experten zu halten, um am Weg in die Zukunft die richtigen Entscheidungen für Wirtschaft und Arbeitsplätze zu treffen. Bei der Analyse des Ist-Standes gibt es zunächst gute Nachrichten: Die Wirtschaft soll auch heuer um über vier Prozent wachsen. Und mit einer Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent liegen wir auf dem niedrigsten Stand seit 2008. Das bedeutet – wir haben eine sehr gute Ausgangslage in Niederösterreich. Aber – die Zeiten werden rauer – und daher braucht es jetzt die notwendige Unterstützung für unsere Betriebe. Mit dem Energiekostenzuschuss des Bundes in der Höhe von 1,3 Milliarden Euro wurde bereits ein wichtiger Schritt gesetzt – jetzt gilt es zu schauen, ob die Hilfen ankommen und alle umfassen, die betroffen sind. Denn klar ist: Es geht jetzt um den Wirtschaftsstandort, die Existenz vieler Betriebe und um die Arbeitsplätze der Menschen“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Im Rahmen des Arbeitsmarktgipfels wurde auch über das Fordern und Fördern von Arbeitskräftepotentialen gesprochen. „Alternsgerechtes Arbeiten“, also Menschen in allen ihren Lebensphasen zu begleiten, war zentrales Thema. Dazu führte Professor Wolfgang Mazal aus:„Oberstes Ziel der Arbeitsmarktpolitik muss sein, die Employability von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen (AN) zu erhalten. Dazu dienen Programme, die die physische und psychische Gesundheit stärken, familienfreundliche Arbeitsbedingungen und Arbeitszeitmodelle, die verhindern, dass AN frühzeitig „ausbrennen“. Gleichzeitig muss aber auch sichergestellt werden, dass die Qualifikation von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen erhalten bleibt: Life-long-learning darf kein leeres Schlagwort bleiben, sondern muss im Zusammenwirken von Arbeitsmarktverwaltung, Bildungssystem und Unternehmen mit Leben erfüllt werden. Schließlich müssen Unternehmen erkennen, dass sie von einer nachhaltigen Veränderung des innerbetrieblichen und gesellschaftlichen Mindsets auch ökonomisch profitieren:Organisationen müssen gewohnte Pfade verlassen um klar zu signalisieren, dass sie an einer nachhaltigen Beschäftigung auch älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen interessiert sind.“

Die bestehende „NÖ Karenzberatung“ wird daher zu einer Beratung für alle Generationen und Lebensphasen ausgebaut. Mit der neuen Beratungsschiene „Generationen in Arbeit – Leben und Arbeit im Fokus“ wollen wir Arbeitnehmer und Betriebe mit konkreten Lösungsvorschlägen unterstützen, wie die individuellen Bedürfnisse von beiden Seiten am erfolgreichsten in den Arbeitsprozess integriert werden können“, so die Landeshauptfrau.

Dieses Angebot reicht von Themen wie der Gesundheit am Arbeitsplatz bis hin zu der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Durch die Unterstützung der MAG – Menschen und Arbeit GmbH sollen vor allem Klein- und Mittelbetriebe, die keine ausgeprägte Personalentwicklung haben, besonders profitieren. Ziel ist es, vom Berufseinstieg über die Ausbildung und Etablierung im Beruf bis hin zum Berufsausstieg die Betriebe und Menschen in Fragen zur Personalentwicklung zu unterstützen“, erklärt Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger und ergänzt: „Für die kommenden Monate ist es wichtig, zufriedene Arbeitskräfte zu halten und sie bestmöglich im Arbeitsprozess zu unterstützen, um so mit dem dynamischen Wandel der Arbeitswelt Schritt zu halten.“

Wirtschafts-Landesrat Jochen Danninger betont: „Der Bedarf an Arbeitskräften wird – trotz der stürmischen Großwetterlage mit Energie- und Teuerungskrise – seitens der Wirtschaft weiterhin groß bleiben. Unsere Betriebe brauchen auch im kommenden Jahr jede Hand, die anpacken kann. Das gilt insbesondere für die große und wichtige Gruppe der erfahrenen älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer“, betont Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger, der in diesem Zusammenhang vor allem auf die Qualifizierung als entscheidend betrachtet: „Um einen Betrieb erfolgreich in das digitale Zeitalter zu überführen, ist es unerlässlich auf diesem Weg die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen. Denn was bringen die besten Digitalisierungs-Investitionen, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese nicht bedienen können? Deshalb ist das Top-Thema ganz klar Qualifikation und Weiterbildung. Ab März 2023 werden wir daher im ‚Haus der Digitalisierung‘ in Tulln Workshops speziell für rund 500 ältere Arbeitskräfte anbieten, die in der Digitalisierung ihre Kompetenzen erweitern möchten.“„Die hohen Energiekosten sind für unsere niederösterreichischen Unternehmen eine weitere große Herausforderung. Die angekündigten Energiehilfen sind ein erster wichtiger Schritt zur Unterstützung, wenn diese rasch und unbürokratisch bei den Betrieben ankommen. Zusätzlich stehen viele Betriebe vor dem Problem, dass sie keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Zur Bewältigung dieses Mitarbeitermangels müssen viele unterschiedliche Maßnahmen gesetzt werden. Es muss das Potential zusätzlicher Arbeitskräfte genutzt werden, zu der auch die Gruppe der über 50-Jährigen zählt. Wie wichtig diese sind, sieht man daran, dass schon jetzt 25 Prozent der Unternehmen gezielt ältere Arbeitskräfte einsetzen wollen. Daher unterstützten wir als Wirtschaftskammer Niederösterreich unsere Betriebe dabei, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gewinnen und im Betrieb zu halten. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir unsere Betriebe über die vielfältigen Angebote und Services informieren“, kündigt Wirtschaftskammer Niederösterreich-Präsident Wolfgang Ecker eine breite Informationsoffensive an.

„„Alternsgerechtes Arbeiten ist von wichtiger Bedeutung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser und weiter: „Für uns gilt: Gesund in die Arbeit, Gesund aus der Arbeit. Die Beschäftigten sollen so lange als möglich gesund bleiben, um auch nach dem Erwerbsleben ihren wohlverdienten Ruhestand zu genießen. Betriebssport ist eine sehr gute Möglichkeit, um die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu unterstützen. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für Bewegung zu begeistern und das Miteinander zu stärken. Die AK Niederösterreich setzt eine Reihe an Maßnahmen um, etwa Kartfahren und den Betriebs-Fußball-Cup. Gemeinsam mit Partnern wurde die Online-Plattform www.arbeitundalter.at umgesetzt. Ein wichtiger Partner ist auch der Österreichische Betriebssportverband ÖBSV, mit dem der Firmen Fitness Award ins Leben gerufen wurde. Jeder in betriebliche Gesundheitsförderung investierte Euro rechnet sich mehrmals. Denn auch Unternehmen profitieren von gesunden und aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“

IV-NÖ Vizepräsident Helmut Schwarzl: „Wir haben es auf den Gas- und Strommärkten derzeit mit einer absolut dramatischen Ausnahmesituation zu tun. Laut einer Analyse der Bundes-IV haben die durchschnittlichen Energiekosten dieses Jahr den zweieinhalbfachen Jahresgewinn ausgemacht. Dass das auf die Substanz der Unternehmen geht, ist offensichtlich.“ Auch der IV Niederösterreich ist „Alternsgerechtes Arbeiten ein Anliegen: „Es gilt Beschäftigungsanreize zu stärken und das vorhandene Potenzial am österreichischen Arbeitsmarkt gezielt zu heben. Arbeitsbereitschaft und Leistung muss sich lohnen. Die stärkere Integration älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt ist heute unumgänglich und eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Daher schaffen viele Unternehmen durch Aktivitäten zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit Rahmenbedingungen, die älteren Personen eine Leistungserbringung ermöglichen.“

AMS Niederösterreich-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich weist auf die weiterhin positive Entwicklung am niederösterreichischen Arbeitsmarkt hin: „Mit 36.059 arbeitslos vorgemerkt Personen suchten Ende September 15 Prozent weniger Personen nach Arbeit als noch vor einem Jahr. Das bedeutet für Niederösterreich bundesweit den relativ stärksten Rückgang. Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. So konnte in Niederösterreich die Zahl der langzeitarbeitslosen Personen um über 36 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau reduziert werden. Die Langzeitarbeitslosigkeit sinkt somit dreimal stärker als im Rest Österreichs. Trotz dieser erfreulichen Zahlen sehen wir, dass die Altersgruppe der über 50-Jährigen Generation beim beruflichen Wiedereinstieg mit besonders hohen Hürden konfrontiert ist. Ihre Jobsuche dauert mehr als doppelt so lang wie für Arbeitslose, die jünger als 50 sind. Intensives Lobbying für die Generation 50 plus bei den Unternehmen sowie maßgeschneiderte Förderangebote, die wir 2022 mit 36 Millionen Euro finanzieren, sind die zentralen Hebel im Kampf gegen Altersarbeitslosigkeit beim AMS NÖ“, so Hergovich.

„Das Thema Arbeit & Alter ist vielfach mit Fragen zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und Gesundheit verbunden. Das Sozialministeriumservice (SMS) koordiniert in Niederösterreich seit zehn Jahren das Angebot von fit2work, das auf dem Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz beruht. Ziel von fit2work ist der möglichst langfristige Erhalt der Arbeits- oder Erwerbsfähigkeit durch professionelle Beratung und Unterstützung von Menschen und Unternehmen zu gesundheitsfördernden Themen des Arbeitslebens. Darüber hinaus bietet das SMS Förderungen zur barrierefreien Arbeitsplatzgestaltung und Lohnförderungen bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung sowie spezifische Beratungsangebote an, um Menschen und ihre Unternehmen bestmöglich dabei zu unterstützen, lange im Arbeitsleben bleiben zu können“, führt Günther Widy vom Sozialministeriumservice aus und ergänzt „Die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt bietet für ansonsten benachteiligte Personengruppen große Chancen, sie rücken verstärkt in den Fokus von Unternehmen.“


Quelle: Land Niederösterreich



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