Nachhaltige Mode? Neue Recherche zeigt strukturelle Intransparenz in Textilindustrie auf
Foto: COMÚN
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Stiftung COMÚN visualisiert am konkreten Beispiel der Lieferkette eines österreichischen Modelabels die zahlreichen Probleme und Dunkelstellen in der Modebranche
Woher stammen die Rohstoffe für Textilien, die in schicken Boutiquen in Österreich verkauft werden? Wer verarbeitet die Kleidungsstücke und unter welchen ökologischen wie sozialen Bedingungen werden sie produziert? Wie können heimische Unternehmen ihre Lieferketten auf die Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechte hin überprüfen? Das sind nur einige der viele Fragen, denen die Stiftung COMÚN jetzt nachging.
Im Rahmen des Projekts „Visible Mending of Supply Chains“, finanziert aus Mitteln der Stiftung und des Bundesministerium für Klimaschutz, wurde monatelang gemeinsam mit einer unabhängigen Wissenschaftlerin in der globalen Lieferkette eines heimischen Modelabels recherchiert. Dieses wirbt in sozialen Netzwerken und mithilfe von Influencern besonders mit Nachhaltigkeit und wollte es daher ganz genau wissen.
Ergebnisse als Produkt struktureller IntransparenzDie Erkenntnisse fallen leider einigermaßen ernüchternd aus, weswegen sich der Inhaber des Labels am Schluss doch dafür entschied lieber anonym bleiben zu wollen. Dabei sind die vielseitigen Bemühungen des Unternehmens absolut positiv hervorzuheben, problematisch ist vielmehr die strukturelle Intransparenz in globalen Lieferketten – auch von besonders „nachhaltigen“ Rohstoffen, die eigentlich ein Teil der Problemlösung sind.
So zeigt sich, dass viele Angaben von Betrieben entlang der Wertschöpfungskette eines einzigen Kleidungsstücks, die von den USA, Brasilien und Indien über Japan bis in die Türkei, Serbien und nach Deutschland reicht, nicht überprüft werden können. Die Produzenten antworten teils überhaupt nicht oder nur mangelhaft, unabhängige Kontrollen finden kaum statt. Die Lieferkette bleibt, auch bei der besten Absicht, am Ende eine „Black Box“.
Nur Lieferkettengesetz kann vorbildlichen Unternehmen helfen„Wir haben es mit einem heimischen Label zu tun, dass wirklich vorbildlich agiert. Und trotzdem kann es die Einhaltung der Versprechungen, die es in sozialen Netzwerken macht, nicht garantieren. Das ist aber ein strukturelles Problem und zeigt, wieso es ein europäisches Lieferkettengesetz braucht. Sonst werden die Bemühungen so toller Unternehmen konterkariert und Greenwashing befördert“ so COMÚN-Vorsitzende Veronika Bohrn Mena.
Die gesamten Ergebnisse des Projekts wurden als eigenes Kapitel im „Lieferkettenatlas“ der Stiftung COMÚN publiziert. Darin finden sich nicht nur die Erkenntnisse aus der Recherche zu den einzelnen Stationen der konkreten Lieferkette des österreichischen Labels, sondern auch zahlreiche ergänzende Visualisierungen. Die Informationen sind kostenfrei zugänglich. Mehr Informationen unter https://lieferkettenatlas.com/viskose-cupro.
Quelle: OTS