Österreich: Naturhistorisches Museum Wien und Brasilianisches Wissenschaftsministerium unterzeichnen Memorandum of Understanding
Foto: NHM Wien
Zur Stärkung der wissenschaftlichen Kooperation
Wien (OTS) - Das Naturhistorische Museum Wien besitzt spätestens seit der Expedition von 1817 bis 1821 eine enge Verbindung zu Brasilien. Durch diese und zahlreiche bis heute durchgeführte Expeditionen und Forschungskooperationen befinden sich in den Beständen des Museums eine große Anzahl von bedeutenden naturwissenschaftlichen Objekten und Zeichnungen. Durch diese Sammlungsbestände und deren Beforschung besteht bis heute eine enge Verbindung zu Brasilien.
Das NHM Wien, vertreten durch Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin Dr. Katrin Vohland und dem wirtschaftlichen Geschäftsführer Mag. Markus Roboch, und das Brasilianische Wissenschaftsministerium (Ministry of Science, Technology and Innovations of The Federative Republic of Brazil), vertreten durch den brasilianischen Wissenschaftsminister Marcos Cesar Pontes, haben am 10.8.2021 ein Memorandum of Understanding zur Intensivierung der wissenschaftlichen Kooperation unterzeichnet.
Erzogen nach den Habsburgergrundsätzen Disziplin, Religiosität und Pflichtbewusstsein wurde Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich (1797–1826) mit dem portugiesischen Kronprinzen und späteren Kaiser Dom Pedro verheiratet. 1817 startete im Gefolge der Überfahrt von Leopoldine in ihre neue Heimat eine österreichische Brasilien-Expedition, die eine große Anzahl an naturkundlichen und kulturhistorischen Objekten nach Österreich brachte. Zentrale Akteure dabei waren der Zoologe Johann Baptist Natterer (1787-1843), die Botaniker Heinrich Wilhelm Schott (1794-1865) und Johann Baptist Pohl (1782-1834) sowie der Maler Thomas Ender (1793-1875). Ein großer Teil der Objekte, die in Brasilien gesammelt wurden, befindet sich heute im Naturhistorischen Museum in Wien.
Doch das Klima, der ausschweifende Lebenswandel ihres Gatten, politische Unruhen, Aufstände, Schwangerschaften, Fehlgeburten, Einsamkeit und Heimweh kennzeichneten Leopoldines kurzen Lebensweg. Ihrem Gatten intellektuell weit überlegen vertrat sie Dom Pedro in Staatsgeschäften und unterschrieb 1822 die Unabhängigkeit Brasiliens vom Mutterland Portugal. 1825 anerkannte Portugal die Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonie. Im selben Jahr brachte Leopoldine den ersehnten Thronfolger zur Welt, Pedro II. Am 11. Dezember 1826 starb Leopoldine entkräftet und an gebrochenem Herzen als Kaiserin von Brasilien und wird bis heute von vielen verehrt.
Auf Grund dieser historischen, unmittelbaren Verbindung beider Länder wird der 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal im Jahr 2022 zum Anlass genommen, die Beziehungen des Naturhistorischen Museums Wien zum Land Brasilien sowie die einzigartige Vielfalt der brasilianischen Biosphäre im Rahmen einer Sonderausstellung in den Blick zu nehmen. Im Zentrum der für 2022 geplanten Ausstellung stehen dabei die natürliche Vielfalt Brasiliens und die Schönheit der verschiedenen Ökosysteme. Aber auch kritische Themen wie Bedrohungen, die sich aus den Eingriffen des Menschen in die Natur ergeben und nicht zuletzt auch die koloniale Ausbeutung in der Vergangenheit werden behandelt. Gemeinsam mit den Besucher*innen werden Fragen globaler Wechselbeziehungen und Verantwortung besprochen.
Aktuelle Kooperationen zwischen dem NHM und brasilianischen Institutionen betreffen neben der Erforschung und Beschreibung der Vielfalt von Pflanzen-, Tier-, und Gesteinsarten auch die Erforschung der Lebensweisen, der Umwelt, der sozialen Strukturen und der Krankheiten der Indigenen, die tausende Jahre vor der europäischen Kolonisierung lebten.
Das Memorandum of Understanding beinhaltet die gemeinsamen Ziele zur Unterstützung der Wissenschaft:
- Teilen von Erfahrungen und Expertise zur Erhaltung, Beforschung und Vermittlung von Natur- und Kulturerbe
- Unterstützung der Kooperation zwischen dem NHM Wien und brasilianischen Einrichtungen im Bereich Biodiversität und Nachhaltigkeit sowie der Sammlungsdigitalisierung
- Austausch von Wissenschaftler*innen
Quelle: OTS