Neue Eisbärin im Naturhistorischen Museum Wien
Foto: Mirjam Reither
NHM Wien und Zoo Schönbrunn intensivieren die Zusammenarbeit und unterstützen sich verstärkt
„Ist der Bär echt?“ – Eine Frage, die Kinder im Naturhistorischen Museum Wien öfter stellen. Ein fachgerecht angefertigtes Präparat ist nur schwer vom lebenden Tier zu unterscheiden. Verantwortlich dafür ist ein Team von Präparator*innen und Modellbauer*innen im NHM Wien, die das tote Tier mit großem künstlerischen und handwerklichen Geschick scheinbar wieder zum Leben erwecken und die typische Haltung und Form originalgetreu wiederherstellen. Kein Tier wird für die Präparation getötet, viele Tiere, die im Naturhistorischen Museum neu aufgestellt werden, sind im Tiergarten Schönbrunn verstorben.
Im Fall der Eisbärin, die am 9. Oktober 2022 trotz intensiver Betreuung durch Tierärzt*innen und Tierpfleger*innen aufgrund einer akuten Kolik im Zoo eingeschläfert werden musste, „wurde zunächst ein passgenauer Körper aus PU Schaum erstellt, ehe die Haut bzw. das Fell auf den Korpus präpariert werden konnte. Nach einer Trocknungsphase wurden rasierte Hautstellen mit Hilfe von Resten eines Eisbärfells aus der wissenschaftlichen Säugetiersammlung des NHM Wien ergänzt und das Präparat abschließend ‚geschminkt‘“, erklärt der Direktor der 1. Zoologischen Abteilung des NHM Wien, Dr. Ernst Mikschi. Insgesamt dauerte der Prozess rund vier Wochen, die Hälfte davon wurde allein für die Herstellung einer passgenauen Form aufgewandt.
Für den Tiergarten Schönbrunn, als zeitgemäßer, wissenschaftlich geführter Zoo, sind die Wissensvermittlung, die Forschung und der Beitrag zum Artenschutz von großer Bedeutung. So werden die Tierdaten in einer internationalen Datenbank gesammelt und stehen wissenschaftlichen Einrichtungen wie Museen für Forschungszwecke zur Verfügung.
„Der Tiergarten Schönbrunn arbeitet mit der Nichtregierungsorganisation Polar Bears International (PBI) zusammen, führt Forschungsarbeiten durch und finanziert Projekte in der Wildbahn. PBI ist die einzige Initiative weltweit, die sich ausschließlich auf die Rettung der Eisbären konzentriert. Das ist notwendig, da der Lebensraum der Eisbären aufgrund der Klimaerwärmung immer schneller schwindet - Eisbären benötigen für die Jagd auf Robben – ihre Hauptnahrung - geschlossene Packeisflächen, wo sie an Atemlöchern auf das Auftauchen der Tiere warten“, erläutert Dr. Folko Balfanz, zoologischer Kurator des Tiergartens Schönbrunn. Durch die Klimaerwärmung friert das Meereis später im Jahr und auch die Dicke des Eises nimmt ab, was unter anderem die Jagd als auch das Finden von Partner*innen erschwert.
Mit der Notwendigkeit des Eisbärenschutzes erreicht der Tiergarten Schönbrunn Millionen Besucher*innen. Somit fungieren die Eisbären im Zoo als Botschafter für ihre Artgenossen in der Wildbahn. Und auch nach ihrem Tod erfüllen die Tiere des Tiergartens zum Teil noch eine wichtige Botschafter- und Bildungsfunktion: diese Eisbärin nun weiter in der neuen Sonderausstellung „ARKTIS. Polare Welt im Wandel“, die von 08.11.2023 bis 22.10.2024 im Naturhistorischen Museum zu sehen sein wird. Die einzigartige Natur der Arktis, ihre Faszination und Verletzlichkeit sowie die rasanten Veränderungen in den arktischen Regionen bilden den thematischen Ausgangspunkt der neuen Ausstellung. Die deutlich sichtbaren und messbaren Auswirkungen des Klimawandels, aber auch die dadurch eingeleiteten geopolitischen Veränderungen, haben die Arktis ins Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit gerückt.
„Die Ausstellung beleuchtet die vielen Facetten und Rollen dieses einzigartigen Ökosystems aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie zeigt auf, dass die Arktis durch ihre entscheidende globale Rolle heute enger denn je mit dem Leben aller Menschen verbunden ist“, so NHM-Wien Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin Dr. Katrin Vohland über die Zielsetzung der neuen Schau.
Kurzfilm:
„Ein zweites Leben. Wie ein Eisbär-Präparat entsteht“ von BA Christina Rittmannsperger
https://www.youtube.com/watch?v=bRb681jS_uQ
Quelle: OTS