Wien: Neuer Wiener Gesundheitsbericht zu Sexualität bei chronischen Erkrankungen
Interviews mit Expert*innen aus Medizin, Psychologie, Psychotherapie und Pflege
Internationale Forschungsergebnisse zeigen, dass Sexualität Einfluss auf Gesundheit und Lebensqualität hat. Was jedoch bisher kaum untersucht wurde, ist die Bedeutung von Sexualität bei chronischen Erkrankungen. Um diese Lücke zu schließen, hat die strategische Gesundheitsversorgung der Stadt Wien Expert*innen aus Medizin, Psychologie, Psychotherapie und Pflege interviewt und den Bericht „Sexualität bei chronischen Erkrankungen“ erstellt, der unter https://tinyurl.com/2w5hpzc6 heruntergeladen verfügbar ist.
Die Expert*innen geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und berichten von ihren Erfahrungen in der Praxis. Zur Förderung der Patient*innenpartizipation wurden außerdem Eindrücke der Wiener Selbsthilfegruppen miteinbezogen. Der Bericht bildet statistische Auswertungen der österreichischen Gesundheitsbefragung ATHIS zu sexueller Zufriedenheit der Wiener*innen ab.
Sexualität als Tabuthema im Gesundheitswesen
Das Thema Sexualität ist im Gesundheitswesen stark tabuisiert. Gründe dafür sind Schamgefühle der Betroffenen, aber auch mangelnde Schulungen des Gesundheitspersonals. Die Lösung sexueller Probleme kann zu einer verbesserten Lebensqualität führen und bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung als positive Ressource angesehen werden.
Die Zufriedenheit mit der Sexualität verändert sich bei Auftreten einer chronischen Erkrankung. Einschränkungen und Herausforderung nehmen zu – bei Frauen in größerem Ausmaß als bei Männern. Sexualität bleibt vielen Personen wichtig, auch wenn sie erkranken oder älter werden. Betroffene berichten von Scham, Verunsicherung und dem Wunsch nach Informationen. Die befragten Expert*innen wünschen sich fachspezifische Schulungen, Vergütung und genügend Zeit für sexualmedizinische Beratung. Faktoren, die Sexualität trotz chronischer Erkrankung stärken können, sind: Akzeptanz des eigenen Körpers, gesunder Lebensstil, ein umfassendes Verständnis von Sexualität (Berührung, Zuneigung) und eine gute Kommunikation mit dem oder der Partner*in.
Informationslücken in der Ausbildung schließen
Das nach wie vorherrschende Tabu im Gesundheitswesen, offen über Sexualität zu sprechen, hemmt sowohl Patient*innen als auch Behandler*innen. Die aus den Analysen in dem Bericht abgeleiteten Handlungsempfehlungen beziehen sich vor allem auf das Schließen der Wissens- und Informationslücken und der Verankerung des Themas in der Ausbildung der einzelnen Gesundheits- und Sozialberufe.
Quelle: Stadt Wien