Graz: "Niemals wieder" ist ein Auftrag an uns alle
200 Teilnehmer:innen nahmen an Mahnwache gegen Antisemitismus teil
Ein klares, starkes Zeichen gegen den zunehmenden Antisemitismus und für die Unterstützung von Jüdinnen und Juden setzten die mehr als 200 Teilnehmer:innen, die gestern, 8. November 2023, in den frühen Abendstunden auf den Grazer Freiheitsplatz gekommen waren. Sie waren dem Aufruf eines Personenkomitees zu einer Mahnwache gefolgt, die anlässlich des 85. Jahrestages an den Novemberpogrom 1938 erinnerte. Das angrenzende Schauspielhaus unterstützte durch eine besondere Dachbeleuchtung die Gedenkveranstaltung ebenso wie die zahlreichen Vertreter:innen aus Politik und Gesellschaft, die auf den Freiheitsplatz gekommen waren. Nach einer Lesung aus den persönlichen Erinnerungen des Rabbiners David Herzog an den Novemberpogrom 1938 wurde von den Teilnehmer:innen über den Freiheitsplatz hinweg ein "Feld der Empathie" geformt. Ein ebensolches fand zeitgleich in Gleisdorf statt.
"Angesichts der aktuellen Lage brauchen wir besonders dringend solche Zeichen, damit wir weiterhin friedvoll zusammenleben; Danke an alle, die dazu hierher gekommen sind", betonte Edith Zitz, eine der Initiator:innen der Mahnwache. Unterstützt wurde die Initiative des Personenkomitees, unter ihnen Margarethe Makovec, Barbara Kasper, Heidrun Primas, Wolfgang Seereiter u.v.a. auch durch die Schirmherrschaft von Landeshauptmann Christoph Drexler.Zahlreiche Politiker:innen, unter ihnen Bürgermeisterin Elke Kahr, Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, die Grazer Stadträte Günther Riegler, Manfred Eber und Robert Krotzer nahmen an der Mahnwache teil, wie auch Vertreter:innen aus dem Landtag und dem Gemeinderat.
"Niemals wieder" ist ein Auftrag an uns alle
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte zu dieser Mahnwache folgendes Statement geschickt, das bei der Mahnwache verlesen wurde:
"In diesen Tagen jähren sich die Novemberpogrome zum 85 Mal. Nazihorden fielen - von deren Führung wohlorchestriert - am 9. November und in den darauffolgenden Tagen über jüdische Geschäfte, Wohnungen, Einrichtungen und Menschen her. Es wurde geplündert und gebrandschatzt. Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft wurden durch Nazis und deren Mitläufer gejagt, verhaftet, gefoltert und ermordet.
Heute, 85 Jahre später, nehmen Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus neuerlich zu. Das ist nicht hinzunehmen. Wir müssen jeder Form des Antisemitismus geschlossen entgegentreten und dafür sorgen, dass Jüdinnen und Juden sich auf unseren Straßen sicher fühlen. Es ist unsere immerwährende Verantwortung, gerade auch angesichts der schrecklichen, barbarischen Taten, die auf unserem Boden an jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern verübt wurden, strikt und entschieden und aus tiefstem Herzen gegen jede Form von Antisemitismus aufzutreten.
Antisemitismus hat hier keinen Platz. Hass hat hier keinen Platz. Wir dürfen ihn nicht tolerieren, egal in welcher Gestalt. Bei Gedenkfeierlichkeiten wie dieser wird oft das „Niemals wieder" beschworen.Die letzten Tage haben uns gezeigt, dass diese wichtige Losung heute aktueller denn je ist. „Niemals wieder" ist ein Auftrag an uns alle.
Der Kampf gegen Antisemitismus ist nicht nur ein Anliegen von Jüdinnen und Juden. Nein. Der Kampf gegen Antisemitismus muss ein Anliegen der österreichischen Gesellschaft, der Republik Österreich und des gemeinsamen Europas insgesamt sein. Das müssen wir zeigen. Nicht irgendwann, sondern jetzt."
Quelle: Stadt Graz