Wien: Nur noch bis 4. Juni: 100 Missverständnisse über und unter Juden
Das Bild von Jüdinnen und Juden ist in weiten Teilen der Mehrheitsgesellschaft von zahlreichen Missverständnissen geprägt. Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, spürt seit 30. November 2022 diesen Missverständnissen nach, sucht nach deren Hintergründen, hinterfragt und parodiert sie oder begegnet ihnen mit einem augenzwinkernden Lachen. Dabei geht es der Ausstellung nicht darum, Vorurteile gegen Jüdinnen und Juden aufzulösen, sondern nach den dahinterliegenden Missverständnissen zu fragen und diesen auf unterschiedlichen Ebenen – von historisch bis künstlerisch – zu begegnen. Die Sonderausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“ ist nur noch bis 4. Juni 2023 zu sehen.
Kritischer Blick auf die eigene Museumsarbeit
Wie aktuell diese Missverständnisse sind, zeigte sich nicht nur auf den Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, als sich Impfgegner*innen ein jüdisches Opfernarrativ aneigneten. Sie zeigt sich aber immer wieder auch in manchen erinnerungskulturellen Debatten, in denen alles tatsächlich oder nur angeblich Jüdische mit der Aura der Trauer belegt oder romantisch idealisiert wird. Manche Missverständnisse sind alt, manche haben sich erst nach der Schoa herausgebildet.
Auch jüdische Museen haben in Vergangenheit und Gegenwart ebenso dazu beigetragen, Missverständnisse und stereotype Bilder über Jüdinnen und Juden zu verfestigen. Die Ausstellung wirft einen kritischen Blick auf die eigene Museumsarbeit und fragt nach Missverständnissen, die dieser zugrunde liegen. Missverständnisse stammen nicht von der Mehrheitsgesellschaft allein, sondern basieren auch auf Vorstellungen unter Jüdinnen und Juden. Eine gefühlte Verpflichtung zur innerjüdischen Solidarität oder die Idee einer gesamtjüdischen Geschichte führen zu Selbst- und Fremdbildern, die einem kritischen Blick oft nicht standhalten.
Finissage-Führungen am 4. Juni
Am letzten Tag der Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“ am 4. Juni 2023 gibt es um 11.00, 15.00 und 16.30 Uhr die Möglichkeit, sich im Rahmen einer besonderen Führung von einigen der 100 Missverständnisse zu verabschieden. Zu diesen Terminen stehen Kuratorinnen und Vermittlerinnen zur Verfügung, denen die Teilnehmer*innen beim Zwiegespräch über ausgewählte Objekte in der Ausstellung zuhören und sich einmischen können. Teilnahme mit Führungsticket (3 Euro) und gültigem Eintrittsticket. Um Anmeldung wird gebeten, telefonisch unter +43 1 535 04 31-1538 oder per E-Mail unter [email protected].
Quelle: Stadt Wien