Graz: Öffentlicher Verkehr - Präsentation des Endberichts
Die unterirdischen S-Bahn-Lösungen werden weiter geprüft
Nach rund einem Jahr Arbeitszeit liegen nun die Ergebnisse des Expertenberichtes zur ÖV-Strategie in Graz vor. Fünf Lösungen wurden ausgehend von einem Referenzfall von Expert:innen erarbeitet, um Daten für den optimalen Ausbau der Grazer Öffis zu liefern. Nach Abschätzung der Kosten- und Nutzenrelation der verschiedenen Konzepte werden nun die beiden unterirdischen S-Bahnlösungen weiter geprüft. Eine Entscheidung sollte Ende des Jahres vorliegen.
Rund ein Jahr beschäftigte sich ein Expertengremium rund um Stadtbaudirektion, Verkehrsplanung, Holding, Land Steiermark und externen Experten sowie dem prozessbegleitenden Unternehmen Trigon mit den vom Stadtsenat vorgegebenen Fragestellungen. Ziel war es, das passende ÖV-System für die Erreichung von 30 % ÖV-Anteil im Mobilitätsmix (Modal Split) zu finden. "Ich danke den Experten der Arbeitsgruppe für ihre fundierte und detaillierte Untersuchung. Als Verkehrsstadträtin sehe ich mich klar in meinem Kurs für Graz bestätigt: Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs hat Priorität und muss Hand in Hand mit dem Ausbau der aktiven Mobilität und der Attraktivierung des öffentlichen Raums gehen. Nur so können wir die ungemein dringlichen Klima- und Umweltziele im Sinne einer positiven Zukunft für nachfolgende Generationen erreichen", erklärt Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner.
Als Basis für die verschiedenen Modelle gilt der Referenzfall 2040, bei dem man davon ausgeht, dass die S-Bahn mitsamt Nahverkehrsknoten ausgebaut, die Straßenbahn samt Entlastungsstrecke realisiert, die städtischen Buslinien im Bereich Hauptbahnhof - Universität verstärkt wurden und die Regionalbusse in einem mindestens 30-minütigen Takt fahren.
Beim Konzept der Metro sind zwei Linien vorgesehen. Diese führen von Osten nach Westen bzw. von Norden nach Süden. Diese Lösung würde die höchsten Resultate für Grazer:innen, die zweithöchsten Ergebnisse für Pendler:innen im Modal Split erreichen. Allerdings sind sowohl die Erstinvestitionskosten als auch die jährlichen Kosten für Infrastruktur und Betrieb für die Holding Graz hoch.
Die City S-Bahn würde vor allem von Süden eine direkte Anbindung Richtung Andritz forcieren und auf bestehenden Gleisen eine Anbindung zum Ostbahnhof ermöglichen. Außerdem integriert das Konzept einen Ausbau der Straßenbahnen im Sinne einer Ringlinie. Die City S-Bahn birgt zwar die geringsten Baukosten, verbraucht aber verhältnismäßig viel Platz an der Oberfläche. Im Modal Split liegt sie im Mittelfeld.
Das Konzept des S-Bahntunnels lang sieht einen Ausbau des Straßenbahnnetzes in Kombination mit einem S-Bahntunnel durch die Innenstadt vor. Dieser würde teilweise in bergmännischer Grabung (untertags) gebaut werden. Ein Teil der Strecke würde offen gebaut werden. Im Modal Split liegt dieses Konzept sowohl für Grazer:innen als auch für Pendler:innen an zweiter Stelle.
Ein kurzer S-Bahntunnel würde in meist offener Bauweise realisiert werden. In diesem Konzept ist auch ein neues, komplexes Straßenbahnnetz mit 16 Linien und ein gänzlich neues Busnetz vorgesehen. Ein kurzer S-Bahntunnel wäre im Mobilitätsmix vor allem für Pendler:innen von Vorteil, für Grazer:innen liegt das Konzept im Mittelfeld.
Beim Straßenbahn Maximal-Konzept ist der Ausbau der bereits bestehenden Linien um weitere 62 Kilometer vorgesehen. Außerdem würde die S-Bahn erweitert werden. Die Erhaltungskosten liegen bei diesem Konzept auf Platz zwei, im Modal Split liegt der Ausbau der Straßenbahnlinien hinter den anderen Konzepten.
In die Berechnungen wurden nicht nur die Anteilsveränderungen im Mobilitätsmix miteinbezogen, sondern auch qualitative Makro-Kriterien wie Umweltauswirkungen, Auswirkungen an den Baustellen und Attraktivität der Nutzung in Bezug auf Fahrtzeit und Umstiegsmöglichkeiten der Nutzer:innen.
So verschieden die Konzepte auch aussehen, in einigen Punkten sind sich die Experten einig. Die Straßenbahnen in Graz sollten ausgebaut werden, vor allem die Süd-West und Nord-West Linien und Straßenbahnen Richtung Liebenau und St. Peter. Außerdem müssen Flächen für Remisen und Werkstätten gesichert werden. Sicher sind sich die Experten auch beim S-Bahn Ausbau durch die Nahverkehrsknoten Gösting, Reininghaus, Wetzelsdorf und Straßgang bzw. Seiersberg. So könnten auch die Regionalverbindungen in die Umlandgemeinden sichergestellt werden. Stadtbaudirektor Bertram Werle ergänzt: "Die Experten sind sich einig, dass alle Maßnahmen in der gesamten Region wirksam werden müssen. Unabhängig von unterirdischen Lösungen sind der intensive flächige Bus- und Straßenbahnausbau, die S-Bahn-Attraktivierung, dem Ausbau von Park, Ride und Bike-Anlagen alternativlos."
Bund und Land sollen bei der Finanzierung mithelfen
Durch den (unterirdischen) Ausbau der S-Bahn würde ein Netz für Grazer:innen sowie Pendler:innen und die gesamte Region geschaffen, wodurch auch Bund und Land am Zug seien. Ziel sei es, ein leistungsfähiges Öffi-Netz für Graz und die Region zu etablieren und gemeinsam mit der Mobilitätsstrategie und der Rad-Offensive ein Verkehrskonzept für die Stadt aufzustellen. "Wie die vorliegenden Daten zeigen, ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, besonders der Straßenbahn und der S-Bahn, eine der wichtigsten Aufgaben. Dazu brauchen wir auch die Unterstützung des Landes und des Bundes", so Bürgermeisterin Elke Kahr.
Quelle: Stadt Graz