Steiermark: Pandemie und Pflege

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Über 35 Expertinnen und Experten waren der Einladung von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß zum Austausch im Bereich der Pflege gefolgt. 
Foto: Land Steiermark/Binder
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LR Bogner-Strauß kündigte eine Arbeitsgruppe für die Ausarbeitung eines Personalbedarfsplan 2030 an. 
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16 Okt 08:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

LR Bogner-Strauß lud zu hochkarätigem Gipfel zum Austausch im Bereich der Pflege:

Graz (15. Oktober 2021).- Rund 40 Expertinnen und Experten sowie Verantwortliche im Bereich Pflege sind der Einladung in den Rittersaal im Grazer Landhaus am 15. Oktober 2021 gefolgt. Alle im Landtag vertretenen, Träger wie die Caritas und die Volkshilfe, Vertreterinnen und Vertreter der KAGes, Berufsverbände sowie Verantwortliche seitens des Landes trafen sich, um die Ergebnisse der Mortalitätsstudie in den steirischen Pflegewohnheimen, dem Bericht der Untersuchungskommission zu Vorgänge im Pflegewohnheim Tannenhof, Qualitätssicherungsmaßnahmen und nicht zuletzt die Personalsituation zu erörtern.

Ergebnisse MortalitätsstudieDie seitens des Landes in Auftrag gegebene Studie zur Mortalität wurde von EPIG GmbH - Planungs- und Entwicklungsinstitut für Gesundheit in Graz - ausgeführt. Untersucht wurde anhand von Daten Todesfälle in 224 steirischen Pflegeheimen im Jahr 2020. Unabhängig von der Todesursache verstarben 2020 4.890 Menschen in steirischen Pflegeheimen. Das sind 1.155 mehr als im Durchschnitt der letzten Jahre. Von der Übersterblichkeit betroffen waren Bewohnerinnen und Bewohner aller Altersgruppen und Geschlechter, wobei das Mortalitätsrisiko durch die Pandemie bei hochaltrigen Männern (85+) am höchsten lag. Auch regional gab es Unterschiede: So war die Übersterblichkeit im Bezirk Murau mit 152 pro 1.000 Bewohnerinnen und Bewohner am höchsten, am wenigsten betroffen war der Bezirk Voitsberg (29/1.000 Bewohnerinnen und Bewohner), mit erheblich jüngerem Klientel. Die Analysen liefern Hinweise darauf, dass die Pflegeheimgröße einen Einfluss auf die Mortalität der Bewohnerinnen und Bewohner haben könnte. Die beobachtete Sterblichkeit von Bewohnern kleiner Heime (bis 70 Klientinnen und Klienten), mittlerer (bis 130 Klientinnen und Klienten) und großer Heime (ab 130 Klientinnen und Klienten) lag zwischen 100/1.000 und 111/1.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Im Vergleichszeitraum 2015 bis 2019 zeigt sich aber, dass kleinere Pflegeheime in den Wintermonaten eine geringere Mortalität aufweisen als mittlere und diese wiederum geringere als große Heime. Ursache hierfür könnte die Größe der baulichen und organisatorischen Einheiten sein, die in größeren Pflegeheimen möglicherweise die Ausbreitung von Infektionen begünstigt, so die Studienautorinnen und -autoren.

Der Vergleich von privat-gewerblich geführten Heimen einerseits und öffentlichen sowie privat-gemeinnützig geführten Heimen andererseits liefert keine Hinweise darauf, dass privat-gewerbliche Heime eine schlechtere Versorgung während der Pandemie geboten hätten.

Bericht Expert*innenkommission TannenhofDie Steirische Landesregierung setzte im März eine Expert*innenkommission zur Untersuchung für Verbesserungsmöglichkeiten im medizinischen, hygienischen, pflegerischen und legistischen Bereich ein. Es wurden Befragungen von Verantwortlichen des Assistenzeinsatzes, der Behörden als auch mit Pflegemitarbeitenden und Angehörigen geführt. Die Pflegeombudsfrau Michaela Wlattnig präsentierte im Rahmen des Pflegegipfels die Empfehlungen der Expert*innenkommission. Pflegefachlich ist vor allem Führung, Information und ein Krisenplan zu empfehlen. Medizinisch wird vorgeschlagen, ärztliche Versorgungskontinuität herzustellen. Die behördlichen Kontrollen der Pflege sollten auch die medizinische Versorgung umfassen. Für den Bereich der Hygiene wird die Einstellung einer Hygienefachkraft pro 200 Betten empfohlen, wie die Erstellung eines betriebsspezifischen Hygieneplans, der auch laufend evaluiert werden soll. Zur Sicherstellung der pflegerischen Qualität gibt die Expert*innenkommission die Empfehlung ab, die Kontrollen durch das Land - und nicht wie bisher durch die Bezirkshauptmannschaften - durchzuführen. Diese sollten einmal jährlich unangekündigt, umfassend und in Begleitung der Behördenleiterin bzw. des Behördenleiters durchgeführt werden. Auch empfiehlt die Kommission bei diesen Kontrollen Pflegevisiten an 10% der Bewohnerinnen und Bewohner durchzuführen.

In der Diskussion wurde der Personalmangel, bzw. Arbeitsbedingungen immer wieder angesprochen, der Handlungsbedarf erfordere. Auch waren Stimmen zu hören, die sich eine breitere Diskussion über das Thema Pflege wünschen, wie auch feststellen, dass viele Pflegende sich mit dem gezeichneten Bild der ausgebrannten und überforderten Pflegekräfte nicht identifizieren können. Landesrätin Juliane Bogner-Strauß kündigte eine Arbeitsgruppe für die Ausarbeitung eines Personalbedarfsplan 2030 an.

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß: „Aus der Pandemie haben wir gerade gelernt, dass wir nur gemeinsam diese bekämpfen und besiegen können. Gemeinsam werden wir auch den künftigen Herausforderungen begegnen. Ich bedanke mich für den Austausch."


Quelle: Land Steiermark



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