Kärnten: Pflege im Blickpunkt: Enquete, Konferenz und caring communities
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LR.in Beate Prettner: Pflegewesen steht großen Herausforderungen gegenüber - „Pflege-Turbo“ muss jeden Tag aufs Neue gezündet werden – zwei große Tagungen in Kärnten mit Empfehlungen an die Bundespolitik - Pflegenahversorgung boomt – caring communities
KLAGENFURT. Die Altersstruktur der Kärntner Bevölkerung verschiebt sich jedes Jahr ein bisschen mehr in Richtung „Alterung“: Die Zahl der älteren und damit einhergehend auch der pflegebedürftigeren Generation nimmt zu, die Zahl der Jüngeren nimmt ab. Nach mehr als 10.000 Geburten pro Jahr in den 1960er Jahren verzeichnet Kärnten aktuell nur noch knapp über 4000 Geburten. „Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2040 die Altersgruppe der ab 65-Jährigen fast drei Mal so groß sein wird wie die Altersgruppe der bis 15-Jährigen. Das macht deutlich, in welchem Ausmaß die Herausforderungen für das Pflegewesen steigen“, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner. Diesem Trend müsse man massiv und auf unterschiedlichen Ebenen entgegenwirken: „Mehr Pflegekräfte und deren Entlastung; die Verstärkung der (präventiven) Betreuung zu Hause und in den Gemeinden; die Nutzung neuer Technologien im Pflegealltag; und eine Fortsetzung der Offensive in der Pflegeausbildung: Das waren die vier Schwerpunkte, denen wir uns in den vergangenen Monaten besonders intensiv gewidmet haben, genauso, wie wir es am Tag der Pflege 2023 versprochen haben“, erklärt die Landesrätin im Vorfeld des Tages der Pflege 2024. Dieser findet am 12. Mai statt und wird international begangen.
Wie die Gesundheitsreferentin informiert, bereite sich Kärnten aktuell auf zwei große Pflege-Veranstaltungen vor: Am 28. Mai findet im Kärntner Landtag eine Pflege-Enquete - „Zukunftsstrategien für die Pflege“ - mit Fachexperten statt. Dabei werden das Thema Pflege und insbesondere mögliche Strategien für die Zukunft von unterschiedlichsten Seiten beleuchten. Am 9. November wird Kärnten Gastgeber für die Jahrestagung des Österreichischen Komitees für Soziale Arbeit, ÖKSA, sein: Die Tagung steht unter dem Titel „Pflege und Betreuung als knappes Gut – Auswirkungen, Chancen, Strategien.“ Zur Tagung sind Topreferenten geladen, unter ihnen auch Bundesminister Johannes Rauch. Thematisiert werden u. a. Personalmangel und mögliche Lösungsansätze, internationale good practice Modelle, Digitalisierung und KI, volkswirtschaftliche und soziale Effekte. Übrigens: Die ÖKSA wird die Ergebnisse der Tagung als Empfehlungen an die Bundespolitik für die Regierungsperiode 2024-2029 weitergeben. „Die Konferenz findet im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung statt und ist ein Zeichen dafür, welchen Stellenwert wir diesem Thema einräumen. Wir wissen: Gerade diese gesellschaftliche Herausforderung kann nur in gemeinsamen Kraftakten gehoben werden. Wir alle sind gefordert, neue Wege zu gehen“, ist Prettner überzeugt.
Einen neuen Weg hat das Land Kärnten bereits im Jahr 2018 eingeschlagen: Mit der Pflegenahversorgung. Heute, nur sechs Jahre später, ist diese nicht mehr wegzudenken. Sie boomt. „Der Bund hat das Projekt unter dem Namen community nursing ebenfalls übernommen“, so Prettner. In Kärnten hat man aber schon den nächsten Schritt gesetzt: „Wir haben innerhalb unserer knapp 100 Gemeinden mit Pflegenahversorgung ein Ehrenamtmodell installiert. Aktuell sind bereits mehr als 600 Ehrenamtliche mit an Bord.“ Laut wissenschaftlichen Untersuchungen sei tatsächlich eine Verschränkung von professionellen Versorgungssystemen mit dem großen ehrenamtlichen Potenzial in der Gesellschaft das Um und Auf: „Genau das tun wir in Kärnten mit dem Ehrenamtmodell in der Pflegenahversorgung“, sagt Prettner. Sie ist überzeugt: „In Zukunft werden caring communities bzw. gemeindenahe Zentren und Sorgenetze massiv an Bedeutung gewinnen. Wir legen in Kärnten bereits die Weichen dafür.“
Zahlen zur Pflege in Kärnten:
• Kärnten verfügt über 79 Pflegeheime mit 5861 bewilligten Plätzen und rund 3100 Beschäftigten (ohne Verwaltung, Küche, Reinigung etc.). Dazu kommen jene 120 Vollzeitkräfte, die das Land Kärnten zur Entlastung des Pflegepersonals zusätzlich finanziert – mit rund 2,4 Millionen Euro pro Jahr.
• Bei den Mobilen Diensten betreuen rund 1800 Mitarbeiter 11.000 Klienten und wenden dafür pro Jahr bereits mehr als 1 Million Stunden auf.
• Rund 2200 Familien nehmen eine 24-Stunden-Betreuung in Anspruch. Diese wird pro Monat und Klienten mit 800 Euro unterstützt (60 Prozent vom Bund, 40 Prozent vom Land).
• 96 Gemeinden mit Pflegenahversorgung
• Zusätzlich mehr als 600 Ehrenamtliche im Ehrenamtmodell der Pflegenahversorgung
• In Kärnten befinden sich aktuell 1700 Nachwuchskräfte in einer Pflege-Ausbildung. Die Ausbildungen dauern ein Jahr (Pflegeassistenz), zwei Jahre (Pflegefachassistenz) oder drei Jahre (Diplomierte Pflegefachkraft). Zudem gibt es verkürzte, aber auch berufsbegleitende Ausbildungen sowie die Möglichkeit der Ausbildung zur Pflegefachassistenz mit Matura (ab September an vier Standorten in Kärnten).
Quelle: Land Kärnten