Innsbruck: Plattform 6020 - Christopher Friess

Foto: C. Friess

Ausstellung „years from now“ von 3. April bis 24. Mai
Die städtische Fördergalerie Plattform 6020 (Amraser Straße 2, Erdgeschoß) zeigt von 3. April bis 24. Mai in der Ausstellung „years from now“ Werke des Tiroler Künstlers Christopher Friess in der Fresko- und Sgraffitotechnik. Die Ausstellung wird am Mittwoch, 2. April, um 19.00 Uhr eröffnet. Zur Ausstellung spricht Dr.in Veronika Berti (Kunsthistorikerin).
Zur Ausstellung
Die Wand ist nicht nur eine physische Barriere, sondern auch eine metaphorische Grenze zwischen Schein und Wirklichkeit. Bereits in Platons Höhlengleichnis spielt sie als Bildträger und Trennung zwischen verschiedenen Bewusstseinsebenen eine zentrale Rolle. „years from now“ entspringt der unerfüllbaren Sehnsucht nach einer Welt ohne Wände oder dem Wunsch, zumindest einen Blick hinter jene Projektionsflächen werfen zu können. Es geht um die Hoffnung, der Verletzlichkeit und physischen Begrenztheit des eigenen Körpers zu entrinnen, sowie einer Kulturindustrie, die sich in der stumpfsinnigen Verwertung ihrer eigenen Inhalte verliert. Die Ausstellung zeigt Wandfragmente in der Fresko- und Sgraffitotechnik, welche verschiedene Aspekte dieses Verlangens anhand spiritueller, mythologischer und gesellschaftspolitischer Themen veranschaulichen.
Die Werkgruppe „Foreign object damage“ umfasst eine Sammlung von Gemälden, die in der historischen Freskotechnik ausgeführt sind. Sie behandelt die Körperlichkeit des Menschen und die Einschreibung von Gewalt in Material, Körper und Geschichte als allgegenwärtige Bedrohung. Die gezeigten Werke stellen Parallelen zwischen der menschlichen Haut und der Wandoberflächen als architektonische „Haut“ dar. Tatsächliche Einschusslöcher und die Darstellung von Verwundung erzeugen den Eindruck von Fleischlichkeit, was durch die illusionistische Malweise und die naturgetreuen Proportionen verstärkt wird. Eingriffe in die Kalkputzoberfläche transformieren die Werke über das Malerische hinaus zu realen Artefakten von Gewalteinwirkung. Auch wenn einige Bilder Mythen, Zeitgeschehen und kulturelle Symbole aufgreifen, sind sie in erster Linie eine Auseinandersetzung mit der Poesie von Körperlichkeit und der damit einhergehenden Verletzlichkeit.
„Gooner's delight“ erzählt vom Überlebenskampf des Minotaurus und seines Bezwingers, Theseus. Wir sollten uns dabei den Minotaurus nicht als blutrünstiges Monster vorstellen, sondern als armselige Kreatur in der Gefangenschaft seines Unterdrückers. Theseus wiederum ist kein kaltblütiger Matador, sondern spielt die Rolle des vermeintlich ruhmreichen Befreiers. Beide duellieren sich als Gladiatoren, verstrickt in eine Art Stellvertreterkrieg zwischen Herrschern oder Göttern. Das Schauspiel in der Arena zieht uns jedoch so tief in seinen Bann, dass ein Blick hinter die Fassade unmöglich scheint.
Der „gooner“ als stumpfsinniger Handlanger oder lustgetriebener Internetuser auf der Suche nach dem absoluten Nervenkitzel spiegelt sich nicht nur in den beiden Kämpfern oder im Publikum wider, sondern ebenso im Tyrannen. Denn durch exzessiven Konsum von Pornographie oder „brainrot“-Inhalten sind alle Akteure des Spektakels in einer Spirale wachsender Selbstentfremdung gefangen, ein System, das Unterhaltung als Herrschaftsform perfektioniert hat. „Gooner's delight“ ist in der Sgraffitotechnik ausgeführt, die über Jahrhunderte zur Gestaltung von Fassaden genutzt wurde, oft als Fläche für politische Parolen und Bekundungen.
Zum Künstler
Christopher Friess (*1998, Kufstein) ist ein transdisziplinärer Künstler. Er beschäftigt sich unter anderem mit sozialen Strukturen, Domestizierung und der kulturgeschichtlichen Rolle von Bildproduktion. Friess studiert an der Universität für angewandte Kunst Wien. Einzel- und Gruppenausstellungen, darunter in Wien, München, Genf und St. Petersburg.
Das Rahmenprogramm
Kinder von sieben bis zwölf Jahren stellen am Mittwoch, 9. und 30. April, jeweils von 15.00 bis 16.30 Uhr, in der Kreativwerkstatt „Atelier 6020 kids. Wandmalerei“ kleine Wände mit Spachtelmasse auf Holz selbst her, bearbeiten und bemalen sie. Die Kinder können das Stück Wandmalerei dann mit nach Hause nehmen (Online-Anmeldung erforderlich, beschränkte Teilnehmerzahl).
Am Freitag, 9. Mai, von 15.00 bis 17.00 Uhr, experimentieren Jugendliche 13+ und Erwachsene im Workshop „Atelier 6020“ mit der antiken Maltechnik Freskomalerei. Wir verputzen den Malgrund und stellen selbst unsere eigenen Farben aus Pigmenten und Bindemittel her (Online-Anmeldung auf der Website der Stadtbibliothek).
Beim „Spot on! Kunstgespräch“ am Mittwoch, 21. Mai, von 17.30 bis 18.30 Uhr, spricht Kulturvermittlerin Christina Blum mit dem Künstler über seine Ausstellung (ohne Anmeldung).
Anmeldungen und weitere Informationen unter stadtbibliothek.innsbruck.gv.at/de/plattform-6020/aktuell/63-0.html
Öffnungszeiten der Galerie
Mo. und Di. 14.00-19.00 Uhr, Mi. bis Fr. 10.00-19.00 Uhr, Samstag 10.00-17.00 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geschlossen.
Quelle: Stadt Innsbruck