Steiermark: Polarisierung als Mittel zur Gewinnung von Macht und Reichweiten?
Foto: Gernot Gleis
Peter Plaikners Medienherbst 2020
Graz (26.11.2020).- Medienexperte Peter Plaikner zeichnete gestern Abend in der von der Kommunikation Land Steiermark organisierten Online-Veranstaltung „Plaikners Medienherbst 2020" ein eindringliches Bild von den Herausforderungen und Gefahren, vor denen die westliche Gesellschaft, durch das bewusste Polarisieren durch Medien, aber auch durch Parteien, steht.
Als anschauliches Beispiel diente ihm dafür die Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Dort sei die Strategie der republikanischen Partei die Gesellschaft zu polarisieren und gleichzeitig ganz bewusst das Vertrauen in die klassischen Medien zu zerstören, sehr erfolgreich gewesen und habe ihnen auch zu Wahlerfolgen verholfen. Letztlich sei einem erneuten Wahlsieg von Donald Trump vor allem Corona dazwischengekommen, zeigte sich Plaikner überzeugt. Untermauert hat er dies mit einer Gallup Studie, die zeigt, wie sehr die Vertrauensschere in den USA je nach Parteizugehörigkeit auseinandergeht. „Waren es 1998 noch 41 Prozent der Republikaner, die Vertrauen in die klassischen Medien hatten, so sind es heute nur mehr unglaublich geringe zehn Prozent!" Es wurden ganz bewusst neue Mediendienste und Plattformen als Angriff auf die klassischen Medien gegründet. Mit Erfolg: Fox News, Breitbart, Daily Caller etc. bilden heute im Verbund mit Sozialen Medien den Hauptteil der Informationsquellen für viele Amerikanerinnen und Amerikaner. Und zahlreiche Studien, unter anderem von Pew Research zeigen: Noch nie war Amerika so gespalten wie heute.
Was das für Europa, für Österreich bedeute? „Nichts Gutes, wenn wir nicht massiv dagegenhalten, und nicht in erster Linie Medien fördern, sondern Medien- und Recherchequalität sowie ‚Public Value´-Inhalte", so Plaikner. Umso überraschender sei, dass in Österreich der Boulevard bei Inseraten - auch von den öffentlichen Haushalten - ungleich besser bedient werde, als die anerkannten Qualitätsmedien. Schließlich sei die Qualität der Information entscheidend für den Fortbestand und das Gedeihen von Demokratie. Vielleicht werde die jetzige Regierung ja diese Chance nutzen: Die Bundesbeschaffungsagentur schreibt derzeit einen Werbeetat von 180 Millionen Euro europaweit auf vier Jahre aus. Dazu kommt noch eine Ausschreibung für Kreativleistungen über 30 Millionen Euro. Geld sei da, nun komme es aber auf die richtigen Kriterien für die Vergabe an, so Plaikner.
Herausgeber-Verantwortung für Soziale Medien
Genauso wichtig sei es, Sozialen Medien endlich denselben Verantwortungs-Rucksack wie den klassischen Medienhäusern umzuhängen. Denn die Nutzung der Sozialen Medien steigt und steigt: Am öftesten wird in Österreich „WhatsApp" genutzt: 74 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher nutzen es regelmäßig. Danach folgt „Facebook" mit 52 Prozent und „Instagram" mit 27 Prozent, gefolgt von „Snapchat" (11 Prozent), „Twitter" (acht Prozent) sowie „LinkedIn" (sechs Prozent).
Quelle: Land Steiermark