Österreich: Psychische Gesundheit für alle. Versorgung neu denken. Lücken schließen

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Psychische Gesundheit für alle. Versorgung neu denken. Lücken schließen
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22 Jän 20:00 2024 von OTS Print This Article

ExpertInnennetzwerk für die Zukunft: Zukunftsweisende Weichenstellung in der Versorgung

Am Montag, den 22. Jänner 2024, fand im Presseclub Concordia die Pressekonferenz "Psychische Gesundheit für alle. Versorgung neu denken. Lücken schließen" statt. Gemeinsam mit Institutionen wie Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Armutskonferenz, Volkshilfe und der Österreichischen Krebshilfe setzte der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) ein deutliches Zeichen für eine umfassende, Unterstützung aller betroffenen Menschen in Österreich.

Die Diskussion konzentrierte sich auf die jüngste Aufnahme der klinisch-psychologischen Behandlung ins Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG) zum 1. Jänner 2024. Alle Anwesenden betonten die historische Bedeutung dieses Schrittes für die psychische Gesundheit der Bevölkerung und beleuchteten, wie diese Neuerung positiven Wandel für zahlreiche Menschen in Österreich bringen wird.

Die hochkarätig besetzte Pressekonferenz gewährte tiefe Einblicke in die Perspektiven der verschiedenen Institutionen und ihre Sicht auf die wachsende Bedeutung der Psychologie. Die ExpertInnen hoben die zunehmende Relevanz der Psychologie im Gesundheits- und Sozialbereich hervor und diskutierten die Rolle der Psychologie bei der Bewältigung vielfältiger gesellschaftlicher Herausforderungen. Man diskutierte gemeinsam über aktuelle Herausforderungen, künftige Bedarfe und betonten die Wichtigkeit einer gemeinsamen Anstrengung, um eine inklusive und unterstützende Zukunft für die psychische Gesundheit in Österreich zu gestalten.

Die Pressekonferenz unterstrich die wegweisende Entwicklung in Richtung einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung und zeigt das klare Engagement der beteiligten Institutionen für die psychische Gesundheit aller in Österreich lebenden Menschen.

„Klinisch-psychologische Behandlung muss für alle zugänglich sein. Die Aufnahme ins Sozialversicherungsgesetz sowie die dafür zur Verfügung stehenden Mittel sind ein wichtiger erster Schritt. Es braucht jedoch darüber hinaus noch weitere Kostenunterstützung. Durch den Schulterschluss von Institutionen und Vereinen, die täglich mit dem Leid psychisch Erkrankter konfrontiert sind, können wir gemeinsam Kräfte bündeln. Der BÖP ruft dazu auf, ein Netzwerk psychosozialer Unterstützungssysteme zu schaffen und jetzt gemeinsam zu handeln.", so die BÖP-Präsidentin a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Wimmer-Puchinger.

Generalsekretärin der Caritas Österreich, Mag.a Anna Parr betonte, dass die allgegenwärtige Einsamkeit und psychische Erkrankungen in den Einrichtungen der Caritas in ganz Österreich spürbar sind. Diese Herausforderungen betreffen Menschen jeden Geschlechts, Alters und jeder Herkunft. „Wir wissen aus einer Studie, dass sich mehr als 570.000 Menschen in Österreich einsam fühlen. Und wir wissen auch, dass Einsamkeit mit Armut korreliert. Je niedriger das Einkommen, desto einsamer.“

„Armut kränkt die Seele. Einkommensschwächere sind am stärksten von Depressionen betroffen. Ein Gesetz für psychologische Behandlung zu beschließen ohne es auch dem ärmsten Patienten leistbar zu machen ist wie eine Wohnung anzubieten, aber den Schlüssel dafür nicht auszuhändigen.“ fügte Psychologe und Sozialexperte Mag. Martin Schenk hinzu. „Der Schlüssel wäre eine ordentliche Finanzierung, die den Zugang für jeden sichert.“

„Es gibt unendlich viel seelisches Leid. Der Bedarf an psychosozialer Hilfe für Menschen, die chronisch krank oder pflegebedürftig sind, aber auch für deren Angehörige, ist groß. Die Aufnahme der klinisch-psychologischen Behandlung in das ASVG ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lage. Nun braucht es entsprechende Verträge mit der Sozialversicherung für PsychologInnen und Institutionen, damit die Unterstützung in der Praxis wirksam werden kann“, zeigte sich Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm überzeugt.

Direktorin der Diakonie Österreich, Dr.in Katharina Moser bestätigte: „Die Wartelisten bei psychologischer Behandlung sind noch immer zu lange, die Kosten noch immer zu hoch. Die Diakonie weiß um diese Lücken aus ihrer Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien, die schwierige Zeiten durchstehen müssen. Bei rechtzeitiger Behandlung können Wunden von Belastung und Stress bei Kindern gut versorgt werden. Je früher die beginnt, je früher wieder Sicherheit hergestellt werden kann, desto besser ist die Prognose für die Zukunft.“

Präsident der Österr. Krebshilfe, Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda ergänzte: „Eine Krebserkrankung stellt eine enorme Belastung und Herausforderung in physischer, psychischer und sozialer Hinsicht dar. Die Perspektive einer Regelfinanzierung psychoonkologischer Leistungen durch die Abrechnung mit den Sozialversicherungsträgern via e-Card durch qualifizierte PsychoonkologInnen in freier Praxis und Hilfsorganisationen wie die Österreichische Krebshilfe ist entscheidend für Fortbestand und dringend notwendige Ausweitung des Angebots.“

„Armutsbetroffene Kinder und Jugendliche erleben immer neue Krisen und Belastungen. Coronakrise, Klimakrise, Teuerung, Ausgrenzung. Sie sind dabei in noch höherem Maße auf öffentliche Versorgung angewiesen, weil ihre Eltern mangelnde Ressourcen des Gesundheitssystems nicht auf eigene Kosten ausgleichen können. Wie kann es sein, dass jedes gebrochene Bein in Österreich behandelt wird, aber bei psychischer Gesundheit setzen wir den Rotstift an und sagen so und so viele Behandlungen pro Jahr sind genug. Das wird dem Recht der Kinder auf ein gesundes Aufwachsen nicht gerecht.“ bekräftigte Volkshilfe-Geschäftsführer Mag. Erich Fenninger.

NGO’s sind sich einig: Mit gebündelten Kräften ist es zu schaffen, flächendeckende, niederschwellige psychosoziale Unterstützung für all jene, die Hilfe benötigen, zu sichern.

„Irgendeinmal wird das Gewissen der Gesellschaft erwachen und sie mahnen, dass der Arme ein ebensolches Anrecht auf seelische Hilfeleistung hat wie bereits jetzt auf lebensrettende chirurgische. [...]. Diese Behandlungen werden unentgeltliche sein.“ (Freud, S. (1919a [1918])

Weitere Statements der wichtigsten humanitären Institutionen: Psychische Gesundheit für alle. Versorgung neu denken. Lücken schließen


Quelle: OTS



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