Niederösterreich: Regionales Streetwork-Projekt „Fahrplan“ wird ausgebaut
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Aufsuchende Sozialarbeit in Triestingtalbahn stärkt konfliktfreies Miteinander
Seit einem Jahr läuft in der Region Triestingtal mit dem Kooperationsprojekt „Fahrplan“ eine besondere Initiative, in deren Rahmen Konflikte mit jungen Menschen im öffentlichen Verkehr verringert sowie das subjektive Sicherheitsgefühl der Bahnkunden erhöht werden sollen. Nach der erfolgreichen Pilotphase wird das Projekt nun verlängert und ausgebaut.
Die Jugendinitiative Triestingtal mit ihrer Einrichtung der Mobilen Jugendarbeit TANDEM, die Österreichischen Bundesbahnen, das Land NÖ und die Stadtgemeinde Berndorf befassen sich mit der Themenstellung seit mehr als einem Jahr. Hintergrund war die Zunahme von Konflikten, Vandalismus, Vermüllung und Graffitis, die vor allem im Bereich Triestingtalbahn und der Bahnhöfe in Erscheinung trat. „Es sind nicht nur die Erwachsenen, die sich aktuell Sorgen machen. Ängste, Unsicherheiten, Perspektivenlosigkeit und Ohnmachtsgefühle treffen auch die Jugend. Es liegt daher in unserer Verantwortung, genau hinzusehen, im Bedarfsfall die Jugendlichen zu unterstützen sowie mit Empathie und Parteilichkeit bedarfs- und bedürfnisorientierte Angebote zur Verfügung zu stellen“, betont NÖ Kinder- und Jugendhilfelandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig.
Die Arbeit der Streetworkerinnen und Streetworker im Umfeld der Triestingtalbahn stelle sicher, so die Landesrätin, dass Konflikte frühzeitig wahrgenommen werden könnten und diese mit den betroffenen Jugendlichen, aber auch mit anderen Personen und Gruppen im öffentlichen Raum, wie Anrainerinnen und Anrainern, Fahrgästen oder Zugspersonal, gemeinsam gelöst werden würden. „Durch Vermittlung und Dialog leistet die aufsuchende Sozialarbeit einen wichtigen Beitrag, um Probleme im Vorfeld abzumindern. Denn regelmäßige Gespräche und eine wertschätzende Kommunikation schaffen gegenseitiges Verständnis sowie Rücksichtnahme“, bedankt sich Königsberger-Ludwig bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Mobilen Jugendarbeit Tandem sowie den Projektpartnern für diese wichtige Initiative.
Für NÖ Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko ist die Sicherheit für die Menschen bei der Nutzung des öffentlichen Verkehrs im Bundesland ein wichtiger Faktor: „Unbehagen und Angst dürfen niemals ein Hinderungsgrund sein, die Öffis in Anspruch zu nehmen. Gerade Bahnhöfe werden abseits der Hauptverkehrszeit als konfliktbesetzte Orte wahrgenommen. Hier ist Prävention auch Aufgabe der Politik. Wir wollen Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeiten für eine konfliktfreie Freizeitgestaltung geben. Hier setzt die Mobile Jugendarbeit TANDEM an: Damit der öffentliche Verkehr für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiv bleibt und Jugendliche eine Perspektive haben. Von Seiten des Landes unterstützen wir dieses gemeinsame Projekt mit den ÖBB und der Stadtgemeinde Berndorf gerne.“
„Den ÖBB Kundinnen und Kunden ein sicheres Umfeld bei ihrer Bahnfahrt zu bieten hat für uns höchste Priorität. Wir wurden im Winter 2020/21 darauf aufmerksam, dass es vermehrt zu Konflikten mit und zwischen Jugendlichen in den Zügen und Bahnstationen im Triestingtal kommt. Mit der Mobilen Jugendarbeit TANDEM wurde der ideale Partner dafür gefunden, passende Maßnahmen gegen diese Situation zu setzen. Bereits Ende 2021 wurde das Pilotprojekt ‚Mobile Jugendarbeit am Zug‘ gestartet. Ziel ist es, dass Jugendliche mit ‚Train‘workern im Zug in Kontakt treten und sie dabei unter anderem auf den adäquaten Umgang mit anderen Fahrgästen sensibilisiert werden. Zusätzlich werden den jungen Menschen neue Perspektiven vermittelt. Wir konnten zum Beispiel einen der Jugendlichen für eine ÖBB Lehrstelle begeistern. Es freut mich weiters sehr, dass bereits im ersten Jahr die Anzahl der Meldungen erkennbar zurückgegangen ist und dass aufgrund unserer Initiative jetzt das Dachprojekt ‚Fahrplan‘ 2023 eine breite Unterstützung von Land und Gemeinde Berndorf erhält. Ich denke, damit wird nun auf die Bedürfnisse der Jugendlichen in der Region nachhaltig Rücksicht genommen“, so ÖBB PV Regionalmanager für die Ostregion Christof Hermann.
Auch die Stadtgemeinde Berndorf unterstütze gerne das Projekt ‚Fahrplan‘ der Jugendinitiative Triestingtal als Partner, hält Berndorfs Bürgermeister Franz Rumpler fest. Als Bürgermeister sei es ihm wichtig, dass auf die Jugendlichen zugegangen, Probleme angesprochen und gemeinsam versucht werde, diese zu lösen. „Natürlich sind nicht immer sofort Lösungen möglich und nicht alles ist umsetzbar. Es ist mir aber wichtig, dass Jugendlichen signalisiert wird, dass viele Partner für sie da sind und Interesse für sie haben! Zusätzlich ist es mir wesentlich, dass Fahrgäste im Zug keine Angst haben müssen und das Gefühl der Sicherheit in den Zügen und den Bahnhöfen erhöht wird“, so Rumpler.
Zum Schluss weisen Serverin Sagharichi, fachlicher Leiter der Mobilen Jugendarbeit TANDEM, sowie Sabine Wolf, Geschäftsführerin der Jugendinitiative Triestingtal, darauf hin, dass es aus sozialarbeiterischer Sicht wichtig sei, immer etwas für Menschen zu machen, damit Herausforderungen gemeistert werden könnten. „Das Projekt ‚Fahrplan‘ stellt Jugendliche ins Zentrum und schafft neue Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten für sie. Die Streetworkerinnen und Streetworker begegnen den Jugendlichen auf Augenhöhe, nehmen sie und ihre Bedürfnisse wahr und ernst.“ Gesellschaftlich nicht erwünschtes Verhalten werde thematisiert, die Ursachen dafür gemeinsam gesucht und Alternativen erarbeitet. Darüber hinaus werde den Jugendlichen Beratung, Begleitung und Unterstützung für alle Fragen zur Verfügung gestellt. „Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tragen so zu einer Verbesserung der Lebenswelt bei, bei Jugendlichen und indirekt auch bei Erwachsenen“, sind sich die beiden sicher.
„Wir freuen uns, dass wir so breite Unterstützung für unseren sozialarbeiterischen Zugang bekommen haben und geben das in den Gesprächen eins zu eins weiter. Dadurch sehen einige Jugendliche beispielsweise die ÖBB nicht mehr nur als Verkehrsdienstleister, sondern als Partner, der sie unterstützt. Die positiven Ergebnisse der Pilotphase bestätigen, dass der Weg für die Jugendlichen etwas zu machen, die richtige Entscheidung war“, so Sagharichi und Wolf unisono.
Quelle: Land Niederösterreich