Wien: RothNEUsiedl - Internationale Jury kürt Siegerprojekt als Grundlage für vertiefende Planungen
Foto: Ortner & Ortner Baukunst GmbH, capatti staubach urbane Landschaften Part GmbH
Gebiet wird zu Pionierstadtteil für Klimaschutz und Stadtlandwirtschaft – Projekt „Grüner Ring“ stellt großzügige Grünflächen und Räume für Stadtlandwirtschaft sicher
Nach einem Jahr intensiver Arbeit unter Einbindung der Bevölkerung ist der dialogorientierte städtebauliche Wettbewerb für den neuen Stadtteil Rothneusiedl erfolgreich beendet. Aus den vier Finalisten wählte die Wettbewerbs-Jury das Siegerprojekt, welches nun die Grundlage für das bis 2025 zu erstellende städtebauliche Leitbild bildet. Der „Grüne Ring“ der Berliner Büros O&O Baukunst und capattistaubach urbane Landschaften, hat die international besetzte Jury mit ihrem innovativen und nachhaltigen Gesamtkonzept überzeugt.
Charakteristische Grundidee des Siegerentwurfs ist eine kompakte Stadt, die von einem großzügigen, umschließenden und vielfältig nutzbaren Ring aus Parklandschaften, Wäldern und Stadtwildnis umgeben ist. In Rothneusiedl entsteht so eine harmonische Verbindung von städtischem Leben und ländlicher Weite, mit einem lebendigen Stadtzentrum und einem riesigen 3 Kilometer langen begrünten Ring. Dieser offene, kreisförmige Freiraum ist mit den umliegenden Feldern verbunden und schafft so wichtige ökologische Brücken. Die bestehenden Windschutzgürtel werden in die Planungen integriert und ziehen sich bis ins spätere Zentrum des Stadtteils. Der zentrale Stadtplatz entlang der neuen U-Bahntrasse bildet das Herzstück von Rothneusiedl und ist ein lebendiger Treffpunkt für Märkte, Veranstaltungen und Kommunikation. Schulen und Kindergärten sind entlang der Ränder des Kerns angeordnet. Das Siegerteam hat es gut verstanden, den Zukunftshof in den neuen Stadtteil zu integrieren. Das Konzept der essbaren Stadt findet seinen Ankerpunkt im Norden mit den Anbaufeldern und den Streuobstwiesen der grünen Visitenkarte. Auch das Thema Kreislaufwirtschaft zeigt sich im Siegerentwurf umfassend. Schon bei den ersten Entwurfsskizzen wird die Zirkularität der Gebäude mitgedacht. Der Stadtteil ist als „5-Minuten-Stadt“ konzipiert, mit kurzen Wegen für Fußgänger und urbaner Dichte, die Autos werden am Rand in Mobility Hubs geparkt. Der U-Bahnanschluss ermöglicht eine klimafreundliche Mobilität und verbindet den neuen Stadtteil mit dem Wiener Zentrum.
„Das Siegerprojekt schafft die Grundlage für einen klimafitten und vielfältigen neuen Stadtteil unserer wachsenden Stadt mit großzügigen Grün- und Freiräumen. In Kombination mit der Verlängerung der U1 entsteht hier ein top angebundener, nachhaltiger Stadtteil mit einer hohen Lebensqualität für alle, die hier künftig wohnen und arbeiten“, so Planungsstadträtin Ulli Sima.
Hohe Wohn- und Lebensqualität
Das vorliegende Konzept sieht vor, dass die künftigen Bewohner*innen kurze Wege insbesondere zu den Grün- und Parkanlagen haben. Hochwertiger, intensiv begrünter öffentlicher Raum verbindet die einzelnen Stadtbereiche, lädt zu einem Aufenthalt im Freien ein und schafft die Möglichkeit zu Begegnung und sozialem Austausch. Das Wohnangebot wird zu zwei Dritteln als leistbares Wohnen errichtet.
„Mit dem Siegerprojekt RothNEUsiedl beweist Wien einmal mehr, dass die Wohnqualität in unserer Stadt nicht mit den eigenen vier Wänden endet. Leistbarer Wohnraum mit höchst möglicher Lebensqualität ist unser Anspruch und dazu gehört neben einer kompakten Bauweise auch Infrastruktur und öffentliche Anbindung vor Ort, sowie Naherholungsgebiete, die zum Verweilen einladen. Dieses Projekt setzt neue Maßstäbe und basiert auf einem Dialog auf Augenhöhe – mit den jetzigen Nachbar*innen, für die Rothneusiedler*innen der Zukunft.“ so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
„Die Pläne des Siegerprojekts sind ein Fenster ins Stadtleben der Zukunft: Stets den Klimaschutz im Fokus, Wohn- mit Grünraum geschickt miteinander verbunden und als Resultat eine hohe Lebensqualität für alle Bewohnerinnen und Bewohner. Dass das Quartier in Rothneusiedl mittels eines Kombi-Systems aus Erdsonden und Sonnenstrom mit Energie versorgt werden wird, macht es zum echten Paradebeispiel klimafreundlichen Lebens in Wien. Ich gratuliere den Sieger*innen zu diesem großen Wurf“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
Stadtwerke: Zukunftsquartier schafft Infrastruktur für ein klimaneutrales Wien
Durch die gute Verkehrsanbindung birgt der künftige Stadtteil großes Potenzial für einen neuen, lokalen Wirtschaftsstandort. Ein eigenes Zukunftsquartier der Wiener Stadtwerke bringt die nötige Infrastruktur für ein klimaneutrales Wien. So entstehen zum Beispiel Raum und die technischen Voraussetzungen für Elektro- und Wasserstoffbusse. All das schafft rund 8.000 Jobs vor Ort, viele davon sind Green Jobs.
„Die Anlage einer breiten Betriebszone im Westen mit einer innenliegenden eigenen Erschließung verspricht eine flexible Entwicklungsmöglichkeit. Dank der kompakten Struktur werden die Arbeitsplätze im neuen Stadtteil für alle sehr gut erreichbar und dadurch besonders attraktiv sein“ so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Der fachliche Wettbewerb wurde eng begleitet durch die Bürger*innen. Im Rahmen von vielfältigen Formaten gab es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu informieren und sich in die Planungen einzubringen. Bezirksvorsteher Marcus Franz streicht hervor: „Mir gefällt vor allem, dass es durch das Siegerprojekt für die Bewohner*innen kurze Wege zu den Grün- und Parkanlagen geben wird. Dadurch wird die Möglichkeit zum Aufenthalt im Freien – und damit zu Begegnung und sozialem Austausch – erleichtert.“
Dialogorientierter städtebaulicher Wettbewerb
Der städtebauliche und freiraumplanerische Wettbewerb für das Stadtentwicklungsgebiet RothNEUsiedl begann im März 2023 und hat in einem dialogischen Verfahren unter Einbindung von Expert*innen und Bürger*innen zu innovativen Entwürfen geführt. Die Wettbewerbs-Jury wählte nun das Siegerprojekt „Der Grüne Ring“, das die Grundlage für das bis 2025 zu erstellende städtebauliche Leitbild bildet. Vor jedem wesentlichen planerischen Schritt wurde und wird auch weiterhin die Bevölkerung eingebunden, um Anregungen für die weitere Bearbeitung mitzugeben. Planung und Beteiligung gehen also Hand in Hand.
Breit aufgestellte internationale Jury
Die breit aufgestellte Jury setzte sich aus zehn Fachjuror*innen und neun Sachjuror*innen zusammen. Die hochkarätige internationalen Expert*innen prüften gemeinsam mit regionalen Expert*innen -beispielsweise von der Universität für Bodenkultur Wien und der Kammer der Ziviltechniker*innen sowie politischen Vertreterinnen der Stadt Wien – die eingereichten Planungsideen. Diese interdisziplinäre Zusammensetzung gewährleistete, dass Fachgebiete wie Städtebau, Landschaftsarchitektur, Verkehrs- und Mobilitätsplanung sowie Klimaresilienz gemeinsam bewertet wurden, um die beste Planungsidee für RothNEUsiedl auszuwählen.
Zukunftsteam der Bürger*innen
Ein zentraler Aspekt der Entwicklung von Rothneusiedl ist die intensive Bürger*innenbeteiligung. Das Zukunftsteam RothNEUsiedl, bestehend aus 14 gelosten Bürger*innen und 7 Vertreter*innen aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Zivilgesellschaft und Bürger*inneninitiativen, spielt eine entscheidende Rolle als Vermittler zwischen der Bevölkerung und den Planer*innen. Drei Mitglieder des Zukunftsteams nahmen als Vertreter*innen der Bürger*innen an den Jurysitzungen und Kolloquien teil. Diese wurden von den Juror*innen aktiv in den Diskussionsprozess eingebunden.
Leitbildprozess startet im Frühsommer 2024 – Wie geht es weiter?
Im Frühsommer 2024 wird das Siegerprojekt öffentlich vorgestellt und damit der Start für den Leitbildprozess markiert, der circa ein Jahr dauert. Das städtebauliche Leitbild bildet die Grundlage für den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Erst dann geht es in die Detailplanungen. Erste Umsetzungsschritten wird es frühestens 2030 geben.
Das interdisziplinäre Siegerteam aus Berlin setzt in Mobilitätsfragen mit dem Büro Rosinak & Partner auf Expertise aus Wien. Das gesamte Team setzt sich aus folgenden Büros zusammen:
Architektur | Städtebau: O&O Baukunst, Berlin Landschaft | Freiraum: capattistaubach urbane Landschaften, Berlin Mobilität: Rosinak & Partner, Wien Energie: Transsolar Energietechnik, Stuttgart Regenwassermanagement: Sieker Ingenieurgesellschaft, Hoppegarten Zirkuläres Bauen: Concular, Berlin
www.rothneusiedl.wienwirdwow.at
Quelle: Stadt Wien