Salzburg: Salzburgs Jugendliche positiv gestimmt, aber manche Sorgen bleiben
Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
Ergebnisse des aktuellen Jugendreports sind da / Sicherheit und mentale Gesundheit als Priorität
(LK) Exakt 3.170 Jugendliche von zwölf bis 20 Jahren, die im Bundesland Salzburg leben, haben beim aktuellen Jugendreport mitgemacht. Zwischen Oktober 2023 und Jänner 2024 konnten sie in einem Online-Fragebogen anonym mitteilen, wie es ihnen geht und was sie sich - von unter anderem der Politik - für ihre Zukunft erwarten.
Auffällig und erfreulich ist, dass im Vergleich zu den Jahren zuvor immer mehr Jugendliche ihre Zukunft positiv sehen: 67 Prozent haben „eher/sehr positiv“ angegeben. „Die Jugend erlebt Probleme, aber es herrscht keine Weltuntergangsstimmung. Stress, Druck, Krieg und steigenden Preise bereiten ihnen am meisten Sorgen. Das sind die Themen, über die sich Jugendliche Gedanken machen, die wir ernst nehmen und wofür wir Unterstützung anbieten müssen“, betont Salzburgs Jugendreferentin, Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek, bei der Präsentation des Jugendreports 2023.
Eckpunkte des Jugendreports 2023
- Rekordteilnahme: 3.170 Jugendliche
- 67 Prozent haben einen eher oder sehr positiven Blick in die Zukunft
- Wichtig sind: Familie, Gesundheit, Spaß, Freunde und Freiheit
- Sorgen: Stress und Druck, Krieg und steigende Preise
- Sicherheit: Nur 50 Prozent der Mädchen fühlen sich im öffentlichen Raum sicher und nur 41 Prozent von den befragten Teilnehmerinnen haben angegeben, noch nie sexuell belästigt worden zu sein
- Beliebteste Sportarten: Skifahren/Snowboarden, Schwimmen, Rad fahren, Fußball und Wandern/Bergsport (Bewegung in der Natur)
- 37 Prozent fühlen ihre Anliegen, Sorgen und Erwartungen überhaupt oder eher nicht von der Politik berücksichtigt
- Mehr als 70 Prozent fühlen sich in ihrer Gemeinde eher oder sehr wohl
- Wünsche an die Gemeinde: Mehr Freizeitmöglichkeiten (mehr Angebote für junge Menschen), mehr Öffentliche Verkehrsmittel (Höhere Frequenzen), mehr Zusammenhalt (Gemeinschaft), Mehr Toleranz (Akzeptanz, Verständnis, Respekt, Vielfalt, Höflichkeit) und mehr Mitsprache (mehr Einbindung von Jugendlichen)
Svazek: „Gesundheit als oberste Priorität."
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass einige Themen den Jugendlichen besonders am Herzen liegen. „Insbesondere mentale Gesundheit hat für junge Menschen oberste Priorität, wie der Jugendreport 2023 deutlich zeigt. Stress, Druck, Krankheit und psychische Belastungen stehen im Fokus der Jugendlichen, wobei die Nachwirkungen von Corona weiterhin spürbar sind“, so Svazek und sie fügt hinzu: „Hier müssen wir unterstützen und zwar auf vielen Ebenen!“
Suchtprävention und Aufklärung
Im Bereich der Suchtprävention werde man auch die Aufklärung über die Risiken von Suchtmittel verstärken, versichert die Jugendreferentin. „Es geht vor allem um das Thema Resilienz und den Umgang mit psychischem Druck, dem Jugendliche in ihrem besonders sensiblen Alter ausgesetzt sind. Dafür braucht es auch die Bewusstseinsbildung, dass man sich für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe nicht schämen muss, wir müssen sie aber auch anbieten. Außerdem planen wir Fortbildungsmaßnahmen für außerschulische Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit Medizinern und Polizeivertretern sowie einen fachlichen Austausch mit unseren Nachbarn in Bayern bezüglich der Legalisierung von Cannabis", so Marlene Svazek.
Sicherheit als besonderes Anliegen
Die Ergebnisse des Jugendreports 2023 zeigen auch deutlich, dass das Thema Sicherheit, insbesondere für weibliche Jugendliche, von großer Bedeutung ist: „Es ist alarmierend, dass nur 50 Prozent der Mädchen sich im öffentlichen Raum sicher fühlen und nur 41 Prozent von den befragten Teilnehmerinnen angeben, noch nie sexuell belästigt worden zu sein“, erklärt die Jugendreferentin die Dringlichkeit von Maßnahmen in diesem Bereich. Ein übergeordneter Blick auf Jugend, Integration und Sicherheit sei notwendig, um eine ehrliche Diskussion anzustoßen und auch migrantische Milieus zu beleuchten. Svazek: „Die Absicherung der offenen Jugendarbeit in Brennpunktgebieten sowie die Einbeziehung des digitalen Raums in die Jugendarbeit sind ebenso wichtige Schritte zur Gewaltprävention."
Gutes Zeugnis für Gemeinden
Der Jugendreport ist für die Zwölf- bis 20-Jährigen auch ein Zeichen, dass ihre Meinung wichtig ist und die Politik sie wahrnimmt. „Das scheint in den letzten Jahren nicht gelungen zu sein, denn mehr als 70 Prozent haben angegeben, dass ihre Anliegen, Sorgen und Erwartungen überhaupt, eher nicht oder neutral berücksichtigt werden“, so Svazek und fügt hinzu: „Erfreulich ist, dass sich mehr als 70 Prozent in ihrer Gemeinde eher oder sehr wohl fühlen. Hier liegt großes Potential, denn dieses Ergebnis zeugt vom hohen Engagement der Salzburger Gemeinden.“
Konkrete Maßnahmen
Für Jugendreferentin ist wichtig, dass „wir aus den Ergebnissen auch konkrete Handlungen ableiten“. Dementsprechend soll der Jugendreport nicht in der Schublade verschwinden, sondern laut Svazek zu konkreten Maßnahmen führen:
- Präsentation des Jugendreports in jeder Region vor Bürgermeistern und jungen Gemeindevertretern
- Neuerarbeitung einer Serviceunterlage für Gemeinden zum Thema Jugendarbeit
- Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendarbeit möglichst flächendeckend umsetzen
- Ehrliche Diskussion im Integrationsbereich und migrantische Milieus beleuchten
- Absicherung der offenen Jugendarbeit in Brennpunktgegenden
- Einbeziehung des digitalen Raums in die Jugendarbeit
- Unterstützungsangebote für die Jugendgesundheit
- Beratungshotlines und resilienzstärkende Workshops
- Suchtprävention: Verbot tabakfreier Nikotinbeutel und Fortbildungsmaßnahmen für außerschulische Jugendarbeit zum Thema Cannabis-Legalisierung
Hauser: „Kennen die Themen.“
Martina Hauser ist Leiterin des Jugendzentrums Spektrum in Salzburg-Lehen und kann aus der Praxis schildern, wie es den Jugendlichen geht. „Es ist schon vereinzelt eine Art ‚Ungewissheit für die Zukunft‘ zu spüren, weil Klimawandel, Teuerung und Krieg gewisse Ängste auslösen. Aber die Jugendlichen sind so unterschiedlich, dass man hier nicht verallgemeinern kann. Daher ist der Jugendreport umso wichtiger, um einen möglichst repräsentativen Querschnitt zu bekommen und er den Jugendlichen eine weitere Chance gibt, dass ihre Themen und Bedürfnisse ernstgenommen werden“, so Hauser. Stress und Leistungsdruck im schulischen Kontext sieht sie als eines der wichtigsten Themen, das auch im Jugendzentrum überdurchschnittlich oft zu Sprache kommt.
Teilnahmerekord
Was der Jugendreport bereits geschafft hat, ist, dass immer mehr mitmachen. Während es 2020 noch 1.497 Jugendliche waren, sind es nun mehr als doppelt so viele: 3.170 – das ist Rekord. Die meisten, die dieses Mal teilgenommen haben, stammen aus:
- Pinzgau 736 gefolgt von
- Stadt Salzburg 708
- Flachgau 662
- Pongau 441
- Lungau 388
- Tennengau 235
42 Prozent waren 15 bis 17 Jahre, 37,5 Prozent 12 bis 14 Jahre und 20,5 Prozent 18 – 20 Jahre alt.
Wallinger: „Jugendliche reden mit.“
Für das Projekt Jugendreport ist bei die Regionalstellenleiterin von akzente Pongau, Daniela Wallinger, verantwortlich. „Wir freuen uns sehr, dass mehr als 3.100 Jugendliche bei der Umfrage ihre Meinung gesagt haben und sich die Zeit genommen haben, ihren Blick auf die Welt einzubringen. Wir konnten in allen Bezirken mehr Jugendliche erreichen als in den Vorjahren, was für mich ein Zeichen dafür ist, dass Jugendliche viele Ideen und eigene Vorstellungen haben und diese auch gerne einbringen. Jetzt liegt es an den Entscheidungsträgerinnen und -trägern, die wertvollen Ergebnisse heranzuziehen und in ihre Arbeit zu integrieren“, so Wallinger.
Quelle: Land Salzburg