Niederösterreich: Schulterschluss der österreichischen Ski-Industrie auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
LH Mikl-Leitner: „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir hier in Niederösterreich eine Vorreiterrolle übernehmen“
In den letzten fünf Jahren wurden in Österreich rund 1,8 Millionen Paar Ski und Ski-Schuhe, 2,3 Millionen Paar Skistöcke und 1,4 Millionen Ski-Helme verkauft – Sportartikel, die bisher am Ende ihrer Lebensdauer als Sperrmüll entsorgt werden, obwohl man aus ihnen durch Recycling wertvolle Rohstoffe für neue Produkte gewinnen könnte. Um diese Rohstoffquelle im eigenen Land zu erschließen, haben sich Österreichs führende Wintersportartikelhersteller unter Leitung des ecoplus Kunststoff-Cluster in Niederösterreich in einem bislang einzigartigen Schulterschluss zusammengefunden und arbeiten gemeinsam mit Unternehmen aus dem Kunststoff-Bereich erstmal daran, gebrauchte Wintersportartikel im großen Stil zu recyceln.
„Wintersportartikel wie Ski, Ski-Schuhe, Stöcke oder Helme werden zum Großteil aus Kunststoffen hergestellt. Ich freue mich daher sehr, dass Firmen aus dem Bereich der Wintersportartikel mit diesem Kooperationsprojekt einen wichtigen Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft leisten, in der aus Reststoffen wieder wertvolle Rohstoffe und neue Produkte werden. Und genau dorthin wollen wir auch im Bereich der Wintersportartikel. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir hier in Niederösterreich eine Vorreiterrolle übernehmen“, erläutert Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
Die Basis für diese Entwicklung soll im Projekt WINTRUST gelegt werden. „Die Unternehmen, die sich im neuen Projekt WINTRUST des ecoplus Kunststoff-Cluster zusammengeschlossen haben, betreten absolutes Neuland. Bemerkenswert ist auch, dass hier Unternehmen, die eigentlich in Konkurrenz zueinanderstehen, gemeinsam an einem Strang ziehen, um dieses wichtige Zukunftsthema voranzubringen. Das Projekt ist ein weiterer wichtiger Schritt, um unsere Region zu einem Zentrum der Kreislaufwirtschaft in Europa zu machen und gleichzeitig die Vorgaben des Green Deals der EU zu erfüllen“, so die Landeshauptfrau weiter.
Der Green Deal der EU sieht eine massive Reduktion der Treibhausgase bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 vor. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft stark gefordert. Unter anderem will Niederösterreich deshalb die Kreislaufwirtschaft vorantreiben und dazu beitragen, möglichst viele Produkte schrittweise recyclingfähig zu machen. Um diese Vorgaben ökologisch und ökonomisch sinnvoll umsetzen zu können, ist aber gerade auch im Kunststoff-Bereich viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig – Grundlangenforschung, die in den kommenden drei Jahren im überbetrieblichen Kooperationsprojekt WINTRUST (Wintersport Resource Efficiency and improved Circular Economy) geleistet werden wird.
Die wesentlichen Ziele des Projekts, das vom Land Niederösterreich und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert wird, sind einerseits die Etablierung eines entsprechenden Sammelsystems und andererseits die Analyse und Bewertung von Aufbereitungsmöglichkeiten für die gebrauchten Wintersportartikel, um einen möglichst hohen Anteil der wertvollen Materialien wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Anhand von fünf konkreten Fall-Studien werden ökonomisch, ökologisch und sozial sinnvolle Kreislaufmodelle erarbeitet.
Projektpartner sind die Wintersportartikelhersteller Atomic, HEAD, FISCHER, BLIZZARD – TECNICA und LEKI. Seitens der Zulieferer nehmen Isosport, Hexcel, Gabriel Chemie, die Asma GmbH und Sunpor am Projekt teil, sowie Intersport Österreich und Sport Bründl von Händlerseite. Der Bereich Aufbereitung/Recycling ist durch die GW St. Pölten, die Thermoplastkreislauf GmbH, die SynCycle Operations GmbH und die Next Generation Elements GmbH vertreten. Die Sammlung übernimmt die ZEMKA Gesellschaft m.b.H., Spezialist für Altstoffsammlung. Pilotregionen für die Sammlung der alten Wintersportartikel sind der Pinzgau und der Pongau.
Der Kick-off zum Projekt fand vor wenigen Tagen bei der GW St. Pölten Integrative Betriebe GmbH statt, die Projektpartner im Bereich Aufbereitung/Recycling ist. CEO Gerhard Nachförg: „Als einer der größten integrativen Betriebe Österreichs verstehen wir, dass Nachhaltigkeit nicht nur ökologische, sondern auch soziale Verantwortung bedeutet. Mit diesem Projekt möchten wir nicht nur einen Beitrag zur Schonung von Ressourcen durch das Recycling von Wintersportartikeln leisten, sondern auch Menschen mit Behinderung sinnstiftende und wertvolle Arbeit bieten. Die Verknüpfung dieser Themen verdeutlicht unsere Überzeugung, dass eine nachhaltige Zukunft inklusiv gestaltet werden muss, indem sie sowohl ökologische, ökonomische als auch soziale Dimensionen umfasst.“
Forschungspartner im Projekt sind die Montanuniversität Leoben und das Transfercenter für Kunststofftechnik TCKT. Weitere Projektpartner sind der Fachverband der Österreichischen Holzindustrie/Österreichische Skiindustrie, der Verband der Sportartikelerzeuger und Sportartikelhändler VSSÖ sowie der Österreichische Carbon Cycle Circle ÖCC². Initiiert wurde das überbetriebliche Kooperationsprojekt WINTRUST vom ecoplus Kunststoff-Cluster in Niederösterreich, bei dem auch die Projektleitung liegt.
ecoplus Geschäftsführer Helmut Miernicki: „Das ecoplus-Team des Kunststoff-Cluster beschäftigt sich bereits seit 2010 mit dem Thema Kreislaufwirtschaft im Kunststoffbereich. Wintersportartikel wie Ski, Ski-Schuhe, Stöcke oder Helme werden zum Großteil aus Hochleistungskunststoffen hergestellt. Es war also der nächste logische Schritt, diese beiden Themen zusammenzuführen und den Kreislauf auch im Bereich der Wintersportartikel zu schließen.
Quelle: Land Niederösterreich