Wien: Schutz für den Wienfluss: Erster Tunnelanstich für Wiental Kanal
Foto: Stadt Wien/Martin VOTAVA
Verlängerung des Wiental Kanals startet mit feierlichem Tunnelanstich am 9. Oktober mit Tunnelpatin Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner aus Penzing
Die Bauarbeiten am Wiental-Kanal erreichen einen weiteren Meilenstein. Am Gaudenzdorfer Gürtel im 12. Bezirk starteten die Bohrarbeiten für den 9 Kilometer langen Abwassertunnel unter dem Wienfluss. Gebohrt wird in zwei Richtungen, nach Margareten im Osten und nach Auhof im Westen. Michaela Schüchner, Bezirksvorsteherin von Penzing, hat die Patronanz für die West-Röhre übernommen und führte am 9. Oktober den symbolischen Tunnelanstich durch. Diese für den Tunnelbau wichtige Zeremonie zu Baubeginn soll Glück bringen. Mit dabei waren neben der gesamten Mannschaft der Arbeitsgemeinschaft Bemo Tunneling & Oestu Stettin Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer.
Die Vorarbeiten laufen seit März 2024. Vom 18 mal 8 Meter großen Startschacht am Gaudenzdorfer Gürtel aus graben die Mineure nun in 15 Meter Tiefe einen Stollen mit 15 Meter Länge nach Westen und 105 Meter Länge nach Osten. Die beiden Vortriebe werden bergmännisch nach der neuen Österreichischen Tunnelbaumethode mit Spritzbetonbauweise gebaut. In dieser 138 Meter langen Startröhre wird ab 2025 die rund 130 Meter lange Tunnelbohrmaschine Stück für Stück eingefädelt, zusammengebaut und gleichzeitig in Richtung angefahren.
Tunnelpatin schlägt mit dem Bagger an
Gestartet wird mit dem rund 7 Kilometer langen Vortrieb West in Richtung 14. Bezirk. Das Bauteam hat deshalb Penzings Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner um ihren Beistand gebeten. Als Tunnelpatin wird sie in den nächsten eineinhalb Jahren symbolisch die schützende Hand über dieses Bauwerk halten. Der Beginn der Tunnelvortriebsarbeiten ist für das Bauteam ein bedeutender Moment.
Patin Michaela Schüchner gelobte bei der Taufe des „Michaela-Stollens“, sich während der Baustellentätigkeit auch um das leibliche Wohl der Belegschaft zu kümmern und wünschte allen viel Glück. Schüchner bei ihrer Ansprache an die Mineure: „Die Bauarbeiten hier am Startschacht sind beeindruckend. Ich habe großen Respekt vor Ihrer Arbeit. Ich wünsche mir vor allem, dass es keine Unfälle oder Zwischenfälle gibt und alle gesund im 14. Bezirk ankommen.“
Das Ehrenamt als Tunnelpatin begann mit dem ersten Abschlag. Es ist quasi der Spatenstich für den Tunnel. Die Bezirksvorsteherin setzte dazu einen Bagger mit einem Meisel in Bewegung und hämmerte den ersten Anschlag in die Schachtwand. Am Tunnelportal wurden eine Glück-Auf!-Tafel und eine Statue der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute und Bauarbeiter, angebracht.
Jahrhundertprojekt Wiental Kanal sichert Zukunft
Entlang von sechs Bezirken wird der Wiental-Kanal unter dem Wienfluss bis 2027 um 9 Kilometer verlängert. Damit wird fortgesetzt, was zwischen 1997 und 2006 zwischen Donaukanal und Margareten in drei Abschnitten mit 3,5 Kilometer begonnen wurde: Eine Verbesserung der Wasserqualität für den Wienfluss und die Entlastung für das Kanalnetz bei Starkregen. Darüber hinaus können die bestehenden Kanäle effizient und sicher saniert werden.
Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky: „Der Vollausbau des Wiental Kanals ist eine wichtige Zukunftsinvestition zum Schutz der Umwelt. Starkregenereignisse, wie wir sie durch die Klimakrise häufiger erleben, sind eine hohe Belastung für unsere Gewässer. Mit dem Wiental Kanal schützen wir den Wienfluss vor Verschmutzung bei starkem Regen. Das ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Gewässerschutz, sondern auch für die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener.“
Zentrum der Baustelle am Gaudenzdorfer Gürtel
Dreh- und Angelpunkt für alle Aktivitäten des Tunnelbaues ist die 12.000 Quadratmeter große Fläche zwischen den beiden Gürtelfahrbahnen an der Grenze zwischen 5., 6., 12. und 15. Bezirk am Gaudenzdorfer Gürtel. Durch die Größe und verkehrsgünstige Lage ist der Platz der ideale Logistik-Hub für die Anlieferung der Maschinen- und Tunnelteile sowie dem Abtransport des Bohrmaterials.
Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer über die Dimension dieses größten Kanalbauprojekts in der Geschichte von Wien Kanal: „Insgesamt 42.800 Tunnelbausteine und 140.000 Kubikmeter Erdmaterial werden hier vom LKW zur Tunnelbohrmaschine wechseln und umgekehrt. Die dazu erforderlichen Lagerflächen sind hier ebenso angesiedelt wie die Baubüros, Unterkünfte der Bohrteams, Werkstätten und Energieversorgungsanlagen.“
Über Wien Kanal
Mit einer Leitungslänge von mehr als 2 500 Kilometern - das ist die Strecke von Wien nach Paris und zurück - ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird eine halbe Milliarde Liter Abwasser von 2 Millionen Menschen, 170 000 Gebäuden und 7 Umlandgemeinden sicher und umweltgerecht nach Simmering zur Kläranlage transportiert. Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten das Kanalnetz funktionsfähig und sauber. So werden zum Beispiel tägliche zwischen 15 und 20 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu garantieren.
99,8 Prozent aller Haushalte sind an die Wiener Kanalisation angeschlossen. Und das Kanalnetz wächst jährlich um rund zehn Kilometer. Über 1.000 Baustellen werden jedes Jahr umgesetzt, um das öffentliche Kanalnetz zu reparieren und instand zu halten - und das meistens völlig unbemerkt von der Oberwelt. Durchschnittlich fünf Kilometer Kanal werden unterirdisch, also nahezu aufgrabungsfrei saniert. Unterirdisch sind auch die Roboter von Wien Kanal unterwegs. Alleine im vergangenen Jahr haben sie mehr als 200 Kilometer im Abwasserlabyrinth zurückgelegt und die Rohre auf Beschädigungen untersucht.
Service: Erklär-Video
Unter diesem Link finden Sie ein Erklär-Video zum Wiental-Kanal-Projekt: https://www.wien.gv.at/video/3371/Wiental-Kanal-Vollausbau
Quelle: Stadt Wien