Wien: Sima/Bischof - Nächster Schritt für das Vorzeige-Stadtquartier Biotop Wildquell
Foto: Schreiner Kastler
Foto: Schreiner Kastler
Projekt liegt STEK zu Beschluss vor - Ehemalige Betriebsflächen werden zu klimafitten Stadtteil – Großer Park wird öffentlich zugänglich
Ganz nach dem Motto „Der Lack ist ab“ steht in der für Oktober einberufenen Stadtentwicklungskommission der Beschluss des Projekts „Biotop Wildquell“ auf der Tagesordnung. Aus einer alten Lackfabrik in Liesing soll ein begrünter und autofreier Stadtteil für modernes Leben und leistbares Wohnen werden.
Direkt an der künftigen S-Bahnstation ‚Benyastraße‘ wird aus dem ehemaligen, fast vollständig versiegelten Betriebsgebiet ein zukunftsfähiger und vielfältiger Wohn- und Lebensraum. Ein echtes Highlight des Projekts ist die vorgesehene Öffnung eines bislang nicht zugänglichen, rund drei Hektar großen, idyllischen Parks mit altem Baumbestand und eigener Quelle.
„Auf einem ehemaligen brown-field, also einer schon genutzten und versiegelten Fläche, gestalten wir ein weiteres klimafittes Stadtviertel der Zukunft. Es ist mit der geplanten S-Bahn-Stammstrecken-Haltestelle öffentlich top angebunden, hat viel Grünraum und spielt alle Register moderner Stadtentwicklung in unserer Millionenstadt“, so Planungsstadträtin Ulli Sima.
Bezirksvorsteher Gerald Bischof betont: „Ich freue mich, dass der brachliegenden Industriefläche der ehemaligen Lackfabrik neues und aber vor allem nachhaltiges und grünes Leben eingehaucht und eine große zusätzliche Grünfläche als Naherholungsraum erschlossen wird.“
Klimaresilient und leistbar
Das neue Quartier besticht neben leistbarem Wohnraum - 2/3 der rund 920 Wohneinheiten (inkl. nördlicher Bereich) werden geförderte Wohnungen sein – auch mit viel begrüntem Erholungsraum. Die Fläche wird mit kompakten Baukörpern geringstmöglich bebaut, zieht damit den Park in das Wohnquartier hinein und sorgt so für wertvollen Erholungsraum und Kühlung in den heißen Sommermonaten. Ähnlich der ebenfalls vom Architekten Rüdiger Lainer mitentworfenen Biotope City in Favoriten, wird auch beim Projekt Biotop Wildquell die Stadt Teil der Natur und die regenerativen Mechanismen der Natur werden als Instrumente zur Bewältigung des Klimawandels genutzt.
„Natur als Stadt ist die Grundlage für die Entwicklung eines sinnlichen und ökologischen „Wohlfühlquartiers“. Vielfältige Raumfolgen ermöglichen abwechslungsreiches Raumerleben und Nutzungsvielfalt. Der faszinierende Naturraum des Parks setzt sich zwischen den großen, geknickten und dicht begrünten Volumen fort“, so der Architekt Rüdiger Lainer, dessen Entwurf den städtebaulichen Wettbewerb gewonnen hat.
3 Hektar großer Park wird erstmals öffentlich zugänglich
Ein großer Gewinn für die Liesinger*innen wird der 3 Hektar große Park sein. Der im privaten Besitz gestandene – und nach den Prinzipien der englischen Landschaftsarchitektur gestaltete Park - wird durch die neue Entwicklung erstmals öffentlich zugänglich. Zwei Biotope sind das Herzstück des Parks und beheimaten eine vielfältige Tierwelt. Wie auch im gesamten Projekt wird ein besonderer Wert auf Naturbelassenheit und den Erhalt des einzigartigen Charakters des Parks gelegt.
Bauwerksbegrünung
Der geringe Bodenverbrauch des städtebaulichen Entwurfs führt gemeinsam mit Bauwerksbegrünungen zu einer sehr hohen Speicherung von Regenwasser am Areal. So kann die Wasserspeicherfähigkeit um mehr als 20 Prozent gesteigert werden. Das kostbare Nass steht in Folge den Pflanzen zum Wachsen und Kühlen zur Verfügung. Die CO2 Speicherung des Wildschek-Areals wird sich knapp verdoppeln auf etwa 121 t CO2 pro Jahr. Die Begrünung des neuen Stadtteils ist also in ihrer Leistung mit dem bestehenden Park vergleichbar und gibt einen Vorgeschmack darauf, wie grün das Areal wird.
S-Bahn Stationsvorplatz als Grätzlzentrum
Der zukünftige Stationsvorplatz basiert in Dimension und Form auf schönen historischen Plätzen und wird identitätsstiftender Stadtraum. Der autofreie Stadtteil ermöglicht eine uneingeschränkte Nutzung der weiten Freiflächen. „Das Projekt „Biotop Wildquell“ ist die konsequente Fortsetzung bzw. Weiterentwicklung der Biotope City. Raschere wechselnde Lebensumstände, mehr neue berufliche Chancen und mehr Mobilität verlangen nach Strukturen mit den entsprechenden Möglichkeiten. Dazu kommt eine hohe Sensibilität für nachhaltiges Bauen und Leben. Der Umgang mit knappen Ressourcen, muss verantwortungsvoll sein. Nachhaltiges und ökologisches Bauen im Sinne des Klimaschutzes ist in der Zukunft bei all unseren Planungen und Überlegungen ein noch intensiveres Thema als es ohnehin schon ist. Diesbezüglich müssen wir alle unseren maximalen Beitrag leisten, denn wir haben nur die eine wunderbare Erde“, so der Generaldirektor der GESIBA, Ewald Kirschner.
Vielfältige Wohnkonzepte
Geplant sind vielfältige Nutzungen und Gebäudestrukturen, die mit typologischer Intelligenz aktuelle und zukünftige Wohn-, Lebens- und Arbeitsbedürfnisse aufnehmen können u.a. Generationenwohnen, betreute Wohnformen, Wohnen und Arbeiten, Wohnen für Alleinerziehende.
Ressourcenschonende Entstehung
Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Klimaneutralität sind drei der wesentlichsten Aspekte des Vorhabens, das heißt, dass z.B. beim Raumkonzept eine langfristige Variabilität auf die vielfältigen, auch unvorhersehbaren Anforderungen der Zukunft reagiert werden kann. Bei der Planung werden schon die unterschiedlichen Lebenszyklen der Bauelemente - einfach trennbar- in die Konzeption integriert. Wichtiges Element ist auch die Reduktion von Material und Energie u.a. durch die Steigerung der Effizienz des Bauens durch Vorfertigung und Materialoptimierung. Wichtig hierbei ist auch die Wiederverwendbarkeit und stoffreine Trennbarkeit der Bauteile - sortenrein und schadstofffrei.
Es wird ein verantwortungsvolles Gesamtkonzept für das neue Quartierszentrum erarbeitet - alternative Energiesysteme mit effizienter Technik im Einklang mit leistbarem Wohnen. Dabei kommen Geothermie, Photovoltaik und Wärmepumpen zum Einsatz.
Stadtentwicklungskommission: Wichtiges Gremium der Stadtentwicklung
Die Stadtentwicklungskommission (STEK) setzt sich - unter dem Vorsitz des Bürgermeisters - im Wesentlichen aus den amtsführenden und nicht amtsführenden Stadträtinnen und Stadträten, Klubobleuten, Ausschussvorsitzenden sowie Bau-, Planungs- und Finanzdirektorinnen und -direktoren sowie den höchstrangigen Beamtinnen und Beamten der Planungsdienststellen zusammen. Die Beschlüsse der STEK dienen als wesentliche Grundlage und Orientierung für weitere Planungs- und Umsetzungsschritte in der Wiener Stadtentwicklung.
Der Beschluss des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans im Gemeinderat soll nächstes Jahr erfolgen und ab 2025 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Mit der Fertigstellung des Vorzeige-Stadtviertels wird ab 2028 gerechnet.
Quelle: Stadt Wien