Wien: Sima/Czernohorszky - Gratulation an die Siegerprojekte aus Fachwettbewerb STADTGRÜN
Foto: PID/Gökmen
Kreative Ideen im Kampf gegen klimawandelbedingte Hitzeinseln der Millionenstadt
Aus den 55 eingereichten Projektideen zum EU-weiten Fachwettbewerb hat eine hochkarätige Jury nun die Siegerprojekte gekürt. Diese sollen das Spektrum an Begrünungslementen im öffentlichen Raum kreativ ergänzen und wichtige Beiträge im Kampf gegen die Hitze in der Stadt leisten. Der Fachwettbewerb lief parallel zum Ideenwettbewerb, an dem sich alle Wienerinnen und Wiener beteiligen konnten und bei dem über 500 Projekte eingereicht wurden.
Im von Planungsstadträtin Ulli Sima und Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky initiierten Fachwettbewerb waren Profis eingeladen. Und so haben LandschaftsarchitektInnen, ArchitektInnen, StadtplanerInnen, UrbanistInnen, RaumplanerInnen, DesignerInnen und KünstlerInnen ihre Ideen und Konzepte für ergänzende Grünelemente zur Aufwertung des öffentlichen Aufenthaltsraums in Wien eingereicht. „Ich gratuliere den Siegern zu ihren tollen Projekten und freue mich schon auf die Umsetzung. Denn im Kampf gegen die klimawandelbedingte Hitze in der Stadt braucht es auch besonders kreative Lösungsansätze. In einer Millionenstadt ist es nicht überall möglich, Bäume zu pflanzen, die technischen Einbauten für Wasserrohre, Fernwärmeleitungen oder U-Bahnschächte sind eine besondere Herausforderung“, so Planungsstadträtin Ulli Sima.
„Wien ist eine der europäischen Hauptstädte, die am stärksten von Hitzewellen betroffen ist. Wir müssen deshalb nicht nur alles tun, um die Klimakrise aufzuhalten, sondern unsere Stadt auch mit kreativen Lösungen abkühlen. Die ausgezeichneten Projekte zeigen neue Wege auf, wie wir mit mehr Grünelementen den Aufenthalt im öffentlichen Raum verbessern können. Ich gratuliere sehr herzlich“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
Die eingereichten Konzepte reichten von verschiedensten begrünten Sitzmöbeln, Pergola-Konstruktionen, innovativen Fassadenbegrünungen, „grünen“ Straßenüberspannungen, Parklet-Variationen bis hin zu strategisch neuen – weit in die Zukunft weisenden - Ansätzen.
And the winner is…
Die Fachjury, für deren Vorsitz die international renommierte Landschaftsarchitektin und emeritierte Universitätsprofessorin Cordula Loidl-Reisch gewonnen werden konnte, hat folgende Siegerprojekte ausgewählt:
Platz 1: "GreenDIVAN in VIENNA"
(Büros adasca und Hohensinn Architektur, Graz)
Sanela Pansinger, Karl Heinz Boiger, Theresa Obermayer, Martin Weinhandl und Mitja Bukovec entwarfen eine runde Sitzinsel mit einer schirmförmig ausladenden, begrünten Netzkonstruktion, um den Raum auch dort klimafreundlich machen zu können, wo keine Bäume gepflanzt werden können. Ein Beton-Sitzring mit Holzauflage fasst ein Pflanzbeet ein. Eine 3 - 4 m hohe schlanke Metallkonstruktion trägt ein spiralenförmig aufgespanntes Seilnetz, das mit vielfältigen Kletterpflanzen bewachsen ist.
Der GreenDIVAN soll aber auch Treffpunkt und Aufenthaltsort für die BewohnerInnen sein, enthält Photovoltaikmodule für E-Ladestationen und einen Wassertank für die Wasserversorgung der Pflanzen. Je nach Aufstellungsort, ist dieser "flexible technische Baum" einzeln, in Gruppen und in unterschiedlicher Größe aufstellbar und aufgrund der attraktiven Gestaltung ein Blickfang und eine kleine Grünoase im Stadtraum.
2. Platz: "URBAN PARADISO"
(PCD-ZTGmbH, Wien)
Thomas Kuhnle und Christoph Zangl entwarfen eine Sitzbank mit Pflanztrog und einem aufgeständerten, zu begrünenden Schattendach, das aufgrund seiner kleinen Dimensionen vor allem in beengten Straßensituationen oder als Schattenplatz vor Hausfassaden aufgestellt werden kann. Es kann modular vielfältig kombiniert und erweitert werden. Die Sitzbank ist gleichzeitig Wasserspeicher für die Pflanzen und ist mit WLAN ausgestattet. Der Mast für das Schattendach dient zugleich der Beleuchtung. Das Schattendach selbst trägt Solarpaneele und fasst Regenwasser. Eine App steuert die Bewässerung. Auch dieses Projekt ist in unterschiedlichen Varianten ausführbar und erzielt mit vergleichsweise wenig Aufwand eine hohe Wirkung.
3. Platz belegt das Projekt "GREEN DOTS WIEN"
(Büros Martina Jauschneg & Josef Lueger unter Mitarbeit von Nina King, Wien)
Als bewusster, fast symbolischer Akt soll an Orten, die ansonsten keine Begrünung zulassen, „grüne Trittsteine“ in versiegelten Flächen geschaffen werden. Unter aktiver Mitwirkung der Bevölkerung und nach Prüfung durch eine Kommission aus VertreterInnen des Bezirkes und der Stadt sollen Orte ausgewählt werden, an denen Belagsflächen gezielt „perforiert“ werden sollen, um Pflanzen Kleinststandorte im Öffentlichen Raum zu geben. Patenschaft und Pflege erfolgt durch interessierte StadtbewohnerInnen, die per App an die erforderlichen Pflegearbeiten erinnert werden. Dazu werden zylinderförmige Löcher mit bis zu 30 cm Durchmesser in den Belag geschnitten, die in Folge mit sogenannten Spick-Kapseln, die mitwasserspeichernder Erde, Dünger und Pflanzensamen befüllt werden. Die Green Dots sollen auch Bewusstsein für die erforderlichen Klimawandelanpassungen schaffen.
Sonderpreis: „Liebling der Jury“
Vorsitzende Cordula Loidl-Reisch erklärt, warum dieses Projekt, das komplett aus dem Rahmen fällt, besondere Anerkennung verdient. „Das Projekt „City of Seeds“ präsentiert kein Objekt, sondern macht die Schaffung und Pflege von Grünflächen im Stadtraum zum Gegenstand poetischer Erzählungen, die gemeinsam mit BürgerInnen unter Beiziehung von ExpertInnen einem Kurzfilmscript folgend entwickelt und umgesetzt werden sollen. Dieser künstlerische Ansatz hat uns alle fasziniert“.
Ausgangspunkt ist dabei die Verwendung alter Nutzpflanzen, sei es von Faserhanf, aus dem schlussendlich die Trikots einer Jugendfußballmannschaft entstehen oder etwa von Eukalyptus, aus dessen Rinde Sternenstaub für die Erzählung eine Star Trek-Episode gewonnen werden kann. Begleitet wird der kreative Prozess durch Workshops und die Produktion eines Kurzfilms.
Hintergrund für die Konzeptidee ist, dass unser ökologisches System nicht alleine durch eine Stadtverwaltung reguliert werden kann. Vielmehr bauen durch diese partizipativen Prozesse die StadtbewohnerInnen, v.a. auch Kinder und Jugendliche, eine Umweltbeziehung auf, die ein wesentlicher Motor zur Schaffung von Grünräumen mit nachhaltigen Kühlungseffekten sein soll.
Alle Infos zu den Projekten des Fachwettbewerbs und auch zu den Siegerprojekten des Ideenwettbewerbs auf www.wienwirdwow.at
Quelle: Stadt Wien