Wien: Sima/Rumelhart - Bürger*innenbeteiligung zur offenen Markthalle und Gestaltung des Naschmarktparkplatzes startet
Foto: PID/Christian Fürthner
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Entschärfung einer der größten innerstädtischen Hitzeinseln - viel Grün, Cooling und attraktiver Aufenthaltsort im Herzen der Stadt
Der sogenannte „Naschmarktparkplatz“ zwischen Kettenbrückengasse und Rüdigerhof in Wien-Mariahilf ist nicht nur eine unattraktive Asphaltwüste, sondern im Sommer mit rund 12.000 m² eine der größten Hitzeinseln der Stadt und damit auch ein großes Problem fu?r das Stadtklima. Dieser Hitze-Hotspot soll nun entschärft, begrünt und gekühlt werden. „Das Ziel ist ein kühler Ort mit ausreichend Schatten, möglichst viel Grün und hoher Aufenthaltsqualität. Herzstück dieses Projekts soll eine offene Markthalle werden, die in Hitzeperioden ausreichend Schatten bietet und ein lebendiges neues Grätzlzentrum wird“, skizziert Planungsstadträtin Ulli Sima und lädt wie angekündigt die Bevölkerung ab nun zur breiten Beteiligung ein. In vielen europäischen Städten gibt es Markthallen, die sich größter Beliebtheit erfreuen. Angedacht ist - zur Ergänzung des bestehenden Naschmarkts - ein überdachter Markt mit regionalen österreichischen Produkten sowie moderne gastronomische Angebote, der Focus soll auf regionalen saisonalen Angeboten liegen, es gibt tolle Produkte aus Wien und Umgebung.
Markus Rumelhart, Bezirksvorsteher des 6. Bezirks: „Die Hitzeinsel am Naschmarktparkplatz ist schon lange ein großes Problem für das Stadtklima. Dieses Problem packen wir nun mutig an. Ich freue mich, dass die neue Innovationsstadträtin Ulli Sima gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern eine offene Diskussion startet und so die Basis zur bestmöglichen und klimatfitten Neugestaltung schafft! Mariahilf wird dadurch noch lebens- und liebenswerter und um ein Grätzelzentrum reicher.“ Mit dabei bei der heutigen Präsentation des großen Bürgerbeteiligungsverfahren waren auch die Bezirksvorsteherinnen des 4. und 5. Bezirkes, Lea Halbwidl und Silvia Jankovic, die die breite Einbeziehung der Bevölkerung begrüßen.
Nach Bürgerbeteiligung folgt Gestaltungswettbewerb
Bis Juni können die Wienerinnen und Wiener ihre Ideen und Vorschläge einbringen, es wird über alle Aspekte der Neugestaltung der Fläche diskutiert. Nach der Bürgerbeteiligung folgt ein europaweiter Gestaltungswettbewerb, der voraussichtlich im Herbst startet. Der Stadt ist der sensible Ort des Naschmarktumfelds ein zentrales Anliegen, die MA 19 ist von Anfang an eingebunden, achtet auf das baukulturelle Erbe und auf das Stadtbild.
Klimafit: Gründach und Photovoltaikanlage
Sofern technisch umsetzbar, soll das Dach der Markthalle begrünt werden und gleichzeitig Wiens größter innerstädtischer Photovoltaikanlage Platz bieten. Zahlreiche Cooling-Elemente und Begrünungsmaßnahmen sollen Halle und Platz klimafit machen und zur Entschärfung der Hitzeinsel beitragen.
Breiter Beteiligungsprozess "Offen für Wien“
Bevor der Gestaltungswettbewerb zum neuen Marktgebiet starten kann, werden Erwartungen und Ideen der Bevölkerung gesammelt. Gleichzeitig werden Sorgen und Befürchtungen diskutiert, die ein solches Projekt erwecken kann. Der Beteiligungsprozess läuft bis Juni 2021. Die Ergebnisse werden im Juli präsentiert und bilden eine Grundlage für den Gestaltungswettbewerb. Dieser soll im Herbst 2021 starten.
Gefragt werden in der Bürger*innenbeteiligungskampagne alle Wienerinnen und Wiener über die Website markthalle.wienwirdwow.at. Diese ist die zentrale Plattform des Beteiligungsprozesses, die aufgrund von Covid vorwiegend in digitaler Form abgewickelt wird. Flankierend wird der Beteiligungsprozess auch auf Facebook und Instagram stattfinden. Auf der Website können sich alle Interessierte für den wöchentlichen Newsletter anmelden. Zweimal die Woche werden dort Fragen zum Projekt gestellt. Die Antworten bilden eine wichtige Grundlage für den Gestaltungswettbewerb. Ein wöchentlicher Newsletter wird alle Interessierten auf dem Laufenden halten.
Zusätzlich zur digitalen Plattform sind im Mai und Juni vier corona-konforme, kleine Informationsveranstaltungen vor Ort mit den Bezirksvorsteher*innen geplant. Sofern die aktuelle Covid-Situation die Durchführung erlaubt, wird rechtzeitig dazu eingeladen, doch einfach zum Informieren und Diskutieren auf den Naschmarkt-Parkplatz zu kommen.
Anrainer*innen im Fokus
Ein besonderes Augenmerk wird natürlich auf die Anrainer*innen am Naschmarkt gelegt, da diese unmittelbar am Projektgebiet leben. Diese werden in den nächsten Tagen einen Infobrief von Stadträtin Ulli Sima und ihrem/r jeweiligen Bezirksvorsteher*in erhalten mit allen Infos zum Bürgerbeteiligungsprozess und einer Rückmeldekarte, um gleich einmal ihren Standpunkt/ihre erste Einschätzung zum Projekt mitteilen zu können.
Samstag-Flohmarkt bleibt erhalten
Der berühmte Naschmarktflohmarkt auf der Fläche existiert bereits seit 1977. Mitten im Jugendstilambiente der beiden Wienzeilen werden jeden Samstag vor allem Kunstgegenstände, gebrauchten Hausrat, Literatur, Musikalien und andere Antiquitäten angeboten. Etwa 20.000 Besucher*innen und Schnäppchenjäger*innen tummeln sich dort jede Woche. Fest steht: Der Naschmarktflohmarkt soll auch nach der Neugestaltung des Platzes und dem Bau der offenen Markthalle erhalten bleiben.
Parkplatz nur zu 40 % ausgelastet
Übrigens: Der heutige Parkplatz war bis 1972 Marktgebiet und wurde auch als solcher benutzt. Erst mit der Fertigstellung des Großmarktes in Wien-Inzersdorf hat man sich, dem Zeitgeist der 70er Jahre entsprechend, dazu entschieden, daraus einen riesigen Parkplatz zu machen. Dieser Parkplatz übrigens, der lediglich zu 40 Prozent ausgelastet ist, wird auch Gegenstand der Bürger*innenbeteiligung sein.
Wiens Strategien im Kampf gegen den Klimawandel und dessen Auswirkungen
Der Klimawandel ist längst in unserm Alltag angekommen. Wien ist besonders von der Klimaerhitzung betroffen. Seit den 1970er Jahren ist die Temperatur hierzulande um durchschnittlich 1,5 °C gestiegen; global um 0,5 °C. Eine Studie der ETH Zürich besagt, dass Wien bis zum Jahr 2050 mit überdurchschnittlicher Erwärmung rechnen muss: in den Sommermonaten mit bis zu 7,6 °C mehr. Problematisch wird es dann bei längeren Hitzeperioden, wenn die Stadt nicht mehr abkühlt und die Menschen über einen längeren Zeitraum hohen Temperaturen ausgesetzt sind. Dies kann vor allem für kranke oder ältere Menschen gefährlich werden, da diese Hitzeperioden für den Organismus sehr belastend sind.
Brücke, U-Bahn, Wienfluss-Überbauung - großflächige Baumpflanzungen nicht möglich
Maßnahmen zur „Klimawandelanpassung“ dienen dazu, unsere Lebensqualität trotz zunehmender Hitze zu erhalten. Riesige Asphaltflächen wie der Naschmarktparkplatz machen die steigenden Temperaturen in Hitzeperioden schier unerträglich. Aus diesem Grund soll nicht nur die offene Markthalle als Beschattungselement selbst, sondern besonders die umliegende Fläche klimafit gemacht werden. Wir dürfen bei dieser innerstädtischen Fläche jedoch nicht vergessen, dass es sich um die Wienfluss-Überbauung, um eine Brückenkonstruktion, handelt, also beispielsweise keine großen, Schatten spendenden Bäume gepflanzt werden können. Genau hier kommt die Schatten spendende Funktion einer offenen Markthalle ins Spiel.
Die Palette an Möglichkeiten zur Klimawandelanpassung abseits von großen Bäumen ist glücklicherweise breit. Schattenspender, Begrünung mit klimatoleranten, flachwurzelnden Pflanzenarten, Kühlung durch verschiedenste Wasserelemente aber auch eine schlaue Nutzung des Windes könnten die gefühlte Temperatur auf unter 30 Grad reduzieren. Auch die Änderung des Oberflächenbelags und Teilentsiegelungen sind vorstellbar.
Alle Infos zur Bürgerbeteiligung auf markthalle.wienwirdwow.at
Quelle: Stadt Wien