Wien: Stadt Wien unterstützt Ausbau der Chat-Beratung von „Rat auf Draht“ mit Sonderbudget
Kinder und Jugendliche, aber auch Familien zählen zu den am meisten von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffenen Bevölkerungsgruppen. Lockdowns, Home-Schooling und gleichzeitiges Home-Office der Eltern haben zu Depressionen, Angstzuständen, Essstörungen und weiteren psychischen und körperlichen Problemen geführt. Die Stadt Wien nimmt die Situation sehr ernst und hat seit einiger Zeit ein breites Sicherheitsnetz an konkreten Projekten und Beratungen für Betroffene gespannt.
Vizebürgermeister und Jungendstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) betont die Notwendigkeit von Investitionen in diesem Bereich: „Wenn wir sehen, dass Kinder und Jugendliche, die unsere Zukunft sind, in Depressionen verfallen und mit der Bewältigung der Pandemie massiv zu kämpfen haben, ist es unsere Pflicht als Stadt Wien, den Betroffenen konkret unter die Arme zu greifen und rasche Hilfestellung zu gewährleisten!“
Stadt Wien spannt Netz an Service-und Informationsstellen
Die Stadt hat daher ein breitgefächertes Netz an Service-und Informationsstellen von bereits bekannten Institutionen und neu initiierten Projekten auf die Beine gestellt.
So unterstützt und betreut etwa die Wiener Kinder- und Jugendhilfe Familien in den Beratungsstellen wie den Familienzentren, Regionalstellen und am Servicetelefon 01/4000-8011, durchgehend, und das seit Beginn der Krise.
Zusätzlich gibt es Onlineberatung in Form der Talkbox (für Kinder und Jugendliche) und der Stressbox (für Eltern). Wichtig ist, dass die Familien, Kinder und Jugendliche sich nicht scheuen, bei Bedarf nach Beratung, Entlastung und Unterstützung Kontakt zu uns aufzunehmen, weshalb wir auch anonyme Beratungsangebote haben.
„Nachdem Kinder und Jugendliche ein Jahr lang vieles solidarisch auf sich genommen haben, braucht es jetzt im Gegenzug unsere Solidarität und Unterstützung. Die Gesundheit und Zukunft der Kinder und Jugendlichen müssen Priorität haben“, betont SPÖ-Wien-Gemeinderat Marcus Gremel, Kinder- und Familiensprecher der SPÖ Wien und Präsident der Wiener Jugenderholung. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Projekte und Hilfeleistungen der Stadt Wien. „Die Stadt Wien hat mit Beginn der Pandemie einen psychosozialen Krisenstab eingesetzt und viele Projekte und Maßnahmen auf den Weg gebracht, um junge Menschen in der Krise zu unterstützen. Und genau diese verstärkte Berücksichtigung der psychosozialen Auswirkungen erwarten wir uns von der Bundesregierung“, appelliert Gremel. Wien handelt auf zwei Ebenen: Zum einen bietet die Stadt akute Hilfe für junge Menschen mit psychischen Krankheiten, zum anderen werden laufend die Präventivangebote ausgebaut.
Ausbau der Chat-Beratung für „Rat auf Draht“
Eine der bekanntesten und niederschwelligsten Institutionen im Bereich der Kinder-und Jugendberatung ist „147 Rat auf Draht“. Bei der seit über 30 Jahren bestehenden Kinder- und Jugend-Notfallnummer, die seit 2014 Teil von SOS-Kinderdorf ist, wurden seit Beginn der Pandemie 69.000 Beratungen geführt. Rund 35 % der Anfragen stammen von Kindern und Jugendlichen aus Wien. Da es für jung Menschen in den Lockdowns wenig Privatspähe gab, waren persönliche Gespräche oft nicht möglich. „Rat auf Draht“ hat daher in einer Testphase seine Chat-Beratung ausgebaut. Dieses Angebot hat sich sehr bewährt. Wie groß die psychische Belastung von Jugendlichen aktuell in der Corona-Pandemie ist, zeigen aktuelle Zahlen aus der Chat- und Telefonberatung von Rat auf Draht, wie Birgit Satke berichtet: „Die Dramatik und Dringlichkeit der Themen haben in der Pandemie stark zugenommen. Statt über Liebeskummer oder die erste Reise ohne Eltern führen wir verstärkt Gespräche zu Angstzuständen, Essstörungen und Suizid“, so Satke. „Die Anrufe zum Thema Angst haben im Vergleich zur Zeit vor Corona um 61 % zugenommen, zu Überforderung mit Schule und Home Schooling um 159 %, zu Arbeitslosigkeit um 60 % und zu psychischen Erkrankungen wie Panikattacken, Depressionen oder Borderline um 45 %. Die jungen Menschen brauchen jetzt ausreichend psychosoziale Versorgung und Beratung, damit die Corona-Pandemie keine langfristigen Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit hat.“
Die Stadt Wien greift „Rat auf Draht“ daher mit einem Sonderbudget von € 30.000 konkret unter die Arme. Dieser Betrag fließt unter anderem in den Ausbau der Chat-Beratung, die derzeit sehr stark gefragt ist. Sie wird nun dauerhaft täglich von Montag bis Freitag von 18:00 – 20:00 anstatt wie bisher nur an drei Tagen pro Woche angeboten.
Dazu Jugendstadtrat Wiederkehr: „Ich bin froh, dass wir sicherstellen, mit „Rat auf Draht“ eine sehr wichtige Institution im Bereich der Kinder-und Jugendberatung in dieser so herausfordernden Zeit konkret mit mehr Budget zu unterstützen. Die Chat-Beratung ist ein enorm wichtiger Mosaikstein zur raschen und formlosen Hilfestellung für Betroffene!“, so Wiederkehr abschließend.
Quelle: Stadt Wien