Innsbruck: Stadtklimaanalyse soll Lebensqualität verbessern
Foto: IKM/M. Darmann
Ergebnisse werden bei allen Bau- und Entwicklungsprojekten berücksichtigt
Beim Thema Klimawandel will die Stadt Innsbruck keine Zeit mehr verlieren. Deshalb bekennt sich die Tiroler Landeshauptstadt dazu, die Ergebnisse der Stadtklimaanalyse künftig bei allen Bau- und Entwicklungsprojekten im Stadtgebiet zu berücksichtigen. „Die daraus abgeleiteten Anpassungsmaßnahmen werden im Sinne der Verbesserung, Vermeidung und Verminderung überwärmter Gebiete in Planungs- und Umsetzungsprozesse magistratsweit angewandt. Damit werden die Ergebnisse auch Einfluss auf die städtische Entwicklung nehmen“, betonte Bürgermeister Georg Willi bei einem Pressegespräch am 10. Jänner 2023.
Für Städte ist das häufigere Auftreten von heißen Tagen und die Intensivierung von Hitzewellen eine besondere Herausforderung. Messungen und Modelle zeigen, dass im Alpenraum mit rund der doppelten Erwärmung gerechnet werden muss als im globalen Durchschnitt. „Der letzte Sommer mit 33 Hitzetagen, also Tagen, an denen es mehr als 30 Grad heiß war, spiegelt diese Entwicklung deutlich wieder“, warnt die für Klimafragen zuständige Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl und führt weiter aus: „Deshalb haben wir bereits im Juli 2020 entschieden, eine hochauflösende Stadtklimaanalyse zu erstellen. Diese dient dem Ziel, notwendige und effektive Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel wie Begrünungen, Freihaltung von Kaltluftschneisen oder Wasserflächen im Innsbrucker Stadtgebiet gezielt umzusetzen und damit die sommerliche Hitze in der Stadt zu reduzieren.“
Das Amt Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration sowie die Geschäftsstelle Klima und Umwelt waren für die Ausarbeitung der Stadtklimaanalyse verantwortlich. Der Auftrag wurde an die Firma Weatherpark GmbH vergeben.
Vielfältige Ergebnisse und Anwendungen
Im Rahmen der Stadtklimaanalyse wurde neben einer Analysekarte, die den Ist-Stand des Innsbrucker Stadtklimas abbildet, auch eine Planungshinweiskarte mit konkreten, wirksamen und planerischen Empfehlungen für noch umzusetzende Prozesse erarbeitet.
„Beispielsweise werden anhand der Stadtklimaanalyse Frischluft- und Kaltluftbahnen verortet, welche nun als wesentliche, positiv wirksame Mechanismen des Stadtklimas bei planerischen Entscheidungen berücksichtigt und gezielt geschützt werden können. Weiters haben in Innsbruck Grünkorridore wie die Terrassenböschung Hötting West oder der Grünzug Amras-Pradl-Reichenau eine besondere stadtklimatische Bedeutung und sollten jedenfalls erhalten und nach Möglichkeit erweitert werden“, erklärt Simone Fritsch, MSc vom Referat Raumplanung und Stadtentwicklung.
Daneben zeigt die Analyse aber auch auf, welche Bereiche der Stadt aktuell bereits besonders stark überwärmt sind und in welchen Bereichen – auf Grundlage von Szenarien-Karten – künftig mit weiteren starken Überwärmungen zu rechnen ist.
„Mit diesem Wissen können gezielt konkrete Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel gesetzt werden – lokal aber auch auf gesamtstrategischer Ebene. Neben diesem zielgerichteten Einsatz lokaler Anpassungsmaßnahmen im Stadtgebiet ist auch ein verbessertes Risikomanagement für den Schutz vulnerabler Gruppen essentiell. Von Hitze besonders betroffene Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen können künftig durch ein verbessertes Frühwarnsystem schneller und gezielter über anstehende Hitzewellen informiert werden“, führt die für Klimawandelanpassungsstrategien zuständige Mag.a Christine Schermer von der Geschäftsstelle Klima und Umwelt ein Beispiel für die Anwendung der Stadtklimaanalyse an.
Kooperation mit städtischen Beteiligungen
Im Rahmen der Erstellung der Stadtklimaanalyse wurden seitens des Auftragnehmers Weatherpark auch strategische Empfehlungen für die Stadt Innsbruck erarbeitet, um die vorliegenden Ergebnisse künftig möglichst wirkungsvoll zu berücksichtigen. Entscheidend ist beispielsweise, dass die Ergebnisse der Stadtklimaanalyse in sämtliche Prozesse bzw. Abläufe innerhalb des Magistrats und auch in Kooperation mit den städtischen Beteiligungen integriert werden. Ein Schwerpunkt wird auch bei der Ausarbeitung von Indikatoren, Schwellen- und Grenzwerten gesetzt werden, um eine stadtinterne Systematik der Anwendung zu etablieren. Damit verbunden soll es entsprechende Vorschläge für verbindliche Rahmenbedingungen bei Planungsprozessen geben.
Erste räumliche Anwendungen und laufende Projekte wurden seitens der Stadt Innsbruck bereits parallel zur Ausarbeitung der Stadtklimaanalyse gestartet. Die Platzgestaltung des Messeparks (cool-INN) ist erfolgreich abgeschlossen, die Umgestaltung des DDr. Alois-Lugger-Platzes (COOLYMP) steht in den Startlöchern: beide Plätze stellen wichtige Referenzprojekte für eine klimafitte Gestaltung des öffentlichen Raums dar. Weitere Anwendungen erfolgen beispielsweise bereits im Rahmen der Standortoffensive Rossau, im Zuge dessen ein Konzept für ein klimafittes Wirtschaftsgebiet ausgearbeitet wird.MD
Quelle: Stadt Innsbruck