Wien: Startschuss für Wiens erstes Supergrätzl in Favoriten
Verkehrsberuhigung und Begrünung verwandeln Grätzl in urbanes Wohnzimmer: 62 neue Bäume, 94 Grünflächen, Wasserspiele und Verkehrsberuhigung samt Fußgängerzone rund um Schule
Ein Hauch von Barcelona zieht schon bald durch Favoriten: Im Herzen des 10. Bezirks entsteht zwischen Gudrunstraße, Leebgasse, Quellenstraße und Neilreichgasse Wiens erstes Supergrätzl. Mit viel Begrünung und Verkehrsberuhigung wird das Grätzl zu einem „urbanen Wohnzimmer“. Vorbild sind die sogenannten Superblocks in Barcelona, die durch Unterbindung des Durchzugsverkehrs mehr Platz für die Menschen und für Begrünungsmaßnahmen bieten. Planungsstadträtin Ulli Sima, Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz und NEOS-Planungssprecherin Selma Arapovi? gaben mit einem symbolischen Spatenstich den Startschuss für die Bauarbeiten zur umfassenden Attraktivierung des Grätzls.
„Auf dieses Grätzl im Herzen Favoritens wartet eine großartige Verwandlung. Die intensive Pilotphase hat bereits aufgezeigt, wieviel Potenzial für mehr Aufenthaltsqualität und Begrünung es hier gibt. Ich freue mich, dass all das nun zur Realität wird und bedanke mich beim Bezirk für die Bereitschaft, Wiens erstes Supergrätzl gemeinsam mit uns zu gestalten“, so Planungsstadträtin Ulli Sima.
Pilotphase und breiter Bürger*innendialog
Seit 2022 wurde in einer Pilotphase die neue Verkehrsorganisation getestet: Einbahnen wurden umgedreht, farbliche Bodenmarkierungen aufgebracht und neue Aufenthaltsräume im Freien geschaffen. Im Sommer 2023 gab es ein buntes Programm für die Anrainerinnen und Anrainer im verkehrsberuhigten Grätzl, sie konnten ihre Wünsche und Vorstellungen übermitteln und das Vorhaben der Stadt live vor Ort testen. Was gut ankam, wird nun um- und ausgebaut. Die Umbauarbeiten finden in zwei Bauphasen statt. Die erste Bauphase startet mit Oktober 2023 und soll bis Herbst 2024 abgeschlossen sein, die zweite, rund um die Mittelschule Herzgasse, folgt im Anschluss.
Bezirksvorsteher Marcus Franz: „Das erste Supergrätzl Österreichs, das hier als Pilotprojekt im Zehnten entsteht, zeigt einmal mehr, dass Favoriten ein dynamischer Bezirk mit vielen innovativen Projekten ist. Für die Anwohner*innen und Nutzer*innen wird es künftig mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Sicherheit sowie weniger Verkehr geben. Jetzt geht es Schritt für Schritt in die Umsetzung.“
„Eine Großstadt zeichnet sich nicht allein durch ihre markante Skyline aus, sondern auch durch die Schaffung einzigartiger öffentlicher Gemeinschafts- und Begegnungsorte wie dem Supergrätzl. Das Supergrätzl stellt ein innovatives und international erprobtes Konzept dar, das die Neugestaltung eines Grätzls in den Fokus rückt. Zu den Elementen des Supergrätzl-Konzepts gehören nicht nur Maßnahmen zur Begrünung und Anpassung an den Klimawandel, sondern auch die Belebung der Erdgeschosszonen und die Aufwertung des öffentlichen Raums. Es erfreut mich besonders, dass das Supergrätzl Favoriten in Wien eine Vorreiterrolle einnimmt,“ sagt NEOS Wien Stadtplanungssprecherin Selma Arapovi?.
Weniger Verkehr, mehr Platz für Lebensqualität
Kern der Transformation zu einem Supergrätzl ist die vollständige Unterbindung des Durchzugsverkehrs. So wird etwa mit sogenannten Diagonalfiltern der Autoverkehr an den Kreuzungen im Supergrätzl wieder auf die Hauptstraßen abgeleitet. Zufahren bleibt aber weiterhin möglich. Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft bestehen die im Supergrätzl eingesetzten Diagonalfilter aus umfunktionierten Betonringen, die einst noch auf der Donauinsel als Abfallbehälter im Einsatz waren.
62 Bäume und 11 Mikrofreiräume verwandeln das Grätzl in ein urbanes Wohnzimmer
Neben den bestehenden 47 Bäumen, sorgen künftig gleich 62 zusätzliche Bäume und ganze 94 Grünflächen für jede Menge Begrünung in den bisher betonlastigen Straßenzügen und versprechen deutliche Abkühlung in der heißen Jahreszeit. Dazu entstehen in den Kreuzungsbereichen insgesamt 17 Mikrofreiräume die zum Verweilen und die kleinsten Bewohner*innen auch zum Spielen einladen. Die Mikrofreiräume werden so wie die Fußgänger*innenzone mit zahlreichen Vernebelungsanlagen, Wasserspielen und einer hellen Pflasterung versehen, wodurch die Oberfläche entsiegelt wird und sich in der heißen Jahreszeit weniger stark aufheizt.
Auch der Gehsteigbereich vor dem städtischen Kindergarten in der Gudrunstraße wird verbreitert und mit Sitzmöbel aufgewertet.
Der Kernbereich des Projekts rund um die Mittelschule Herzgasse wird in einer zweiten Bauphase in eine permanent gestaltete Fußgängerzone umgewandelt. Damit entsteht viel Raum für Begrünungs- und Cooling-Maßnahmen, die die Aufenthalts- und Lebensqualität im Grätzl deutlich erhöhen.
Supergrätzl wird fahrradfreundlich und lässt Nachbarschaft zusammenwachsen
Im „Supergrätzl“ ist auf fast allen Straßen schon seit der Pilotphase das Radfahren gegen die Einbahn möglich. So wird das „Supergrätzl“ als „fahrradfreundliche Insel“ zu einer angenehmen Ausweichroute zu den vielbefahrenen Straßen am Rand des Gebiets. Mit dem Auto kann man nach wie vor zu- und abfahren. Hauseingänge und Garageneinfahrten bleiben für Bewohner*innen und Besucher*innen sowie für Service- und Einsatzfahrzeuge weiterhin erreichbar. Bestehende Ladezonen und Stellplätze für Menschen mit Behinderung bleiben erhalten. Die dadurch ermöglichte klimafitte, einladende Ausgestaltung auf den Straßen im „Supergrätzl“ sorgen so für neue, attraktive Orte der Begegnung im öffentlichen Raum und lassen die Nachbarschaft zusammenwachsen.
Internationale Benchmark in Sachen smarter Stadtteilplanung
Wie im Entwicklungs- und Freiraumkonzept der Stadt Wien – Stadtentwicklung und Stadtplanung festgehalten, wurden bereits elf Einbahnen umgedreht, um so die Durchfahrt durch das Gebiet zu unterbinden. Um die Einhaltung der schleifenartigen Verkehrsorganisation gewährleisten zu können, werden an essenziellen Kreuzungen sogenannte Modalfilter errichtet. Diese bestehen jeweils aus vier begrünten Trögen und einem mittigen, ziehbaren Stahlpoller. Alles in allem wird Wiens erstes Supergrätzl auch international eine Benchmark in Sachen smarter Stadtteilplanung.
Quelle: Stadt Wien