Kärnten: Strahlenschutz - KÄRN:MESS als rollendes Strahlenmesslabor
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LHStv.in Prettner und Strahlenschutzbeauftragter Weissitsch: Mit dem AKW Krsko hat Kärnten ein Gefahrenpotenzial vor der Haustür – Transportunfälle, radioaktive Funde im Schrott, Schmuggel etc. sind weitere Risikoherde – Kärnten verfügt als einziges Bundesland über ein mobiles Strahlenmesslabor – dieses spart Wege, Zeit und Geld
Klagenfurt (LPD). „Die Coronapandemie hat uns gezeigt, dass es Notfall-Ereignisse gibt, auf die man sich de facto nicht oder nur begrenzt vorbereiten kann. Es gibt aber auch Notfall- und Katastrophenszenarien, für die man entsprechende Vorkehrungen treffen kann. Ich meine damit radiologische Ereignisse“, betonte heute Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner bei einer Pressekonferenz, zu der sie auch den Kärntner Strahlenschutzbeauftragten Rudolf Weissitsch geladen hatte. „Wir in Kärnten haben mit dem AKW Krsko ein Gefahrenpotenzial quasi vor der Haustür. Dieser Tage hat die slowenische Regierung noch dazu grünes Licht für einen weiteren Ausbau des Kernkraftwerkes gegeben“, so Prettner. Zum Glück seien AKW-Unfälle Seltenheit. „Dennoch können sie passieren. Und sie passieren tatsächlich. Denken wir an Fukushima. Denken wir an Tschernobyl“, erinnerte die Gesundheitsreferentin. Allerdings würde man auch mit anderen Gefahrenquellen leben, die kaum bekannt seien – etwa Transportunfälle mit medizinischen oder mit industriellen Strahlenquellen. „Solche Transporte sind laufend auf unseren Straßen unterwegs“, meinte Prettner. Eine weitere Gefahrenquelle seien Strahlenquellen, die plötzlich irgendwo auftauchen – also der Fund von Radioaktivität beispielsweise im Schrott, im Sperrmüll, bei Entsorgungsbetrieben. „Eine Gefahr ist natürlich auch bei einem Brand in einem Betrieb mit Strahlenquellen gegeben“, sagte die Gesundheitsreferentin.
Genau für diese Notfall-Szenarien sehen Bundesvorgaben Reaktionspläne vor. Das Land Kärnten habe aber darüberhinaus für all diese latenten Gefahrenquellen ein mobiles Messlabor entwickelt. „Wir sind damit das einzige Bundesland, das über ein solches Messlabor verfügt. Wir nennen es den Kärntner Strahlenmessbus KÄRN:MESS“, erklärte Prettner. Entwickelt wurde das strahlenmesstechnische Equipment des Busses vom Kärntner Strahlenschutzbeauftragten Weissitsch gemeinsam mit der Firma Gihmm. Gihmm ist auch jenes Unternehmen, das das österreichweite Strahlenfrühwarnsystem entwickelt hat und dieses laufend betreut. Gekostet hat der Bus rund 120.000 Euro – 60.000 Euro entfallen dabei auf den „rohen“ Bus, weitere 60.000 Euro kostet mit derzeitigem Stand das Innenleben. „Dieses Equipment wird laufend weiterentwickelt. Denn Messsysteme entwickeln sich permanent und ebenso permanent folgen die Updates des Busses.“ Der Strahlenmessbus bringe zahlreiche Vorteile: „Er spart Wege; er spart Zeit; er spart Geld“, betonten Prettner und Weissitsch. Warum? „Besonders bei einem AKW-Unfall sind weitreichende Messungen von Boden, Pflanzen, Wasser, Messungen der Lebensmittel und Messungen der Futtermittel erforderlich. Mit KÄRN:MESS ist gewährleistet, dass wir in Kärnten sehr schnell agieren können.“ Ohne KÄRN:MESS müsste man aufwendig Proben entnehmen – von Boden, Pflanzen, Futtermittel etc. Diese Proben würden dann nach Graz oder Wien gesendet werden, wo sich die Analysestationen befinden. Die Laborauswertungen sind entsprechend teuer. „Mit dem Bus können wir aber direkt vor Ort Messungen durchführen. Schon nach wenigen Minuten erhalten wir die Auswertungen“, informierte Rudolf Weissitsch.
„Damit der Bus nicht nur im Notfall eingesetzt wird, erstellt das Land Kärnten damit auch zwei ‚Landkarten‘, die laufend vervollständigt und aktualisiert werden“, sagte LHStv.in Prettner. Es handelt sich dabei zum einen um die Cäsium-Landkarte Kärnten und zum anderen um die Kärntner Pilzlandkarte. Weissitsch: „Mit der Cäsium-Landkarte werden wir die erste flächendeckende Cäsium-Bestandsaufnahme eines Bundeslandes erstellen. Diese liefert uns Basiswerte, die im Fall eines ‚Strahlenereignisses‘ zum Vergleich herangezogen werden können. Und mit der Pilzlandkarte haben wir cäsiumbelastete Pilze geographisch zuordenbar erfasst. Auch das dient uns bei einer Kontamination von Teilen unseres Bundeslandes als Vergleichswert.“
Als Kärntner Strahlenschutzbeauftragter ist Weissitsch mit der Koordination bei radiologischen Notfällen sowie der Erstellung von Strahlenalarmplänen beauftragt. „In Not- und Katastrophenfällen geht es zuallererst um sichere Information und gesicherte Daten. Das heißt: Die Bevölkerung ist so schnell wie möglich mit Fakten und Aufrufen zu versorgen“, so Weissitsch. Und das heiße vor allem auch: Angst, Stress, Panik vor allem durch Falschmeldungen auf Social Media müssten verhindert werden. „Unser Bundesland verfügt mit dem Kärntner Strahlenalarmplan über eine Kommunikationsschiene, auf die sich die Menschen verlassen können: Sie verbindet alle relevanten Ebenen - Verwaltung, Gesundheitsorganisationen, Exekutive – und leitet sämtliche notwendigen Informationen umgehend an die Bevölkerung weiter. Ohne Fake News“, betonte Weissitsch. Im Gegensatz zu den Ereignissen der Vergangenheit (z. B. Tschernobyl) gebe es heute eine aktive Informationspolitik, die durch bilaterale Verträge mit den Nachbarstaaten, dem Strahlenfrühwarnsystem und die enge Zusammenarbeit durch Informations- und Datenaustausch auf internationaler Ebene sichergestellt werde.
„Die verschiedenen Szenarien werden national und international in Form von Notfallübungen regelmäßig getestet. Selbst bei Worst-Case-Szenarien sind nach internationalen Standards Evakuierungen in Österreich auch für grenznahe Kernkraftwerk-Unfälle nicht erforderlich“, betonte der Strahlenschutzbeauftragte. Warum? „Weil die anderen vorgesehenen Schutzmaßnahmen – wie Aufenthalt in Gebäuden und Jodblockade durch Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten - ausreichend sind“, begründete Weissitsch. In Österreich werden seit über 25 Jahren Kaliumjodid-Tabletten für die Versorgung der Bevölkerung bevorratet.
Quelle: Land Kärnten