Graz: Tennenmälzerei - lebendiger Begegnungsort und kulturelle Mitte
Die historische Tennenmälzerei in Graz-Reininghaus, errichtet 1888 und unter anderem wegen ihrer besonderen Gewölbestruktur denkmalgeschützt, wird zu einem lebendigen Begegnungsort und kulturellen Zentrum umgestaltet.
Die Stadtbaudirektion hat im Auftrag der Immobilienabteilung einen Architekturwettbewerb ins Leben gerufen. Das Gebäude wurde 2021 von der Stadt Graz erworben. Ziel war, für die beiden Hauptgeschoße der Tennenmälzerei eine innovative bauliche Umsetzung für eine Zwischennutzung zu finden. Fünf Planer:innenbüros wurden dazu eingeladen. Die Idee war, das Gebäude nicht nur zum kulturellen Mittelpunkt für den Stadtteil zu machen, sondern auch Räume für die gemeinschaftlichen Aktivitäten der Bewohner:innen im jungen Stadtteil anzubieten. Das bereits bewährte Stadtteilbüro Reininghaus zieht deshalb von seinem jetzigen Standort aus der „Linse" in die Tennenmälzerei und managt den Betrieb vor Ort.
Eine der großen Herausforderungen: Das bestehende und noch zu erweiternde Fassaden-Gerüst bei der Tennenmälzerei muss aus Sicherheitsgründen als schützende zweite Haut für die Fassade für die Zwischennutzungsphase erhalten bleiben und wird zum integrierten Teil der Gestaltung und Bespielung werden.
Unter dem Vorsitz von Architektin Nicole Lam kürte das zehnköpfige Bewertungsgremium das Projekt des Planungsbüros Breathe Earth Collective zum Sieger - das interdisziplinäre Grazer Büro aus Architekten, Landschaftsplaner:innen und Künstler:innen hat unter anderem den Klima-Kultur-Pavillon am Freiheitsplatz errichtet: „Das Projekt besticht durch einen außerordentlich gelungenen Innen- und Außenraumbezug. Die Vorplatzgestaltung wird gemeinsam mit der Eingangssituation, der Fassadengestaltung in Form eines sogenannten Fensters, dem Pocketpark „Micro-Forest" bzw. einem Freigelände zu einer einladenden Eingangsgeste entwickelt."
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne): „Mitten im Herzen von Reininghaus wird die Tennenmälzerei zum neuen Begegnungsort und verbindet so seine Geschichte mit der Zukunft. Die Bewohner:innen von Reininghaus werden von dieser neuen Anlaufstelle für Stadtteilarbeit und Kultur ebenso profitieren wie die Besucher:innen. Meine Vision ist ein offenes Haus, das zu einem guten Miteinander und einer guten Nachbarschaft beiträgt, und ein lebendiger Raum, an dem Dinge ausprobiert werden können. Die Tennenmälzerei hat ein riesiges Potenzial und ich freue mich, dass wir hier alle an einem Strang ziehen, um dieses für Graz zu nützen."
Gemeinderätin Christine Braunersreuther (KPÖ): „Ich freue mich, dass nun endlich mit der Tennenmälzerei ein Ort für Kultur und Soziales im Stadtteil Reininghaus entsteht."
Stadtbaudirektor Bertram Werle: „Die Zwischennutzung der Tennenmälzerei vereint Funktionalität, Ästhetik und Offenheit, um einen einzigartigen Kultur- und Gemeinschaftsraum im neuen und wachsenden Stadtteil Reininghaus zu schaffen. Die Umwandlung des historischen Betriebsgebäudes durch das Breathe Earth Collective verspricht eine kreative und lebendige Nutzung mit und für die Menschen vor Ort. Das stilisierte „Fenster" bietet zudem spannende Ein- und Ausblicke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft in Reininghaus."
Heike Wolf-Nikodem, Leiterin der Immobilienabteilung der Stadt Graz: „Das Gebäude wurde im Jahr 2021 erworben, um zur Erhaltung dieses Objektes beizutragen und es einer breit gefächerten Nutzung zuzuführen. Als Eigentümerinnenvertretung dürfen wir in dieser Zwischennutzungsphase dafür Sorge tragen, dass die Bespielung dieser Flächen einerseits unter größtmöglicher Achtung dieser wertvollen Immobilie erfolgt, aber natürlich andererseits den Veranstalter:innen eine außergewöhnliche Location bietet, die mit keiner anderen vergleichbar ist."
Das Breathe Earth Collective: „Der neue Erschließungsbereich im Süden rahmt die historische Fassade der Tennenmälzerei und macht diese erlebbar. Von dort öffnet sich die Freifläche für gemeinschaftliche Nutzungen zum neuen Stadtteil. Einzelne gezielte Maßnahmen im Gebäude treten mit der Bausubstanz in Dialog und aktivieren die Qualitäten des Gebäudes zur Zwischennutzung."
Im Innenraum der Tennenmälzerei
- Je Geschoß stehen 600 Quadratmeter zur Verfügung, in Summe rund 1.200 m2 Der historische Gewölbe-Innenraum bleibt roh, wird mit der erforderlichen Infrastruktur versorgt, jedoch nur in einem Teilbereich im Obergeschoß, in dem das Stadtteilmanagement verortet ist, beheizt. Untere Ebene wird zur Veranstaltungsstätte mit Aufführungs-/Ausstellungs-/Kulturraum mit Flächen für Foyer, Catering, Back-Stage-Bereich und Sanitärräumen.
- Obere Ebene beinhaltet in „Raum-in-Raum-Boxen" das Büro des Stadtteilmanagements mit Küche, Besprechungs-/Versammlungsraum und Sanitärräumen. Ein offener Community-Bereich mit Werkraum und Lagerflächen kann mit flexiblen Raumelementen je nach Anforderungen angepasst werden.
- Etagen bleiben zum Großteil offen bespielbar und können individuell gestaltet werden.
- Mobile Trennelemente und Vorhangsysteme ermöglichen modulare Strukturierungen.
- Mögliche Bespielungen: Nachbarschaftscafé, Diskussionen, Vorträge, Flohmärkte, Chor-Proberaum, Feste, (kleine) Konzerte, Ausstellungen, Filmvorführungen ...
- Auf die Nähe zur Wohnbebauung wird in der Bespielung Rücksicht genommen. Es wird definierte Rahmenbedingungen geben, die für ein gutes Miteinander eingehalten werden müssen.
Fassade - Kommunikator
- In das Gerüst wird an der Südfassade ein 36 m breites, und 9 m hohes „Fenster" eingeschnitten. Hier öffnet sich das Haus zum Stadtteil. Der umgebende 3 m tiefe Rahmen bildet eine Art überdachtes Fenster, das die darunterliegenden Stiegen, Balkone, Aufzug und Freibereiche - über die man (auch barrierefrei) in alle Ebenen gelangt - schützt.
- Die Gerüst-Fassade wird zum „Display" für künstlerische Installationen/Ankündigungen der Bespielung.
Außenraum -400 m2
- Südlicher Freiraum wird zu einer Arena umgeformt, die sich zur unteren Ebene der Tennenmälzerei hin absenkt, er bildet die Vorzone zu den Veranstaltungsräumen mit Pocket-Park/Micro-Forest.
- Barrierefreier Zugang über Aufzug und Weg im Gelände.
Allgemeines/Materialien
- Keine Eingriffe in das denkmalgeschützte Gewölbe, Verwendung einfacher, funktionaler und reversibler Bauteile für die Zwischennutzung.
- Einsatz von Re-Used-Objekten und neuen Schichtholzplatten für robuste und ästhetisch ansprechende Einbauten. Alte Stücke aus Reininghaus (gesammelt und bewahrt vom Open.Lab) aber auch Objekte aus dem einstigen Vorklinikgebäude werden wiederverwendet.
- Charakteristische Farbdefinition für die Tennenmälzerei.
Kosten und Umsetzung
- Investitionssumme: 996.000 Euro inkl. Mehrwertsteuer.
- Avisierter Baustart: Juli 2024 - Die GBG (Gebäude- und Baumanagement GmbH) zeichnet in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt für den Bau verantwortlich.
- Avisierte Eröffnung und Probebetrieb: Herbst 2024.
- Die Zwischennutzung ist vorerst bis 2028 ausgelegt, kann jedoch auch verlängert werden.
- Verantwortlich für den Betrieb: für die Veranstaltungsebene im EG: Immobilienabteilung und Kulturamt der Stadt Graz für die Stadtteilebene im OG: das Stadtteilmanagement Reininghausgründe.
Quelle: Stadt Graz