Übergewicht: Forderung nach klaren Vorgaben für Lebensmittel-Industrie
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Fettleibigkeit wird zunehmend zum Problem. Die Politik müsste stärker eingreifen, sagen Ernährungsexperten.
Baierbrunn (OTS) - Pizza, Burger, Schokoriegel, Kekse, Limonaden: Weltweit wird gesunde Ernährung zugunsten industriell gefertigter, hochgradig verarbeiteter Lebensmittel verdrängt. Diese Zubereitungen enthalten oftmals viele Kalorien und treiben den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe. Im Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" fordern Experten daher, dass die Politik stärker eingreift und verbindliche Maßnahmen in Richtung Industrie setzt.
Hochkalorische Nahrung überall günstig verfügbar
Ein Übermaß an Zucker und Weißmehl - das überfordert nachweislich den Stoffwechsel und lässt die Leber verfetten, was wiederum Diabetes und weitere chronische Folgeerkrankungen bis hin zu Krebs befördern kann. Weltweit ist Adipositas auf dem Vormarsch. Das Gewicht dieser Menschen gerät auch deshalb außer Kontrolle, weil industrielle, hochkalorische Nahrung fast jederzeit und überall günstig zu haben ist. Ungesunde Lebensmittel herzustellen sei für die Industrie schlichtweg zu lukrativ, sagt ein Vertreter des Verbraucherorganisation Foodwatch. Denn die Gewinnspanne bei Keksen, Schoko und Knabberzeug ist drei- bis viermal so hoch wie bei Gemüse und Obst. Das heißt: Die Konzerne haben ein großes Interesse, mehr von jenen Produkten zu verkaufen, von denen wir eigentlich weniger essen sollten.
"Beweg dich mehr, iss gesünder" - mit solchen Appellen verschiebt die Politik die Verantwortung auf die Konsumentinnen und Konsumenten. Zudem setzt sie fast ausschließlich auf Aufklärung. Doch Appelle sind bisher gescheitert. Denn damit werden vor allem diejenigen erreicht, die sowieso schon gesundheitsbewusst leben - bildungsferne Schichten hingegen werden abgehängt. Fakt ist: In armen Familien ist die das Risiko für Kinder, adipös zu werden, vierfach erhöht.
Steuerliche Erleichterung für gesunde Lebensmittel
Die Weltgesundheitsorganisation WHO (euro.who.int/de ) sowie führende Wissenschafts- und Medizinfachverbände fordern daher drei verbindliche Maßnahmen: eine "gesunde Mehrwertsteuer" mit steuerlicher Erleichterung für gesunde Lebensmittel wie Nüsse, Gemüse oder Obst, einen deutlich erhöhten Steuersatz für zuckerhaltige Getränke sowie eine transparente Kennzeichnung von Produkten wie auch ein Werbeverbot für ungesunde Produkte in Bezug auf Kinder.
Mit dem Nutri-Score gibt es in einigen europäischen Ländern immerhin einen Lichtblick. Foodwatch fordert, dass diese Kennzeichnung auch in Österreich eingeführt wird. Die Farbampel von Rot für ungesunde bis Grün für gesunde Lebensmittel vermittelt einen schnellen Überblick zu Nährwerten und ist auf der Packung abgedruckt. In Frankreich soll der Nutri-Score das Einkaufsverhalten schon positiv beeinflussen, und erste Hersteller haben ihre Rezepturen bereits angepasst.
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Quelle: OTS