Steiermark: Ukrainehilfe - Mehr als 10.000 Vertriebene wurden in der Steiermark aufgenommen

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Soziallandesrätin Doris Kampus und Europalandesrat Werner Amon bedanken sich bei Einsatzorganisationen, Ehrenamtlichen und der steirischen Bevölkerung für die Ukrainehilfe, die seit dem Kriegsbeginn vor einem Jahr geleistet wurde. 
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Anfang März 2022: Sitzung des Landeskoordinationsausschusses in der Grazer Burg. 
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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März 2022: Die Regierungsmitglieder Christopher Drexler und Doris Kampus dankten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort im kurz zuvor eröffneten Ankunftszentrum am Areal der Messe Graz. 
Foto: Land Steiermark
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März 2022: Rotes Kreuz, Polizei und Land Steiermark stellten gemeinsam mit Partnern den Betrieb im Ankunftszentrum sicher, Landesrettungskommandant Peter Hansak, Landespolizeidirektor-Stv. Alexander Gaisch und der damalige Landesrat Christopher Drexler überzeugten sich vor Ort. 
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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April 2022: Das Land Steiermark schickte Saatgut-Transporter zur Unterstützung in die Ukraine. 
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Mai 2022: Die Landesregierung spendete zwei steirische Feuerwehrfahrzeuge für die Ukraine. 
Bild: Land Steiermark/Foto Fischer
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Landesrat Werner Amon (r.) mit dem ukrainischen Honorarkonsul Fritz Möstl (l.). 
Foto: Land Steiermark
17 Feb 12:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Land Steiermark dankt Einsatzorganisationen und der Bevölkerung

Graz (17. Februar 2023).- In wenigen Tagen jährt sich der Beginn des Krieges, den Russland seit dem 24. Februar 2022 gegen die Ukraine führt. Auch in der Steiermark löste der brutale militärische Überfall auf das souveräne Land eine Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität – auch in der Bevölkerung – aus. Das Land Steiermark reagierte noch vor der Ankunft erster Kriegsflüchtlinge, der Landeskoordinationsausschuss beschäftigte sich umgehend mit der Lage, es wurde ein Krisenstab gebildet, ein eigener Koordinator wurde eingesetzt und eine Hotline zur Koordinierung der zahllosen Hilfsangebote installiert.

Aufbauend auf dieser Krisenstruktur und den Erfahrungen früherer humanitärer Krisen wurden seit Ausbruch des Konfliktes mehr als 10.000 Vertriebene aus der Ukraine in der Steiermark aufgenommen, versorgt und untergebracht. In enger Abstimmung innerhalb der Landesregierung, vor allem des Flüchtlingsreferates der Sozialabteilung, und der Stadt Graz wurde bereits am 14. März des Vorjahres mit der Landespolizeidirektion, dem Bundesamt für Asyl und Fremdenwesen, dem Roten Kreuz, der Caritas und weiteren Hilfsorganisationen das Ankunftszentrum auf dem Areal der Grazer Messe mit einer Notschlafkapazität von 200 Betten in Betrieb genommen. Seit 11. Jänner 2023 ist das Ankunftszentrum in der Annenstraße 34 in Graz angesiedelt. Dank der Kooperation zwischen Behörden und Hilfsorganisationen konnte die – speziell in den ersten Wochen – große Anzahl der Ankommenden gut und strukturiert versorgt werden.

Mehr als 8.000 Privatplätze zur Unterbringung wurden allein in den ersten Wochen von Steirerinnen und Steirern gemeldet. 700 Personen meldeten ihre Bereitschaft, als Pflegeeltern Kinder aus der Ukraine aufzunehmen. Rund 1.500 ukrainische Kinder besuchen Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen in der Steiermark. In Summe wurden seit März 2022 rund 2.800 Beschäftigungsbewilligungen durch das Arbeitsmarktservice für Vertriebene aus der Ukraine ausgestellt.

Soziallandesrätin Doris Kampus: „Einmal mehr haben die Steirerinnen und Steirer bewiesen, dass sie ein großes Herz für Menschen in Not haben. Im Namen der Landesregierung möchte ich dafür ein ebenso großes Dankeschön sagen. Mein Dank gilt aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einsatzorganisationen und den tausenden Ehrenamtlichen für ihr professionelles Engagement. Gemeinsam ist es uns gelungen, mehr als 10.000 Vertriebene aus der Ukraine rasch aufzunehmen und gut unterzubringen.“

Europalandesrat Werner Amon: „Seit Beginn des furchtbaren Angriffskriegs auf die Ukraine haben die Steirerinnen und Steirer großartige Hilfe geleistet. Einerseits mit Hilfslieferungen für die Menschen vor Ort und andererseits mit der Aufnahme von Vertriebenen bei uns in der Steiermark. Ich danke allen, die sich in der Ukrainehilfe engagieren und damit einen wertvollen Beitrag der Solidarität und für ein geeintes Europa erbringen.“

Zahlen und Fakten zur Ukrainehilfe in der Steiermark:Die steirische Polizei registrierte zwischen 12. März 2022 und 7. Februar 2023 insgesamt 9.964 Menschen aus der Ukraine. Etwa 80 Prozent erfolgten in der zentralen Anlaufstelle des Ankunftszentrums mit anfangs bis zu 245 Registrierungen (der absolute Spitzenwert wurde am 21. März 2022 mit 456 Erfassungen an einem Tag erreicht!) täglich. Vor allem zu Beginn war die steirische Polizei in bis zu sechs stationären Erfassungsstellen (Triesterstraße Graz, Messehalle Graz, Herrgottwiesgasse Graz, Ilz, Liezen und Leoben) und mit zwei mobilen Erfassungseinheiten im Einsatz, um Menschen mit Einschränkungen erfassen zu können, die nicht in der Lage waren, zu den stationären Erfassungseinheiten zu kommen oder in Krankenhäusern aufgenommen werden mussten. Zudem richtete die Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung (FGA) der Landespolizeidirektion Steiermark eine eigene Stabsstelle (24/7) für die Koordination ein. Insgesamt standen 600 Exekutivbedienstete im Einsatz.

Das steirische Rote Kreuz absolvierte 183 Einsatztage und rund 22.000 Stunden Betriebszeit. Täglich waren bis zu 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche im Einsatz. 8.858 Covid-19-Tests wurden durchgeführt und 1.156 Übernachtungen registriert. Insgesamt wurden 300 Feldbetten und 600 Stück Decken zur Verfügung gestellt.

Die steirische Caritas betreute im Schnitt permanent rund 6.000 Vertriebene. Für 44.000 Hausbesuche wurden rund 247.500 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. Mehr als 42.000 Betreuungsstunden wurden dabei geleistet. In Caritas-Unterkünften wurden knapp 700 Vertriebene versorgt und mehr als 162.160 Übernachtungen registriert. Zur Registrierung und Beratung leisteten Dolmetscherinnen und Dolmetscher fast 20.388 Stunden. Zur Erstversorgung mit Lebensmitteln wurden knapp 110.000 Euro an Gutscheinen ausgegeben. Um ukrainische Währung tauschen zu können, waren 4.557 Bank-Wechselberechtigungen notwendig. Die Rechtsberatung der Caritas nahmen 500 Vertriebene in Anspruch, zu den Spieletreffs kamen an die 400 Menschen.

Das steirische Arbeitsmarktservice (AMS) hat seit Beginn der Ukrainekrise insgesamt 2.198 Beschäftigungsbewilligungen (Stand 10.2.2023) an vertriebene Personen aus der Ukraine erteilt, davon sind derzeit 1.322 noch aufrecht. Gut die Hälfte der Bewilligungen entfiel auf den Dienstleistungsbereich (vor allem Gastronomie und Reinigung), gefolgt von Land- und Forstwirtschaft und dem Produktionsbereich. Als arbeitssuchend sind aktuell 1.015 Personen beim AMS Steiermark vorgemerkt. 2022 waren es im Durchschnitt im 2. Quartal 745 Vertriebene, im dritten Quartal waren es im Schnitt 945 Personen, im vierten 966. Rund 80 Prozent davon waren Frauen.

In der Stadt Graz waren mit Stand 18.1.2023 insgesamt 3.052 ukrainische Personen (Neumeldungen seit Februar 2022) gemeldet, der durchschnittliche tägliche Anstieg an Meldungen von Ukrainerinnen und Ukrainern in Graz liegt im Jänner bei sechs Personen (und ist damit geringer als in den letzten Monaten), der Anteil der Kinder/Jugendlichen sowie das Verhältnis Frauen/Männer bleibt in etwa gleich. Es kommen also weiterhin vor allem Frauen mit Kindern. Derzeit nehmen 384 ukrainische Kinder und Jugendliche am Unterricht in den städtischen Schulen teil.

Im Integrationszentrum Steiermark des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wurden über 2.200 Beratungen und 20 Orientierungskurse zum Leben und Arbeiten in Österreich spezifisch für ukrainische Vertriebene durchgeführt. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wurden in ganz Österreich „ServicePoints“ für ukrainische Vertriebene eingerichtet, wo Informationen zum Leben in Österreich, zum Deutschlernen und zur Integration in den Arbeitsmarkt gebündelt angeboten werden. In der Steiermark waren dies rund 40 „ServicePoints“ mit rund 700 Beratungen für ukrainische Vertriebene. Ziel der „ServicePoints“ ist es, zentral an einem Ort alle relevanten Stellen für die ersten Schritte des Integrationsprozesses in Österreich zu vereinen. Dadurch ermöglicht man ukrainischen Vertriebenen unter anderem, dass sie rasch an Beratungen und Kursmaßnahmen teilnehmen, Sozialleistungen beziehen und in Österreich arbeiten können. Das Format „Treffpunkt Ukraine“ fördert darüber hinaus den Austausch unter ukrainischen Vertriebenen und ehrenamtlich engagierten Österreicherinnen und Österreichern. Im Buddy-Programm wurden junge Menschen aus der Ukraine mit österreichischen Buddies vernetzt.

Bei „ Zebra – Interkulturelles Beratungs- und Therapiezentrum“ wurden im Rahmen der Ukrainehilfe insgesamt 1.143 Personen beraten und betreut. In 532 Fällen ging es um die Frage, wie welche Bildungsabschlüsse aus der Ukraine in Österreich anerkannt werden. 601 Mal wurde zur Unterstützung des Arbeitsmarktservice ein Kompetenzcheck durchgeführt. 186 Vertriebene aus der Ukraine wurden von den Expertinnen und Experten des Vereins im Rahmen einer interkulturellen Therapie psychotherapeutisch akut behandelt.

Zusätzlich zur Versorgung der Vertriebenen in der Steiermark wurde die Ukraine auch durch Hilfstransporte von Institutionen und Privatinitiativen aus der Steiermark unterstützt. Seitens des Landes Steiermark wurden beispielsweise im April 2022 ein Saatgut-Transport in die ukrainischen Partnerregionen organisiert und im Mai 2022 zwei steirische Feuerwehrfahrzeuge für die Ukraine gespendet.

Vorerst bleibt freilich die Aufgabe bestehen, für den Fall eines neuerlichen Zustroms von Vertriebenen aus der Ukraine vorbereitet zu sein beziehungsweise dafür Sorge zu tragen, dass Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht wieder in die Ukraine zurückkehren können oder wollen, gute Möglichkeiten vorfinden, in der Steiermark Fuß zu fassen. Als dritte Aufgabe wird selbstverständlich auch das Management dieser humanitären Krise einer Evaluierung unterzogen, um allfällige Verbesserungspotenziale auszuschöpfen.


Quelle: Land Steiermark



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