Graz: Unfälle als Todesrisiko für Kinder
Seit Jahren weisen Experten auf die hohe Zahl von Kinderunfällen in Österreich hin. Mit einem 5-Jahres-Wert von mehr als einer halben Million Verletzten (2015-2019: 620.900 Kinderunfälle) und 105 getöteten Kindern (2015-2019) gehören Unfälle zu den höchsten Gesundheitsrisiken für Kinder. Sie sind - neben Krebserkrankungen - Todesursache Nummer eins von Kindern im Alter zwischen 0 und 14 Jahren. Doch wie hat sich das Corona-Jahr 2020 auf die Kinderunfälle ausgewirkt? Eine Analyse von Experten des KFV - Kuratorium für Verkehrssicherheit und dem Klinikum Donaustadt beleuchtet, wie sich die Corona-Ausgangsbeschränkungen ausgewirkt haben.
Mehr Kopfverletzungen, Verbrühungen und verschluckte Fremdkörper
Während Kinder mit leichten Verletzungen tendenziell seltener zur Behandlung vorstellig wurden, wurden Kinder mit schwereren Verletzungen weiterhin in die Ambulanz gebracht. So zeigt sich, dass sich der Anteil der Kopfverletzungen an den Unfallverletzungen von 44 Prozent im Jahr 2019 auf 55 Prozent im März und April 2020 erhöht (+27 %) hat (bei Mädchen betrug die Steigerung sogar 47 %!).
Im Zuge der pandemiebezogenen Regelungen sind besonders bei den Vorschulkindern die Unfälle im Wohnbereich nummerisch in den Vordergrund getreten. Es ist bekannt, dass Klein- und Vorschulkinder als sogenannte "Weltentdecker" vermehrt im häuslichen Umfeld unfallgefährdet sind. Neben der natürlichen hohen Neugier, gepaart mit ungenügender oder keiner Erfahrung, spielt der große Bewegungsdrang eine wesentliche Rolle. Letzterer ist im Zuge einer notwendigen Ausgangsbeschränkung in besonderem Maße aufgestaut. Es kam somit vermehrt zu Stürzen, Kopfverletzungen, Verbrennungen und Verschlucken oder Einatmen von Fremdkörpern.
Im Sinne der Unfallverhütung sind Beaufsichtigung, Herdschutzgitter, Tür- und Fenstersicherungen, kleine Gegenstände nur im höheren unerreichbaren Bereich, Wegräumen von kleinen Batterien und Magneten, labile Hochsitze, Steckdosenschutz und Stiegengitter hochaktuelle Maßnahmen, die das KFV in Erinnerung ruft.
Ende der Ausgangsbeschränkungen birgt auch Unfallrisiken
Wichtig ist auch, sich gerade gegen Ende der Ausgangsbeschränkungen mit drohenden Unfallrisiken für Kinder auseinanderzusetzen, denn dann besteht die Gefahr eines ungestümen Auslebens des Bewegungsdranges. Die sportliche Betätigung wird dann gerne mit besonderem Elan angegangen und das mit mangelnder Übung, Hier ist die besonders intensive Aufsicht der Bezugspersonen über einen Zeitraum von etwa vier Wochen nach dem Lock Down gefragt.
Auffällig waren die 2020 oft mangelhaften Versuche von Eltern oder anderen Bezugspersonen, Verletzungen von Kindern selbst erstzuversorgen. So wurden kleine Patienten vorstellig, deren Wunden mit Kaffeesud, Zahnpasta, Tabak oder Henna versucht wurden zu versorgen. Deshalb ist für unvorhergesehene Situationen wie eine Pandemie, in denen Menschen stärker auf die selbstständige Erstversorgung angewiesen sein könnten, im Bereich der Ersten Hilfe die verstärkte Aus- und Weiterbildung der Bevölkerung empfehlenswert, so das Kuratorium für Verkehrssicherheit.
Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit
Quelle: Stadt Graz