Graz: Vergoldeter Festakt
Nahezu die gesamte Stadtregierung und viele Familienangehörige und Freund:innen hatten sich im Gemeinderatssitzungssaal versammelt, um sieben Damen und Herren zu ehren, die sich in vielerlei Hinsicht ausgezeichnet haben - sechs erhielten das Ehrenzeichen in Gold und einer Persönlichkeit wurde nachträglich der Bürgerbrief überreicht. "Die Anerkennung ist eine kleine Möglichkeit, als Stadt danke zu sagen", eröffnete Bürgermeisterin Elke Kahr den festlichen Empfang. "Dies ist eine langjährige Tradition, die wir in Graz leben. Ich bin mir sicher, es gibt Tausende Menschen, die sich mit Leidenschaft und Engagement für eine Sache einsetzen. So wie Sie es Zeit Ihres Lebens getan haben, quer über alle Berufsgruppen hinweg - ob als Künstler, im sozialpolitischen Bereich oder in der Wissenschaft."
Der Frontman der EAV, Klaus Eberhartinger, ist einer von den Geehrten: "Diese Auszeichnung bekommt man nur einmal im Leben - vorausgesetzt, man hat lange genug gelebt", begann dieser in seiner typisch launischen Art seine Dankesrede. Als er erfahren habe, dass er das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz erhalten solle, habe er zuerst gefragt: "Wofür?" Für seine Verdienste, sei die Antwort gewesen. Eberhartinger: "Mein Verdienst ist, dass ich meine Existenz lange genug hinausgezögert habe und mir nichts zuschulden kommen ließ. Ich bedanke mich im Namen der Geehrten herzlich für die Auszeichnung, alle anderen haben sie verdient." Und zum renovierten Gemeinderatssitzungssaal merkte er noch an: "Dem Tischler sollten Sie auch eine Medaille verleihen, der Saal ist sensationell geworden!"
Durch die Veranstaltung, die von der Kommunikationsabteilung der Stadt Graz organisiert wurde, führte Simone Koren-Wallis, Sofya-Agnessa Yakuntsova sorgte mit wunderschönen Violinstücken für den stimmungsvollen Rahmen.
Das Ehrenzeichen in Gold der Stadt Graz erhielten:Mag. Herbert Beiglböck, MBA
In all seinen Funktionen - u. a. als Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark, als Lokalsekretär für die 2. Europäische Ökumensiche Versammlung und in weiterer Folge Stellvertretender Leiter des Postoralamtes, als Marketingleiter für die Kleine Zeitung Graz, insbesondere aberals Direktor der Diözese Graz-Seckau - prägte der studierte Theologe und Absolvent des postgradualen Wirtschaftsstudiums an der Wirtschaftsuniversität Wien maßgeblich das soziale Gesicht der Landeshauptstadt Graz mit. Der Krisenbewältiger, Stratege, Netzwerker und Brückenbauer wurde für seine herausragenden sozialen Leistungen mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet.
Dieser ist ein Tausendsassa in vielerlei Hinsicht. Er versuchte es mit einem Medizinstudium in Graz, war in vielen Bereichen in München tätig und durchquerte schließlich Afrika, das später zu seiner Wahlheimat werden sollte. Seinen bekannten Namen machte er sich aber als Frontmann der Pop-Rock-Band „Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV)", die mit "Banküberfall", "Märchenprinz" und vielen Hits mehr Musikgeschichte geschrieben hat. Eberhartinger reüssierte als Moderator etwa bei "Dancing Stars" und bewies u. a. in der Rolle des Sigismund in der Operette "Im weißen Rößl" in Mörbisch sein schauspielerisches Talent. Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen sind auch der Amadeus Austrian Music Award und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Em. Univ.-Prof.in Dr.in Christa Fonatsch
Die Medizinerin war am Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik der Medizinischen Fakultät der Universität Graz tätig, bevor sie 1973 an die Medizinische Hochschule Hannover wechselte, wo sie für die Errichtung und Leitung des zytogenetischen Labors verantwortlich war. Nach ihrer Habilitation im Fach Humangenetik führte sie ihr Weg erst an die Medizinische Universität zu Lübeck (Fachbereich "Tumorzytogenetik"), dann an die Universität Wien. Hier sollte sie ein Institut für Humangenetik aufbauen, später war sie stellvertretende Senatsvorsitzende. Fonatsch wurde als erste Frau, erste Biologin und erste Österreicherin zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) ernannt. Für ihre Leistungen wurde sie mit dem Ehrenzeichen des Landes Steiermark für Wissenschaft, Forschung und Kunst ausgezeichnet.
Univ. ZÄ.in Priv.-Doz.in Dr.in med.dent. Lumnije Kqiku-Biblekaj
Die in Prishtina geborene Zahnmedizinerin war als Gastärztin an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Graz tätig, wo ihre Promotion nostrifiziert wurde. Nach Forschungsaufenthalten u. a. in Zagreb und Tübingen habilitierte sie an der Medizinischen Universität Graz, wo sie seit letztem Jahr die Spezialombulanz Endodontie und Zahntroumotologie leitet und auch als Lehrbeauftragte und (Co-)Autorin tätig ist. Kqiku-Biblekaj erhielt den wissenschaftlichen Förderungspreis der ÖGZMK (Österreichische Gesellschaft für Zahn-, Mund-und Kieferheilkunde) Steiermark und wurde zudem im Rahmen des „Second Clinica/ Congress of the Kosovo College of Surgeons" von der Klinischen Abteilung für Zahnerhaltung, Parodontologie und Zahnersatzkunde der Medizinischen Universität Graz mit dem Preis ,,Leadership by Example" ausgezeichnet.
Das Team ON ("Team Ohne Nest") ein herausragendes Beispiel dafür, wie Hilfe zur Selbsthilfe aussehen sollte. Eva Lenger war seit dem Jahr 1995 bei diesem Projekt dabei - zunächst ehrenamtlich, später als Caritas-Angestellte. Das Team ON stellt Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden und aus dem sozialen Netz gefallen sind, Wohnraum in Form von leistbaren Kleinst-und Kleinwohnungen niederschwellig zur Verfügung. Diese Wohnungen befinden sich im mehrgeschossigen Wohnhaus Rankengasse 22, das der Stadt Graz gehört. Lenger leitete dieses 17 Jahre lang mit unermüdlichem Einsatz. In ihr fanden die Bewohner:innen eine Ansprechperson für alle Lebenslagen. Für ihre vorbildliche, langjährige Arbeit und ihr unermüdliches Engagement im Team ON erhielt Eva Lenger den Otmar-Pfeifer-Preis.
Univ.-Prof. Dr.med.univ. Christian Urban
Von besonderem Interesse für den Mediziner waren v. a. die pädiatrische Hämatologie und Onkologie. Lange Jahre leitete er die Klinische Abteilung für Pädiatrische Hämatologie/Onkologie der Universitätsklinik für Kinder-und Jugendheilkunde in Graz, die unter seiner Führung zu einem national und international anerkannten Zentrum für Pädiatrische Hämatologie/Onkologie und Stammzellentransplantation. Es folgte seine Ernennung zum Vorstand der Universitätsklinik für Kinder-und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Graz. Urban war auch in verschiedenen Fachgesellschaften sowie als Leiter der österreichischen Hirntumorstudie tätig und initiierte die Steirische Kinderkrebshilfe mit. Mit der Theodor-Escherich-Medaille erhielt der Ausnahmemediziner die höchste Auszeichnung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder-und Jugendheilkunde.
HR i.R. Dr. Helmut Reinhofer erhielt nachträglich den Bürgerbrief
Dieser begann seine berufliche Laufbahn als Versicherungsjurist bei einer Beraterfirma und als Geschäftsführer der Steir. Gesellschaft für Gesundheitsschutz. In der Folge war er fast 30 Jahre seines Berufslebens im LKH-Univ. Klinikum Graz tätig - erst als Direktionsassistent, dann als Betriebsdirektor - und gestaltete und prägte mit seiner verbindenden, eloquenten Art die erfolgreiche Entwicklung des Klinikums. Zusätzlich war er fast 23 Jahre lang als ÖVP-Mandatar im Grazer Gemeinderat sowie u. a. Vorstandsmitglied von Jugend am Werk und des Österreichischen Akademikerbundes und war auch Aufsichtsrat-Vizepräsident der Grazer Stadtwerke AG. Für seine herausragenden beruflichen und ehrenamtlichen Leistungen wurde Dr. Helmut Reinhofer mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark und dem Goldenen Doktordiplom der Universität Graz ausgezeichnet. Da er bei der Bürger:innenernennung am 15.12.2022 nicht dabei sein konnte, erhielt er nun nachträglich die Bürgerurkunde der Stadt Graz.
Quelle: Stadt Graz
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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg
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