Salzburg: Verschwiegene NS-Verbrechen historisch aufgearbeitet
Foto: Land Salzburg / Neumayr / Leopold
Buch „Ein Mantel des Schweigens“ im Chiemseehof präsentiert
(LK) Im Plenarsaal des Salzburger Landtags präsentiert heute der Historiker und Journalist Johannes Reitter sein Buch „Ein Mantel des Schweigens“, in dem er Muster, Ursachen und Folgen der Geheimhaltung von NS-Verbrechen, Mitläufertum und Verfolgung aufarbeitet. „Wir nehmen unser Aufgabe der Politik und Demokratievermittlung sehr ernst und bei der heutigen Veranstaltung soll die bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit im Mittelpunkt stehen, die sowohl bei Zeitzeugen als auch nachfolgenden Generationen tiefe Spuren hinterlassen hat“, betont Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf.
Johannes Reitter, der an der Paris Lodron Universität Salzburg sowie in Madrid und Linz studierte, rekonstruiert in seinem Werk die Biografien von Vorfahren, über deren Beteiligung am Geschehen während der Nationalsozialistischen Herrschaft jahrzehntelang geschwiegen wurde. Im Mittelpunkt stehen die Fragen, wer sie waren, wann und unter welchen Umständen das Schweigen durchbrochen wurde und welche Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede erkennbar sind. 20 Einzelfälle werden mithilfe von Archivalien, Interviews und Dokumenten aus dem Besitz der Familien aufgearbeitet. Auch die Biografie eines 1940 hingerichteten Vorfahren des Autors wird skizziert.
Pallauf: „Es darf kein Ende des Erinnerns geben.“
„Viele Zeitzeugen hatten die Vergangenheit und damit die Gräueltaten der NS-Zeit verdrängt, ihre Kinder diese Verdrängung beklagt. Doch jetzt kommt die Enkelgeneration und stellt sich viel offener und ohne Einschränkung der dunklen Geschichte. Es überrascht, dass gerade sie mit großem Engagement Familiengeschichten erforscht, über die jahrzehntelang nicht gesprochen wurde. Es darf kein Ende des Erinnerns geben, denn davon lernen wir als Gesellschaft unfassbar viel“, so Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf.
Quelle: Land Salzburg