Salzburg: Viel erreicht und noch viel aufzuholen
Auf den Spuren der Frauen im Salzburger Landtag zum Internationalen Weltfrauentag am 8. März
(LK) Es war ein langer steiniger Weg über mehr als 100 Jahre von der Einführung des Wahlrechts für Frauen im Jahr 1918 bis heute – und der Weg ist noch nicht zu Ende. „Der Internationale Weltfrauentag am 8. März bietet jedes Jahr Anlass, auf bereits Erreichtes hinzuweisen, aber auch den Aufholbedarf, den es nach wie vor gibt, aufzuzeigen. Vor allem in der Politik haben wir, wie die Zahlen zeigen, definitiv noch Luft nach oben, was ihre Partizipation betrifft“, so Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf zum morgigen Frauentag.
Die Zahlen, die „Luft nach oben“ zeigen, sind folgende: Dem Salzburger Landtag gehören derzeit 13 Frauen an. Das sind 36,1 Prozent aller 36 Abgeordneten, also etwas mehr als ein Drittel. Davon gehören fünf weibliche Abgeordnete der ÖVP an (von 15 Mandaten), vier der SPÖ (von acht), zwei der FPÖ (von sieben) sowie je eine den Grünen (von drei) und NEOS (von drei). Der Anteil des weiblichen Geschlechts an der Salzburger Bevölkerung beträgt derzeit 51,1 Prozent, das ist etwas mehr als die Hälfte. 2015 lag der Anteil im Landtag schon mal bei 41 Prozent und damit auf dem historisch höchsten Stand. Auch in der Gesamtbilanz gibt es noch Aufholbedarf: Von den insgesamt 291 Landtagsabgeordneten seit 1945 waren 79 Prozent Männer und 21 Prozent Frauen.
Dollinger: „Gerechtes Arbeitsmarktpaket und Soforthilfe.“
„Die Corona-Krise brachte für viele Frauen durch ihre Tätigkeit unter anderem in Handel und Pflege belastende Arbeitsbedingungen“, so LAbg. Karin Dollinger (SPÖ). „Viele sind durch eine Mehrfachbelastung ausgebrannt, andere verloren ihren Arbeitsplatz. Probleme der ungleichen Bezahlung der Geschlechter traten ebenso verschärft zu Tage, wie die schon vorher bestehenden Mankos in der Pflege und die Benachteiligung von Alleinerziehenden. Es braucht daher ein gerechtes Arbeitsmarktpaket für Frauen, weitsichtige Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Soforthilfe für besonders benachteiligte Gruppen.“
Berger: „Es fehlt an Wertschätzung.“
LAbg. Karin Berger (FPÖ) betonte: „Es fehlt an Wertschätzung gegenüber der freien Entscheidung, die eine Frau für ihr Leben treffen möchte, und gegenüber der Fähigkeit, vorurteilsfrei auch andere, nicht vom Mainstream vorgegebene Frauenbilder zu respektieren. Frauen sollen unabhängig von gesellschaftlichen Zwängen die Freiheit und Sicherheit haben, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Bei echter Wahlfreiheit muss sich jede Frau ohnehin der Verantwortung und der Entscheidung stellen. Dabei können wir sie auch unterstützen, indem wir in der Politik die notwendigen Rahmen setzen.“
Humer-Vogl: „In der Corona-Krise wieder einmal Hauptlast getragen.“
„Frauen haben in der Corona-Krise wieder einmal ihre Krisenfestigkeit bewiesen und die Hauptlast getragen. Sie haben Haushalt, Familie, Homeoffice und Homeschooling geschupft, waren ihren Kindern beste Freundin und Lehrerin zugleich, haben Angehörige und Nachbarn versorgt und gute Laune verbreitet, wo es niemand mehr tun wollte. Spätestens jetzt sollte klar sein: Solche Menschen braucht es nicht nur in Familien, sondern auch in Führungsetagen und Vorständen von Großkonzernen“, so LAbg. Kimbie Humer-Vogl (Grüne).
Weitgasser: „Freiheit der Frau beginnt in der eigenen Geldbörse.“
Für LAbg. Elisabeth Weitgasser (NEOS) beginnt die Freiheit der Frau „in der eigenen Geldbörse. Wir haben in vielen Bereichen immer noch keine Geschlechtergerechtigkeit, zum Beispiel bei den Pensionen: Wegen ungleicher Bezahlung, längeren Erwerbsunterbrechungen und langen Teilzeitphasen sind Frauenpensionen deutlich niedriger. Das erhöht die Armutsgefährdung. Hier müssen Schritte gesetzt werden, unter anderem durch die Einführung eines automatischen Pensions-Splittings. Dabei würden sich die Elternteile während der ersten vier Jahre der Kindererziehung die Pensionsbeiträge aufteilen.“
Die Meilensteine
Anlässlich des Internationalen Weltfrauentags ist es Präsidentin Brigitta Pallauf „ein besonderes Anliegen, den Spuren der Frauen im Salzburger Landtag nachzugehen und sie vor den Vorhang zu holen“. Alles begann mit der Einführung des Wahlrechts für Frauen. Am 12. November 1918, dem Tag der Ausrufung der Republik, fasste die provisorische Nationalversammlung in Wien den Beschluss, dass das Wahlrecht allen Staatsbürgern „ohne Unterschied des Geschlechts“ zusteht. Bei der Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919 konnten erstmals in Österreich nun auch rund 1,9 Millionen Frauen direkt teilnehmen.
1921: Höchststand für Jahrzehnte
Am 23. April 1919 trat der erste freigewählte Salzburger Landtag im Chiemseehof zusammen. Erstmals gehörten dem Landesparlament auch zwei Frauen, nämlich Aloisa Franek und Maria Simmerle, an. 1921 trat eine dritte Abgeordnete, Margarethe Diller, in den konstituierenden Landtag ein. Damit war für Jahrzehnte der Höchststand an weiblichen Abgeordneten erreicht. Es sollte bis 1974 dauern, bis wieder drei Frauen gleichzeitig Mandate ausübten.
1945 bis 1959: Zäher Neubeginn
Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren die politischen Parteien noch durchwegs den alten Traditionen der Zwischenkriegszeit verbunden. Unter den 26 Abgeordneten befand sich lediglich eine Frau, und zwar Maria Emhart (SPÖ). Ihre Nachfolgerin war im Jahre 1953 Katharina Gruber (SPÖ).
1974: Zeitenwende
1974 war das Jahr der Wende. Erstmals seit 1921 waren wieder drei weibliche Abgeordnete in Salzburg vertreten. Ab nun ging es mit dem Anteil stetig voran. Es sollte dennoch bis 2004 dauern, bis dem Landesparlament 13 Frauen angehörten und damit rund ein Drittel der Abgeordneten stellten. 1989 wurde mit Inge Stuchlik erstmals eine Frau in das Landtagspräsidium gewählt.
2008: Die Premiere
Seit 1921 standen ausschließlich Männer an der Spitze des Salzburger Landtages. 2008 fiel auch diese Männer-Bastion. Am 17. Dezember 2008 wurde mit Gudrun Mosler-Törnström (SPÖ) erstmals eine Frau zur Präsidentin des Landesparlaments gewählt. 2013 standen sogar zwei an der Spitze des Landtags: Brigitta Pallauf (ÖVP) als Präsidentin und Gudrun Mosler-Törnström als Zweite Landtagspräsidentin.
Quelle: Land Salzburg