Wien: Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál - „Wege in ein gewaltfreies Leben“: Wiener Gewaltschutznetz wird ausgebaut

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Hintergrundgespräch "Gewaltschutz/Frauenhäuser"
Foto: PID/VOTAVA
03 Mär 10:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Neues Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen, AMS-Kooperation, Projekt mit der Männerberatung

Ende 2022 wurde das fünfte Wiener Frauenhaus eröffnet. Insgesamt gibt es für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind, jetzt 228 Plätze in fünf Wiener Frauenhäusern.

Die Stadt Wien baut ihr Gewaltschutznetz Schritt für Schritt weiter aus.

„Wir wollen betroffenen Frauen Wege in ein gewaltfreies Leben ermöglichen, in die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Bei vielen Frauen, die Zuflucht in einem Frauenhaus suchen, geht es um Leben und Tod. Schnelle und unbürokratische Unterstützung ist notwendig. Daher bauen wir das Gewaltschutznetz weiter aus. Das neue Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen richtet sich ganz nach ihren Bedürfnissen. Ziel ist es, ihnen wieder Sicherheit zu geben – ein Zuhause und ein Dach über dem Kopf“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. Und: „Auch bei unserer Frauenbefragung „Wien, wie sie will“ haben die Wienerinnen klar gesagt: Das Thema Gewaltschutz ist ihnen besonders wichtig – genauso wie der Zusammenhalt und die Solidarität untereinander.“

„Das beste Mittel gegen häusliche Gewalt ist immer noch Gleichstellungspolitik. Denn ökonomische Unabhängigkeit von Frauen ist besonders wichtig, um sich aus einer Gewaltspirale zu befreien“, so Martina Ludwig-Faymann, Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser.

Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen mit 28 Plätzen: Schwerpunkt auf Arbeit und Ausbildung für einen Weg in die Selbstständigkeit

Das neue Angebot der Wiener Frauenhäuser richtet sich an junge Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren. Junge Frauen und Mädchen haben andere Bedürfnisse. Anfang des Jahres 2023 sind die ersten Bewohnerinnen in das neue Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen eingezogen. Ein bestehendes Frauenhaus wurde umgebaut. Insgesamt gibt es 28 Plätze – 24 Regelplätze für Mädchen und junge Frauen und ihre Kinder, ergänzend dazu noch vier Notplätze. Das Beratungs-, Betreuungs- und Schutzangebot dieser Kriseneinrichtung richtet sich in erster Linie an junge Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt sind.

Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Mädchen zu fördern, ihnen Sicherheit zu vermitteln – und Beratung und Betreuung anzubieten. Junge Mütter werden etwa mit Erziehungsberatung etc. unterstützt. Eine Zukunftsperspektive soll eröffnet werden. Dabei wird dem Themenbereich Arbeit und Ausbildung ein besonderer Schwerpunkt zukommen, um den Frauen auch langfristig zu einem vom Partner ökonomisch unabhängigen Leben verhelfen zu können. Die Bedürfnisse von jungen Frauen sind – abgesehen von der Gewaltbetroffenheit – oft andere als jene von Nutzerinnen eines „klassischen“ Frauenhauses.

Daher gibt es im Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen vermehrt sozialpädagogische Betreuung. Die Erfahrung zeigt, dass junge Klientinnen in den Frauenhäusern oft „endlich“ ein freies Leben führen wollen und dabei ihre Gefährdung nicht ausreichend berücksichtigen. Die Bewohnerinnen haben eigene Zimmer, pro Stockwerk gibt es eine Gemeinschaftsküche und Duschen. Das Haus verfügt über einen großen Garten und Gemeinschaftsräume.

„Wir haben im Vorjahr ein fünftes Frauenhaus eröffnet und können auf die nächsten Jahre hinaus jeder von Gewalt betroffenen Frau und ihren Kindern einen regulären Platz anbieten. Mit dem Frauenhaus für junge Frauen können wir besonders gezielt auf die Bedürfnisse dieser speziellen Zielgruppe eingehen. Und wir freuen uns auch sehr, dass wir nun allen gewaltbetroffenen Frauen Wiens bei der (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt mit einem eigenen Projekt zur Seite stehen können“, so Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser. Sowohl das Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen, als auch die AMS-Kooperation und die Zusammenarbeit mit der Männerberatung zeigen, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Frauen, die von Gewalt betroffen sind, in den Mittelpunkt zu stellen.

624 Frauen und 640 Kinder fanden 2022 in fünf Wiener Frauenhäusern Schutz

Im Jahr 2022 fanden 624 Frauen und 640 Kinder in den (seit Dezember 2022) fünf Wiener Frauenhäusern Zuflucht und Schutz. Die Summe aller Aufenthaltstage sind 71.501 (Zahlen: Verein Wiener Frauenhäuser).

Es gibt 54 Plätze in Übergangswohnungen.

Die Wiener Frauenhäuser bieten an fünf Standorten 228 Plätze für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind. Der Frauenhaus-Notruf ist unter 057722 rund um die Uhr erreichbar. Der Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser ist unter 01/512 38 39 erreichbar. Weg in die Selbstständigkeit: Zusammenarbeit der Wiener Frauenhäuser mit dem AMS

Ein eigenes Projekt des Vereins Wiener Frauenhäuser in Zusammenarbeit mit dem AMS Wien steht allen gewaltbetroffenen Frauen in Wien offen und unterstützt sie auf ihrem Weg in die ökonomische Selbstständigkeit. Unter dem Motto: „Perspektive:Arbeit „Empowerment für gewaltbetroffene Frauen“ sollen die Lebensumstände der Frauen verbessert werden – und der Verein Wiener Frauenhäuser und das AMS helfen ihnen, wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen – und damit zurück in die Selbstständigkeit zu finden.

„Um sich rasch und dauerhaft aus einer Gewaltbeziehung lösen zu können, ist es für Frauen wichtig, schnell ein eigenes Einkommen zu erzielen. Deshalb setzt unsere Beratung und Betreuung bereits im Frauenhaus an: Je besser wir die Frauen bereits dort abholen können, desto früher werden sie auch beruflich und ökonomisch auf eigenen Beinen stehen können. Mit einem neuen Job, einer eigenen Wohnung und einem selbstbestimmten Leben“, so Petra Draxl, Geschäftsführerin des AMS Wien.

Das Projekt zielt auf die Verbesserung der Lebensumstände und der Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Gewalterfahrungen in Wien ab.

Eine verbesserte Erwerbsbeteiligung zeigt sich in erster Linie durch ein aufrechtes Beschäftigungsverhältnis, möglichst am ersten Arbeitsmarkt. Für Frauen grundsätzlich erschwerend muss die Tatsache gewertet werden, dass nach wie vor Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen bestehen – sowohl in der Berufsausbildung, als auch in der Berufsausübung. Von Gewalt betroffene Frauen werden zusätzlich zu diesen Hürden mit zahlreichen Problemen konfrontiert – was den Zugang zu einem stabilen Dienstverhältnis betrifft.

Das Ziel der Beratungs- und Betreuungseinrichtung „Perspektive:Arbeit „Empowerment für gewaltbetroffene Frauen“ ist es, die Teilnehmerinnen bei Problemlagen zu unterstützen, gemeinsam mit den Frauen Lösungswege zu erarbeiten und sie zu einer aktiven Teilnahme am Arbeitsmarkt zu begleiten.

Die Beratungen sind kostenlos und vertraulich. Terminvereinbarungen unter [email protected] oder Telefon: 01/43 800 55

Männerberatung Wien: Anti-Gewalt-Training und Zusammenarbeit mit den Frauenhäusern

Angebote im Bereich der Anti-Gewalt-Trainings bei der Männerberatung beginnen bei Jugendlichen. Neben der Einzelberatung gibt es auch zwei konkrete Gruppenangebote für Jugendliche und junge Erwachsene. Für erwachsene Männer gibt es ebenfalls Einzel- und Gruppenangebote, hier wird jedoch unterschieden, in welchem Kontext die Gewalt stattgefunden hat.

Vorrangiges Ziel der Trainingsprogramme ist das unmittelbare und langfristige Beenden aller Formen von physischer und psychischer Gewalt. Der Verein Wiener Frauenhäuser, im Konkreten die Beratungsstelle für Frauen der Wiener Frauenhäuser, hat die Aufgabe der unterstützenden Beratung für Partnerinnen und ehemalige Partnerinnen übernommen, deren (Ex-) Partner das Trainingsprogramm im Rahmen des „Anti-Gewalt-Programmes“ in der Männerberatung Wien besuchen. „Es ist uns wichtig, Männer möglichst früh zu erreichen. Wir möchten Männer dazu sensibilisieren, sich Hilfe zu holen. In jedem Leben gibt es Krisen und wir möchten Männern Raum geben, ihre problematischen Themen zu besprechen und in weiterer Folge zu verändern. Opferschutzzentrierte Anti-Gewaltarbeit mit Tätern ist ein wichtiger Beitrag zum Opferschutz, Ziel ist ganz klar, weitere Gewalttaten zu verhindern“, so Bernd Kühbauer, Leiter der Männerberatung Wien über das Anti-Gewalt-Programm.

Das Projekt basiert auf dem Arbeitsprinzip der „opferschutzorientierten Täterarbeit“. Diese hat das Ziel, die gewaltbetroffenen Personen vor weiterer Gewalt zu schützen. Dazu ist es notwendig, dass die Täterarbeit in Kooperation zwischen zwei Organisationen – der Männerberatung und den Wiener Frauenhäusern – stattfindet. So kann einerseits mit dem Täter, anderseits mit dem Opfer gearbeitet werden, beide Organisationen vernetzen sich.

Die Frauen werden von der Beratungsstelle für Frauen kontaktiert und sie werden über Ziele, Inhalte und Grenzen des Trainingsprogrammes informiert. Darüber hinaus wird den Frauen für die Zeit des Trainings eine unterstützende Beratung angeboten – zu ihrer Sicherheit und Unterstützung.

Und es gibt noch zwei weitere Projekte: eine Kooperation zwischen der Männerberatung und den Wiener Frauenhäusern: die Buben des Frauenhauses werden therapeutisch durch Mitarbeiter der Männerberatung betreut. Frauen, die im Frauenhaus wohnen, aber dringend etwas mit ihrem Mann, dem Gefährder, klären müssen, können dies in Form von Klärungsgesprächen tun. Dabei werden sie von einem Berater der Männerberatung und einer Frauenhausmitarbeiterin begleitet. Männerberatung Wien unterstützt Männer und männliche Jugendliche

Die Männerberatung Wien bietet Beratung für Männer und männliche Jugendliche an, die Orientierung suchen oder Hilfestellung brauchen. Die Themen, mit denen man sich an die Männerberatung Wien wenden kann, sind vielfältig: Identitätsfragen, Beziehungskonflikte, Trennungssituationen, Opfererfahrung als Jugendlicher oder als Mann, Auseinandersetzung mit der eigenen Gewalttätigkeit, Mann und Arbeitswelt, Vaterschaft, Sexualität, Einsamkeit, Isolation, Sucht, Rechtsfragen u.v.m. Hierfür findet der Erstkontakt, nach telefonischer Terminvereinbarung statt. Im Rahmen des Erstgesprächs wird das Anliegen und die Themen des Mannes geklärt und es wird auch geklärt, welches weiterführende Angebot sinnvoll ist.


Quelle: Stadt Wien



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