Österreich: Welternährungstag - Nachhaltigkeits-Ziel „Kein Hunger“ noch weit entfernt

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Welternährungstag: Nachhaltigkeits-Ziel „Kein Hunger“ noch weit entfernt
Foto: Samariterbund/Pall
16 Okt 18:00 2024 von OTS Print This Article

420.000 Menschen sind in Österreich von schwerer Ernährungsarmut betroffen. Das sind 420.000 zu viel, so Die Tafel Österreich zum World Food Day 2024.

Mit dem Welternährungstag am 16. Oktober wird jährlich auf das zentrale Thema Ernährung hingewiesen. Nach wie vor leiden global mehr als 730 Millionen Menschen an Hunger. „Keineswegs nur in Entwicklungsländern - auch in Österreich sind mehr als 1,1 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen, 420.000 von ihnen leiden unter schwerer Ernährungsarmut. Sie sparen nicht nur bei der Qualität der Lebensmittel, sondern müssen auch regelmäßig Mahlzeiten auslassen.Und das, während jeden Tag gutes Essen einfach in der Tonne landet“, so Alexandra Gruber, Geschäftsführerin Die Tafel Österreich.

Mehr als 1 Million Tonnen Lebensmittel (über 50 % davon im Haushalt) werden in Österreich pro Jahr weggeworfen - und verursachen bis zu 10 % aller Treibhausgasemissionen. Weltweit wird ein Drittel aller Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette entsorgt. Ein Viertel davon würde ausreichen, die ganze Welt zu ernähren.

Sozialer Transfer - ein Beitrag zur Erreichung der SDGs

Die Tafel Österreich rettet seit 25 Jahren genussfähige Lebensmittel vor der Entsorgung und gibt sie - gemäß dem internationalen Tafelmodell - kostenfrei an armutsbetroffene Menschen in sozialen Einrichtungen (die professionell angeleitete Wege aus der Not bieten) weiter. 2023 konnten mehr als 1.000 Tonnen Lebensmittel gerettet und damit über 35.000 Personen in rund 100 Sozialeinrichtungen versorgt werden. Aktuell werden, auch durch das verstärkte Engagement in allen Bundesländern, bereits bis zu 55.000 bedürftige Personen in mehr als 150 sozialen Einrichtungen unterstützt.

Mit dieser Mission leistet Die Tafel Österreich einen doppelt nachhaltigen Beitrag - ökologisch und sozial - zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) in Österreich, insbesondere zu den Zielen „Keine Armut“, „Kein Hunger“ und „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“. Dass gerade die ersten beiden eng verbunden sind, zeigt auch eine Wirkungsstudie der WU Wien, die den gesellschaftlichen Mehrwert der Tafel Österreich untersucht: Diese belegt u. a., dass Menschen weitaus offener für professionelle Beratung und die Bekämpfung ihrer Armut sind, wenn sie satt sind und ihnen damit eine existenzielle Grundsorge genommen ist. Die Tafel Österreich zahlt mit ihrer kostenfreien Lebensmittelhilfe über Sozialeinrichtungen somit gleichermaßen auf die SDGs 1 und 2 ein.

Alexandra Gruber: „Doch von der Erreichung dieser Ziele sind wir noch weit entfernt, wie die aktuellen Zahlen zur Ernährungsarmut beweisen. Darauf wollen wir nicht nur am Welternährungstag aufmerksam machen. Die Kluft zwischen Überfluss und Bedarf ist heute größer denn je - und wir können sie nur gemeinsam bekämpfen.“

Gemeinsam gegen Verschwendung und Ernährungsarmut

Dass eine kollektive Kraftanstrengung nicht nur nötig, sondern auch möglich ist, zeigten anlässlich des Welternährungstages mehrere Partnerorganisationen in einer gemeinsamen Aktion: Die Tafel Österreich, Ökosoziales Forum Wien, Ökosoziales Forum Österreich & Europa, PAN Austria bzw. PAN International, die Österreichische Akademie der Wissenschaften, Samariterbund Wien und die Wiener Hilfswerk Nachbarschaftszentren boten gemeinsam eine Reihe an Einblicken und Aktivitäten, u. a. ein Expert:innen-Hintergrundgespräch und die Möglichkeit zur Beteiligung an der Lebensmittelausgabe, an.

Die Tafel Österreich (deren zweite große Mission die Bewusstseinsbildung gegen Lebensmittelverschwendung ist, u. a. mit dem Sensorik Labor für Kinder und Jugendliche, mit der mobilen Ausstellung „GewissensBISS“ für Schulen oder mit der Kampagne „Ist das noch gut?“ zum Mindesthaltbarkeitsdatum) stellte dabei auch das neue Kooperations-Projekt „Isst das jemand?“ gemeinsam mit dem Ökosozialen Forum Österreich & Europa (mit Unterstützung von Bund, Ländern und Europäischer Union) vor. Ziel ist es, Wissen und Bewusstsein zu vermitteln, wie man gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen kann.

Neu: Kompakte Tipps & Infos zu Obst und Gemüse

Frisches Obst und Gemüse sind unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Ernährung, die insbesondere für Kinder und Jugendliche oder bei chronischen Erkrankungen (die oftmals mit Armut Hand in Hand gehen) wichtig ist. Doch aufgrund der Teuerung sind gerade diese Warengruppen für armutsbetroffene Personen schlicht nicht mehr leistbar.

Obst und Gemüse machen einen großen Teil der kostenfreien Lebensmittelhilfe durch Die Tafel Österreich aus und tragen so zu einer ausgewogeneren, gesünderen Ernährung für Menschen in Not bei. Oftmals kennen die Empfänger:innen diese Lebensmittel aber nicht oder es fehlt das Know-how, wie diese verwendet, gelagert oder haltbar gemacht werden können. Die Tafel Österreich stellt daher ab sofort einfach verständliche Infoblätter zu verschiedenen Obst- und Gemüsesorten zur Verfügung (gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums). Sie erklären u. a., woran man erkennt, ob die Ware noch gut ist, wofür sie sich eignet und liefern leicht nachkochbare Rezepte.

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Quelle: OTS



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