Salzburg: Wichtige Antworten zur Corona-Impfung

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13. Corona-Expertenrunde mit Dr. Rainer Pusch, Impfkoordinator des Landes Salzburg, live, Fragen, Coronaimpfung, Impfung von Kindern und Jugendlichen
Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
14 Sep 17:15 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

„Jugend impft“ im Fokus der 13. Expertenrunde / Impfkoordinator Dr. Rainer Pusch mit den Fakten

(HP) Am Montagabend stellten zahlreiche Salzburgerinnen und Salzburger Ihre Fragen zur Corona-Schutzimpfung an den Impfkoordinator des Landes, Dr. Rainer Pusch. Vorrangig ging es dabei um Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Aber auch sonst konnten durch den Mediziner und Experten viele Desinformationen und Fake News ausgeräumt werden. Hier das Wichtigste noch einmal im Überblick.

Zum Schulbeginn und kurz vor dem Semesterstart an den Hochschulen wurde die Informationskampagne des Landes mit einer weiteren Corona-Expertenrunde noch einmal verstärkt. Die Fragen konnten per E-Mail oder auch live per Facebook-Kommentar gestellt werden. Hier sind die Fragen sowie die Antworten von Impfkoordinator Dr. Rainer Pusch.

Wie verzweifelt ist man angesichts der aktuell relativ hohen Infektionszahlen?

Für Verzweiflung ist keine Zeit, aber die Botschaft ist ganz klar: Um in dieser Pandemie voranzukommen und die Pandemie zu bewältigen, muss die Impfquote weiter steigen. Wir bieten die Impfung niederschwellig, kostenlos und ohne großen Aufwand den Menschen in ganz Salzburg an.

Warum sollte sich ein Kind oder ein Student impfen lassen?

Kinder stecken sich nicht seltener an als Erwachsene, auch Jugendliche und junge Erwachsene stecken sich nicht seltener an als ältere Mitbürger. Und daher ist es auch wichtig zu betonen, dass sich die Ansteckungen im gleichen Rahmen bewegen. Eines von 1.000 infizierten Kindern erkrankt schwer. Das sind gute Argumente dafür, dass auch Kinder und Jugendliche geimpft werden.

Wie kommen die jungen Leute zu ihrer Impfung?

Wir haben ein wirklich umfangreiches Angebot für das ganze Bundesland mit und ohne Anmeldung. Es gibt die Möglichkeit sich für die Impfstraße anzumelden beziehungsweise für eine Ordination. Einfach dort anrufen, unter www.salzburg-impft.at anmelden oder über die Gesundheitsberatung 1450 einen Termin vereinbaren. Es gibt aber auch die freien Impfaktionen ohne Anmeldung, wo wir mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer und Moderna alle über 12 erstimpfen. Alles im Überblick: www.salzburg.gv.at/corona-impfung

Wie werden die Schul-Impfaktionen durchgeführt?

Mit dem ersten Schultag hat die Bedarfserhebung an den Schulen gestartet. Und damit werden wir ein unkomplizierteres Angebot erstellen. Das wird in der Regel mit dem Impfbus gemacht. Bei wenigen Anmeldungen an einem Standort oder bei einer kleinen Schule werden wir auch andenken, ob wir die Schutzimpfungen über den niedergelassenen Bereich abzuwickeln.

Geht es denn jetzt nur noch um die Jungen?

Nein, auch die Durchimpfungsrate bei den beispielsweise rund 45 bis 65-Jährigen ist noch nicht dort, wo sie sein sollte. Das Durchschnittsalter der Covid-Patienten derzeit auf der Intensivstation liegt bei 57 Jahren. Das heißt auch für diese Altersgruppe gilt: Bitte schützen Sie sich mit der Impfung gegen einen schweren Krankheitsverlauf. Auf die Intensivstation möchte niemand und es ist einfach und mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Impfung zu vermeiden.

Macht die Impfung unfruchtbar?

Dieser Mythos hält sich sehr hartnäckig und ist falsch. Wir haben jetzt schon viele Millionen Menschen geimpft, die Studien laufen schon seit Mitte 2020. Seit dieser Zeit haben sehr viele Frauen gesunde Kinder zur Welt gebracht, sind auch nach der Impfung Schwanger geworden und genauso viele Männer haben auch ein Kind gezeugt. Und auch die sind gesund auf die Welt gekommen. An diesem Argument ist einfach nichts dran.

Kann ich mein Kind unter 12 Jahren impfen lassen?

Aktuell gibt es noch keine Impfmöglichkeit für die unter 12-Jährigen. Aber ich erwarte eine Zulassung noch in diesem Jahr. Ich denke, dass wir sie vor Weihnachten haben werden. Dann werden wir ab dem fünften oder sechsten Jahr impfen können.

Junge Menschen erkranken nicht schwer, warum also impfen?

Eine Erkrankung, die in jedem tausenden Fall mit einem schweren Verlauf einhergeht, ist nicht als sehr „geringes Risiko“ einzuordnen. Bei jeder anderen Erkrankung mit dieser Relation würden wir wahrscheinlich aufschreien und sagen, da muss etwas geschehen, das kann so nicht bleiben.

Muss man zwischen Grippeimpfung und Corona-Impfung einen Abstand einhalten?

Es gibt keine feste Empfehlung für einen Impfabstand. Das heißt, beide Impfungen können auch gleichzeitig stattfinden oder in einem Abstand von zwei Wochen.

Welcher Impfstoff wird eigentlich für Kinder und Jugendliche verwendet?

Für Kinder und Jugendliche sind derzeit zwei Impfstoffe zugelassen: Comirnaty von Biontech/Pfizer und Spikevax von Moderna, beide ab 12 Jahren.

Es ist logisch, dass viel mehr Ungeimpfte positiv getestet werden und in der Statistik aufschlagen, da sich die Geimpften nicht testen lassen. Was ist da dran?

Das stimmt so nicht. Wir haben ja bei den Getesteten, die nicht geimpft sind, eine relativ niedrige Rate an positiven Befunden. Da bewegen wir uns im Bereich zwischen wenigen Promille und einem Prozent. Von der Seite her ist das keine sehr große Gruppe. Und die Personen mit Symptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Geruchsverlust, kommen geimpft oder ungeimpft zum Test. Dadurch „erwischen“ wir Geimpfte genauso wie die Ungeimpfte.

Was ist ein Totimpfstoff und soll man darauf warten?

Auch die vier bereits zugelassenen Impfstoffe sind der Definition nach Totimpfstoffe. Totimpfstoff ist jeder Impfstoff, der keinen vermehrungsfähigen Vektor (Träger) benützt. Es geht bei der Frage aber vermutlich eher um proteinbasierte oder beispielsweise inaktivierte Ganzvirus Impfstoffe. Die Firma Novavax wird vermutlich noch dieses Jahr eine Zulassung für ihren proteinbasierten Impfstoff stellen, die Firma Valneva wahrscheinlich erst nächstes Jahr für einen inaktivierte Ganzvirus Impfstoff. Einer der Verantwortlichen der Firma Valneva hat sich letztens in den Medien klar und eindeutig geäußert, dass niemand auf den Impfstoff seiner Firma warten soll. Denn das wird noch Monate dauern und jeder Impfstoff der heute zur Verfügung steht ist ein guter Impfstoff. Er rät allen ganz klar, jeden Impfstoff zu nehmen, den man bekommen kann. Dem kann ich mich nur 100 Prozent anschließen.

Welche Langzeitfolgen gibt es in 10 bis 15 Jahren?

Es sind keine zu erwarten, das ist sehr sehr unwahrscheinlich. Bei den Impfungen, ein Konzept, das die Medizin seit über 200 Jahren begleitet, wissen wir, Nebenwirkungen treten innerhalb von wenigen Stunden Tagen oder Wochen, maximal Monaten auf. Danach kommt so gesehen nichts mehr, weil danach kein Mechanismus mehr im Gang ist, der in irgendeiner Art und Weise eine Nebenwirkung produzieren kann.

Haben Kinder ein größeres Risiko als Erwachsene, wenn sie sich impfen lassen?

Nein, Kinder und Jugendliche haben kein erhöhtes Risiko für Impfkomplikationen, Impfreaktionen oder Nebenwirkungen. Das können wir mit Sicherheit sagen, denn es wurden weltweit schon Millionen von ihnen geimpft.

Was halten Sie von Ansteckungs-Partys für Kinder?

Mit dem Risiko, dass jedes tausendste Kind einen schweren Krankheitsverlauf hat, ist das eindeutig abzulehnen. Ich würde dem meine zwei Kinder nicht aussetzen. Auch Masern-Partys sind eine schlechte Idee.

Warum soll ich mich, wenn ich Antikörper habe, impfen lassen?

Wir wissen nicht, wie viele Antikörper wie lange gegen eine Covid-19-Reinfektion schützen. Was wir wissen ist, dass Menschen auch nach einer Infektion und nach einer Impfung einen deutlich besseren Immunschutz haben, als wenn sie nicht geimpft sind.

Was hat die Auslastung der Intensivstationen mit den Maßnahmen zu tun?

Wir wollen eine Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden. Dafür ist die Auslastung auf den Intensivstationen ein sehr guter Indikator. Unser Gesundheitssystem ist sehr leistungsfähig und hat hohe Kapazität, aber auch das kann an den Rand kommen, wenn wir nichts dagegen tun. Wir alle haben die schrecklichen Bilder aus Italien vor Augen, wo dutzende Verstorbene mit Militärfahrzeugen abtransportiert werden. Auch die Menschen, die nicht an Covid-19 erkranken haben ein Recht adäquat behandelt zu werden. Egal ob Tumorerkrankung, Herzinfarkt oder Schlaganfall, sie sollen nicht drauf warten müssen, bis alle Covid-Patienten behandelt sind.

Bekommen Babys Antikörper beim Stillen?

Es gibt das Konzept der stillen Feiung, bei dem ein Antikörperschutz über die Muttermilch aber auch über die Gebärmutter vermittelt wird. Ganz wichtig: Stillende Mütter sollen eine Impfung erhalten.

Wieso steigt in Israel die Anzahl der Infizierten?

Es gibt in Israel immer noch einen hohen Anteil an Nicht-Geimpften. Die Infektionszahlen bewegen sich im Rahmen dieser Gruppe. Zudem hat Israel sehr früh zu impfen begonnen und schnell eine hohe Durchimpfung erreicht. Jetzt beginnt aber bei den Älteren schon der Impfschutz nachzulassen. Daher gibt es ja auch die Empfehlung der Auffrischung.

Wer erhält wann die Corona-Auffrischungsimpfung?

Sechs bis neun Monaten nach der Vollimmunisierung sollen folgende Gruppen eine Auffrischung erhalten:

  • Bewohnerinnen und Bewohner von Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen
  • Personen mit Vorerkrankungen und hohem oder besonders hohem Risiko
  • Personen über 65 Jahre
  • Personen, die zweimal mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft wurden
  • Personen, die einmal mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson geimpft wurden

Alle anderen Personen sollen eine Auffrischungsimpfung neun bis zwölf Monate nach Abschluss der Vollimmunisierung erhalten.

Was ist das Ziel für die Durchimpfungsrate?

Ziel sind mindestens 80 Prozent Durchimpfungsrate. Portugal mit 85 Prozent und Dänemark mit 80 Prozent sind dabei Vorbilder für uns. Bei Letzteren werden alle pandemiebedingten Maßnahmen aufgehoben und Dänemark ist auf dem Weg in ein freieres Leben. Das ist auch der Weg den wir beschreiten sollten.


Quelle: Land Salzburg



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