Wien: Wien Kanal heizt und kühlt neue Unternehmenszentrale mit Abwasser

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Wien

14 Mär 18:00 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Czernohorszky/Bischof/Gara präsentieren innovatives Energieprojekt – 240 klimafreundliche Arbeitsplätze in Liesing

Wien, 14.3.2022. Wien Kanal ist vom 3. in den 23. Bezirk übersiedelt. Am Montag besichtigten Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, Liesings Bezirksvorsteher Gerald Bischof und NEOS-Energiesprecher Stefan Gara auf Einladung von Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer die neue Unternehmenszentrale für rund 240 Mitarbeiter*innen. Das Gebäude überzeugt durch ein innovatives Energiekonzept: Es wird zur Gänze aus dem öffentlichen Kanalnetz geheizt und gekühlt.

Mit der Übersiedlung schließt Wien Kanal seine Standortstrategie ab, mit der Kosten gesenkt werden und die ganz im Zeichen des Klimaschutzes steht.

Energiewende mit Abwasser

Bei der Gewinnung von Energie aus dem Abwasser ist Wien Kanal Vorreiter. Seit 2006 gewinnt die österreichweit erste Anlage Energie aus dem öffentlichen Abwassernetz für die bereits bestehenden Gebäude am Standort der ehemaligen Kläranlage Blumental. Für die neue Unternehmenszentrale wurde die Anlage umfassend erweitert. Das Bürogebäude wird zu 100 Prozent mit dieser alternativen und erneuerbaren Energieform versorgt. Ein Wärmetauscher im Kanal entzieht dem Abwasser Wärme oder Kälte, um das Gebäude im Sommer zu kühlen und im Winter zu heizen.

Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky betont: „Unser Motto ist: Raus aus Gas! Der Krieg in der Ukraine macht deutlich: Österreich muss sich rasch aus der Abhängigkeit von russischem Gas befreien. In Wien treiben wir daher mit dem Wiener Klimafahrplan die Energiewende voran. Einen besonders innovativen Weg beschreiten wir mit der Nutzung des Abwassers fürs Heizen und Kühlen. Denn überall dort, wo genügend Abwasser in den Kanälen fließt, besteht ein enormes, erneuerbares Energiepotential. Gemeinsam mit dem Ausbau der Fernwärme und der verstärkten Nutzung von Erdwärme ist „Energie aus Abwasser“ ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt.“

Am Standort Blumental in Liesing heizt und kühlt das Abwasser mehr als 8.000 Quadratmeter Fläche, Arbeitsplatz für 240 Mitarbeiter*innen. Dafür wurden insgesamt 185 Meter Wärmetauscher im Kanal verbaut, mit denen mehr als 700 Kilowatt Heizleistung und 600 Kilowatt Kühlleistung gewonnen werden können. Das entspricht in etwa der Heizleistung von bis zu 100 Einfamilienhäusern oder der Leistung von fast 5.000 haushaltsüblichen Kühlschränken.

NEOS-Energiesprecher Stefan Gara: „Der Krieg in der Ukraine und die Turbulenzen am fossilen Energiemarkt führen vor Augen, wie wichtig der Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist. Für den Klimaschutz und zur Reduktion der Energiekosten. Wir haben uns als Fortschrittskoalition bereits vorausschauend dem kompletten Ausstieg aus Erdgas verpflichtet. Die neue Unternehmenszentrale von Wien Kanal ist ein weiterer intelligenter Energiebaustein unserer Stadt, der zeigt, wie mittels Wärmetauscher Energie aus dem Abwasser genutzt werden kann, sowohl im Winter als auch im Sommer.“

Gebäude optimiert selbst Energieeinsatz

Flankiert wird die innovative Energieanlage durch bauliche Maßnahmen, um erneuerbare Energie effizient einzusetzen und um Kosten zu sparen. Sogar das Bürogebäude selbst trägt zur Energieoptimierung bei. Zum Beispiel mit einem automatisch einstrahlungsgeregelten, verstellbaren Sonnenschutz, wärmegedämmten Außenwänden und einer Bauteilaktivierung, mit der die Betondecke zur Temperaturregelung genutzt wird. Auf dem Dach kühlen Kräuter und Gräser die Decke. Eine Photovoltaikanlage auf dem Werkstattgebäude produziert jährlich bis zu 150.000 Kilowattstunden Strom. Das entspricht dem Verbrauch von ca. 40 Zweipersonen-Haushalten.

„Wien Kanal spart durch diese nachhaltigen Investitionen einerseits Kosten, andererseits ist dies auch ein wertvoller Beitrag für den Klimaschutz!“ freut sich Bezirksvorsteher Gerald Bischof über den neuen Standort.

Standortstrategie für effiziente Dienstleistung

Der Neubau ist für Wien Kanal der Abschluss der in den 1990er Jahren begonnenen Standortstrategie. Das Ziel durch Standorte auf Eigengrund der Stadt Wien die laufenden Kosten zu reduzieren, wurde erreicht. Mit der Übersiedlung der Zentrale wurde aus den ursprünglich 12 Standorten drei, im 23., 19. und 22. Bezirk. Ein wichtiger Schritt auf Wiens Weg zur klimagerechten Stadt. Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer ist stolz auf den letzten Baustein der Standortstrategie: „Neben den ökologischen Vorteilen sparen wir mit der Energiegewinnung aus Abwasser bis zu 100.000 Euro an Energiekosten.“

Über Wien Kanal

Mit einer Leitungslänge von mehr als 2.500 Kilometer ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird etwa eine halbe Milliarde Liter Abwasser von 1,9 Millionen Menschen und 170.000 Gebäuden sicher und umweltgerecht zur Kläranlage in Simmering transportiert.

Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten das Kanalnetz funktionsfähig und sauber. So werden zum Beispiel tägliche zwischen 15 und 20 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu garantieren. 99,8 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das städtische Kanalnetz angeschlossen. Das Wiener Kanalnetz wächst jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als 700 Kanalbaustellen werden jedes Jahr zur Erhaltung und Reparatur des öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt. Durchschnittlich fünf Kilometer Kanal werden unterirdisch, also nahezu aufgrabungsfrei saniert. Unterirdisch sind auch die Roboter von Wien Kanal unterwegs. Alleine im vergangenen Jahr haben sie mehr als 200 Kilometer im Abwasserlabyrinth zurückgelegt und die Rohre auf Beschädigungen untersucht.

Link: Wärme und Kälte aus Abwasser bei Wien Kanal


Quelle: Stadt Wien



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