Wien: Wien ehrt Bronislaw Huberman mit Gedenktafel
Bürgermeister Ludwig enthüllte Tafel gemeinsam mit Kulturstadträtin Kaup-Hasler, Botschafter Rodgold und IKG-Präsident Deutsch
Im Ehrenhof des Schloss Hetzendorf in Meidling wurde heute, Freitag, von Bürgermeister Michael Ludwig eine Gedenktafel zur Erinnerung an Bronislaw Huberman enthüllt. Der polnische Violonist gilt als einer der wichtigsten Geiger der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Huberman bewahrte zahlreiche jüdische Musiker*innen vor dem Holocaust. Durch seinen Einsatz konnten etwa einhundert Familien aus Mitteleuropa gerettet werden.
Beim Festakt waren zahlreiche Vertreter*innen von Politik und Kultur geladen. Neben Bürgermeister Ludwig waren unter anderem Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler, der israelische Botschafter Mordechai Rodgold, Oskar Deutsch, Präsident der Israelischen Kultusgemeinde, Dirigent Lahav Shani, Initiator Joram Hess sowie Meidlings Bezirksvorsteher Wilfried Zankl anwesend. Ludwig hob in seiner Rede die Wichtigkeit Hubermans hervor: „Er war ein großartiger Humanist und Europäer“. Gerade in Zeiten wie den aktuellen sei es wichtig, dass Europa mit einer Stimme spricht, so Ludwig weiter. Mit der Enthüllung von Ehrentafeln wie dieser möchte Wien auch die dunklen Zeiten ins Bewusstsein rücken und nachfolgende Generationen auf die Vergangenheit aufmerksam machen, führte Bürgermeister Ludwig fort. „Huberman hat Menschenleben gerettet und dafür sein eigenes Leben riskiert. In Anbetracht der unsagbaren Verbrechen des Naziterrors kann sein Einsatz für andere nicht genug gewürdigt werden. “
Zeitpunkt bewusst gewählt
Das Datum der Gedenktafel-Enthüllung ist nicht zufällig gewählt: Anlass ist das Fest der Freude am 8. Mai, an dem jährlich das Jubiläum der Befreiung Österreichs vom NS-Regime begangen wird. Lahav Shani, Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra, befindet sich deshalb rund um diesen Tag für zwei Konzertauftritte mit den Wiener Symphonikern in der Stadt. Ludwig: „Ich freue mich auf das kommende Fest der Freude auf dem Heldenplatz mit wertvollen künstlerischen Darbietungen. Wir feiern an jenem Platz, der in Vergangenheit viel zu oft Schauplatz schlimmer Ereignisse war.“
Die Gedenktafel geht auf eine Initiative des Israel Philharmonic Orchestra bzw. des Vereins der Freunde des Israel Philharmonic Orchestra in Österreich zurück. Neben Autorin Livia Getreider und der Israelischen Botschaft in Wien waren auch die Kulturabteilung der Stadt Wien und die Abteilung Bildung und Jugend als Eigentümerin des Schloss Hetzendorf federführend beteiligt. Israels Botschafter Mordechai Rodgold lobte den Umgang Wiens mit dem dunklen Kapitel der Geschichte: „Der heutige Tag ist ein wunderbares Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen jüdischer Gemeinde und Stadt, die noch weiter intensiviert werden soll.“
Über Bronis?aw Huberman
Huberman wurde 1882 in Czestochowa, Kongresspolen (Russisches Kaiserreich) geboren. Er galt als Wunderkind und trat schon mit zwölf Jahren öffentlich auf. Von 1926 bis 1936 lebte er in Wien im Schloss Hetzendorf, wo er auch Musikunterricht gab. Ab dem Jahr 1934 war Huberman Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. 1935 gründete Huberman das Palestine Symphony Orchestra, aus dem 1948 das Israel Philharmonic Orchestra hervorging. Durch die Verpflichtung zahlreicher jüdischer Musikerinnen und Musiker schaffte er es – trotz vieler bürokratischer Hürden – die Mitglieder vor dem Holocaust bewahren. „Hubermans Einsatz ist es zu verdanken, dass etwa einhundert Familien aus Mitteleuropa gerettet wurden“, so Bürgermeister Ludwig. „Dafür gebührt ihm größter Dank.“ Huberman starb 1947 in der Schweiz. Ein Gedenkzeichen für den Geiger gibt es in Wien bereits: Die Hubermanngasse in Liesing wurde einst nach dem polnischen Künstler benannt.
Quelle: Stadt Wien