Wien: Wien setzt gegen ansteckendere Delta-Variante weiter auf PCR-Tests
Foto: C.Jobst/PID
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Bürgermeister Ludwig will „jetzt Maßnahmen setzen, die Grad an Freiheit ermöglichen, um Lockdown im Herbst auszuschließen“
„Die Pandemie ist nicht vorbei“, hat Bürgermeister Michael Ludwig heute, Dienstag, bei einem Mediengespräch mit Medizin-Expertinnen und -Experten erneut gewarnt. Auch wenn die Infektionszahlen derzeit relativ niedrig seien und die Auslastung in den Spitälern gering, stelle die erwiesen ansteckendere Delta-Variante des Virus ein Risiko für den Herbst dar, so der Stadtchef. Das zeigten auch Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern, wo die Fallzahlen bereits gestiegen seien und eine neuerliche Welle absehbar sei. „Solange nicht eine ausreichend große Zahl von Menschen geimpft und voll immunisiert ist, gilt es, jene zu schützen die sich noch anstecken können“, sagte Ludwig. Ein Mittel, um die Ausbreitung einzudämmen sei konsequentes Testen – vor allem mit den zuverlässigeren PCR-Tests.
Aktuell seien in Wien 670.000 Personen vollständig gegen das Virus immunisiert. „Ein Großteil der Bevölkerung ist damit immer noch nicht geimpft und damit geschützt“, gab Ludwig zu bedenken. „Dazu gehören auch Kinder, die noch nicht geimpft werden können – und ihre Eltern, die in einem Alter sind, in dem viele Personen auch noch keinen Impfstoff erhalten haben“, sagte Ludwig. Insbesondere Kinder würden sich laut Expertinnen und Experten häufiger mit der Delta-Variante anstecken und diese auch weitergeben.
Bürgermeister Ludwig appellierte an die Wienerinnen und Wiener, weiter konsequent zu testen und das kostenlose Testangebot der Stadt in Anspruch zu nehmen. Dazu gehöre auch das Testen von Kindern. „Mit Angeboten wie dem in Wien entwickelten Gurgeltest gibt es zumutbare Möglichkeiten, auch die Jüngsten mit zuverlässigen PCR-Tests zu testen“, sagte Ludwig. Er verwies auf die kostenlosen städtischen Angebot wie „Alles gurgelt!“ oder die „Gurgelboxen“, verteilt über die ganze Stadt.
Bei seiner Einschätzung stützte sich Ludwig auf den Rat von Wiener Expertinnen und Experten wie Michael Binder, dem medizinischen Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds sowie Sylvia Hartl, Vorständin der Abteilung für Atemwegs- und Lungenkrankheiten der Klinik Penzing. Die ExpertInnen begrüßen die Entscheidung der Stadt, inbesondere die Jüngeren zu testen. Als einziges Bundesland verlangt Wien den negativen Test-Nachweis als Eintrittsvoraussetzung schon für Kinder ab 6 Jahren.
„Die Delta-Variante ist in Europa bereits angekommen“, sagte Michael Binder. Ein Anstieg der Fälle seit dem 15. Juni sei in den Daten des „European Centre for Disease Prevention and Control“ (ECDC) ablesbar, mit den steigenden Fallzahlen und einer steigenden Reproduktionszahl des Virus werde das Risiko einer Welle immer größer. „Die Delta-Variante ist ansteckender und wird das Infektionsgeschehen auf kurz oder lang beherrschen“, so der Mediziner. Aus den Daten aus Großbritannien zeige sich: „Die Kinder sind die Treiber der Delta-Variante, deshalb ist es wichtig, auch Kinder zu testen“ – bevorzugt mit genaueren PCR-Tests wie dem Gurgeltest statt mit Antigen-Schnelltests mit einer weitaus niedrigeren Sensibilität. „Die Test-Infrastruktur ist in Wien einzigartig“, sagte Binder, sie könne ein Vorteil im Kampf gegen das Virus sein und dazu beitragen, die drohende Welle möglichst flach zu halten und Lockdowns zu verhindern.
Primarin Sylvia Hartl warnte vor den Auswirkungen einer Welle mit Delta-Infektionen auf das Spitalswesen: „Wir brauchen eine flache Welle. Jetzt kommt es darauf an, möglichst viele zu impfen. Wer nicht geimpft werden kann – das sind derzeit noch vor allem Kinder – muss mit zuverlässigen PCR-Tests getestet werden“, so Hartl.
Regelmäßiges Testen – auch der Jüngsten – sei derzeit immer noch das probateste Mittel gegen das Virus, sagten Binder und Hartl. Daten des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI) wiesen darauf hin, dass eine Durchimpfungsrate von 85 Prozent relative Sicherheit für alle bedeuten würde. Bis dahin gelte es, eine Routine mit dem Testen zu entwickeln und in Wien beizubehalten.
Durch regelmäßiges Testen sei der Zugang zu Kultur- und Freizeiteinrichtungen auch im Sommer gewährleistet, betonte Ludwig. Er wollte auch ein „Missverständnis“ bezüglich der Wiener Regeln ausräumen, das sich in den Medien halten würde: „Die 3G-Regel in Wien bedeutet nicht, dass Kinder vor jedem Besuch im Bad punktuell einen Test machen müssen. Wer regelmäßig mehrmals pro Woche testet – zum Beispiel gemeinsam mit den Eltern im Rahmen von ‚Alles gurgelt!‘ – erfüllt alle Voraussetzungen mit einem gültigen Test für einen spontanen Besuch im Bad oder beim Feriencamp“.
Quelle: Stadt Wien