Wien: Wiener Bürgermeister Michael Ludwig ehrte „Botschafter des sozialen Zusammenhalts“
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Rabbiner, Imam und Vertreterin der katholischen Kirche bekamen Medaillen für erfolgreiches Schulprojekt gegen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus.
Für ihre Verdienste als „Botschafter*innen des sozialen Zusammenhalts“ bekamen Prof. Dr. Regina Polak von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister und Imam Ramazan Demir von Bürgermeister Michael Ludwig am Montag im Rathaus Medaillen als „Dank und der Anerkennung“ verliehen. Die Vertreter*innen der Erzdiözese Wien, der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) sowie der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) leisten an Wiener Schulen wichtige Aufklärungsarbeit. Im Rahmen gemeinsamer Besuche in den Klassenzimmern treten sie entschieden gegen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus auf und fördern den interkulturellen Austausch, die Integration und das friedliche Miteinander. Die Initiative steht im Kontakt mit der Bildungsdirektion, Anfragen für Besuche kommen von den Schulen selbst.
Insbesondere die vergangenen Wochen hätte „uns deutlich gezeigt, wie wichtig religiöse Toleranz und ein verständnisvolles Miteinander sind, um ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft zu ermöglichen“, betonte Bürgermeister Ludwig im Hinblick auf Terrorismus und Krieg im Nahen Osten. Doch sozialer Zusammenhalt entstehe nicht von selbst. „Als weltoffene und vielfältige Stadt“ habe Wien daher stets den interreligiösen Dialog forciert und dies etwa mit der Gründung des Religionsrates oder der Arbeit am Campus der Religionen unter Beweis gestellt.
Die Arbeit der nun geehrten Theolog*innen vermittle den jungen Menschen an den Schulen ebenfalls eine ganz wesentliche Botschaft, betonte Ludwig. Diese laute, „dass wir Einheit in der Vielfalt finden können und das Gemeinsame vor das Trennende stellen. Es ist nicht notwendig, in Angst vor dem anderen zu leben.“ Den Schüler*innen dies näherzubringen sei aber nicht einfach – die Botschafterinnen und Botschafter des sozialen Zusammenhalts müssten sich bei dieser Arbeit oft mit Vorbehalten, Vorurteilen und Ängsten auseinandersetzen. Dies erfordere „Mut, Geduld und viel persönlichen Einsatz“.
In ihrer Dankesrede bezeichnete Prof. Dr. Polak die Auszeichnung als persönliche Motivation – gerade in einer Zeit, in der Menschenhass, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit infolge des Nahostkonflikts beispiellose Ausmaße angenommen hätten. Dies bringe auch in Österreich Juden in Lebensgefahr, schüre den Hass auf Muslime und gefährde die Demokratie sowie den sozialen Frieden. „Religion ist oft Teil gesellschaftlicher Probleme“, sagte sie im Hinblick auf das Schulprojekt. „Aber viel öfter ist sie Teil der Lösung.“
Imam Ramazan Demir schlug in dieselbe Kerbe. Antisemitismus habe im Islam keinen Platz, betont er. Das Ziel müsse sein, Jugendliche vor jeder Art der Radikalisierung zu schützen. Im Besonderen dankte der Dozent der KPH Wien/Krems Bürgermeister Michael Ludwig für seine Unterstützung und seinen persönlichen Einsatz. „Wir haben einen Bürgermeister, der nicht hetzt, polarisiert oder verallgemeinert“, erklärte Demir. Dank gebühre zudem Gemeinderat Omar Al Rawi, der das Schulprojekt von Anfang an mitvorangetrieben habe.
„Es erfordert politischen Mut, ein Projekt wie das unsere zu unterstützen“, konstatierte auch Rabbiner Schlomo Hofmeister. Die Stadt Wien sei in dieser Hinsicht anders als andere Städte. Friede bedeute zudem nicht die Abwesenheit von Konflikten. Das Ziel müsse viel mehr sein, Konflikte ohne Menschenfeindlichkeit und Gewalt auszutragen.
Im Kampf gegen Rassismus und für sozialen Zusammenhalt nimmt Bürgermeister Ludwig auch Medien und politische Mitbewerber*innen in die Pflicht. Zum einen gelte es, menschenverachtende Fake News in sozialen Medien zu entlarven. Zum andere trage auch die Politik Verantwortung. Als Beispiel nannte Ludwig, dass IGGÖ-Präsident Ümit Vural kurz nach dem Hamas-Anschlag auf ein israelisches Musikfestival den Terror unmissverständlich verurteilt habe. „Terror ist Terror“, betont Ludwig. „Das legitimiert aber nicht zu Pauschalisierungen. Ich halte es nicht für angebracht, eine Religionsgemeinschaft aufgrund politischer Motive permanent auf die Bühne zu zerren und tägliche Stellungnahmen einzufordern. Das dient nur der populistischen Polarisierung.“
Quelle: Stadt Wien