Wien: Wiener Grüne befürchten „Kreislaufkollaps“ des Gesundheitssystems wegen fehlendem Personal
Wiener Grüne orten außerdem Personalmangel in Kindergärten und bei Öffis und verlangen Debatte zu Personalsituation bei Sondersitzung des Gemeinderats
Der Personalmangel in einigen Teilen der Wiener Verwaltung dürfe nicht „zum Standard“ werden, die Stadtregierung müsse sich den akuten Problemen stellen und „aus dem Notbetrieb wieder einen Normalbetrieb“ herstellen. Das haben die Wiener Grünen heute, Dienstag, in einem Mediengespräch verlangt. Es vergehe aktuell kein Tag ohne negative Schlagzeile aus den Unternehmen der Wiener Daseinsvorsorge, sagte die nicht amtsführende Stadträtin Judith Pühringer. Vor allem die Situation in den städtischen Kliniken sei sowohl für das Personal, als auch die Patient*innen „schmerzvoll und unverständlich“. Pühringer: „Besonders schmerzvoll ist der Umgang der politisch Verantwortlichen mit den Hilferufen aus den Spitälern, aus dem elementarpädagogischen Bereich und aus dem Bereich des öffentlichen Verkehrs. Politische Verantwortung funktioniert aber nicht nach dem Prinzip: Kann man halt nichts machen, blöd gelaufen, sollen es andere – wie etwa der Bund – richten. Das ist nicht unsere Vorstellung von konstruktiver, lösungsorientierter und engagierter Stadtpolitik.“
Im Gesundheitsbereich sei der Mangel an Fachkräften besonders eklatant. Bis 2030 würden 8.000 der 30.000 Beschäftigten in Pension gehen, das Personal sei aber bereits jetzt knapp. Alleine im Wiener AKH würden aktuell 200 Pflegekräfte fehlen, im gesamten Wiener Gesundheitsverbund seien sogar 2.000 Stellen offen. Patient*innen müssten monatelang auf eine Behandlung warten und Operationen verschoben werden. „Unserer Medizin droht ein Kreislaufkollaps. Entweder wir bekommen diesen Kreislauf stabil – oder die Versorgungssicherheit in Wien wird labil. Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass so getan wird, als habe man die Pensionierungswelle nicht kommen gesehen“, sagte Gemeinderätin Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin der Grünen Wien. In Kindergärten in Wien müssten Gruppen zusammengelegt oder Öffnungszeiten teilweise gekürzt werden. Diese Mängel in der Elementarbildung würden zudem die Bildungsschere immer weiter aufgehen lassen. Betroffen ist auch der öffentliche Verkehr: Aufgrund von Personalnot hatten die Wiener Linien seit 3. November bei 20 Bus- und Straßenbahnlinien die Intervalle gekürzt.
Um wieder „Normalbetrieb“ herzustellen, seien etwa Maßnahmen wie Verbesserung der Arbeitsbedingungen, mehr Planungssicherheit bei Dienstplänen, flexiblere Arbeitszeit- und Anstellungsmodelle sowie bessere Bezahlung in medizinischen Mangelfächern und in der Pflege erforderlich. Im Kindergarten wird eine Verbesserung des Personalschlüssels und des Fachkraft-Kind-Schlüssels sowie höhere Gehälter in allen elementarpädagogischen Einrichtungen verlangt. Ähnliche Anreize sollen auch die Personalprobleme bei den Wiener Linien lösen, zudem soll die Bevorrangung der Öffis an Kreuzungen kürzere Fahrzeiten ermöglichen. Um diese Problematik und die verlangten Maßnahmen zu debattieren, werden die Wiener Grünen noch heute einen Antrag für eine Sondersitzung des Gemeinderates einbringen.
Weitere Informationen: Grüner Klub im Rathaus, Kommunikation, Tel.: 01-4000-81814
Quelle: Stadt Wien