Wien: Wiener Nostalgie-Vernetzte Erinnerungen an Emil Singer
Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, zeigt ab 14. Februar 2024 in der Kabinettausstellung Wiener Nostalgie-Vernetzte Erinnerungen an Emil Singer Radierungen des jüdisch-österreichischen Künstlers Emil Singer (1881–1942), dessen Geschichte in Vergessenheit geraten ist. Was von seinem Leben übrig ist, sind Fragmente: seine Radierungen, von Sammler*innen in ganz Europa und den Vereinigten Staaten erworben, sowie Briefe, Archivalien und überlieferte Erzählungen von jenen, die ihn kannten.
Eine nostalgische Reise durch Wien
Im Jahr 2019 schenkte James „Sandy“ Rikoon dem Jüdischen Museum Wien einen Teil seiner Sammlung von Emil Singers Radierungen, die einen nostalgischen Blick auf Wien werfen. Malerische Stadtansichten und Landschaften, darunter der Stephansplatz oder der Schlosspark Schönbrunn, vermitteln ein Bild eines „Alt Wien“, das damals bereits nicht mehr bestand. Die ausgestellten Werke aus den Jahren 1914 bis zu den 1930er-Jahren entstanden in einer krisenreichen Zeit, geprägt vom Untergang der Habsburgermonarchie, der Etablierung von Nationalstaaten und dem Aufstieg des Faschismus. In den Arbeiten Singers findet sich nichts davon, vielmehr zeigen sie eine romantische Sehnsucht nach einer untergegangenen Welt.
Emil Singers erfolglose Fluchtgeschichte
Die Ausstellung gewährt nicht nur Einblicke in das künstlerische Schaffen Emil Singers, sondern beleuchtet auch seine tragisch gescheiterten Fluchtbemühungen aus dem nationalsozialistischen Wien. Singer, der aufgrund seiner jüdischen Abstammung seine Werke nicht mehr im Deutschen Reich verkaufen durfte, bemühte sich über Freund*innen und Bekannte in den USA einen Markt für seine Arbeiten zu erschließen. Angesichts der zunehmend katastrophalen Lage für die jüdische Bevölkerung bat er seine amerikanische Kundschaft schließlich um Hilfe bei der Emigration in die USA. Trotz zahlreicher Unterstützungserklärungen und einer genehmigten Quotennummer wurde der Visumsantrag des Ehepaars Singer vom US-Konsul abgelehnt. Die darauffolgende Deportation im Jahr 1942 besiegelte das tragische Schicksal des Ehepaars. Beide wurden ermordet.
Neue Einblicke durch großzügige Schenkungen und Forschung
Die Forschungsarbeit zu diesem Bestand hat ein Netzwerk von Historiker*innen und Sammler*innen ans Licht gebracht, darunter Henry Isaacs, Kunstsammler Axel Junghans und James „Sandy“ Rikoon. Gemeinsam widmeten sie sich der Aufgabe, die Lebensgeschichte und Werke des in der Schoa ermordeten Künstlers Emil Singer zu entdecken und zu bewahren. Die großzügigen Schenkungen ermöglichen eine umfassende Neubetrachtung von Emil Singers Werk. Seine technische Raffinesse und malerische Umsetzung zeichnen seine Wien-Bilder aus und zeigen einen facettenreichen Künstler, dessen persönliches Schicksal untrennbar mit seiner Zeit verbunden ist. Diese österreichisch-amerikanische Geschichte illustriert die Herausforderungen der Emigration im Zweiten Weltkrieg, Provenienz- und Restitutionsfragen sowie den Weg, wie diese Erzählungen Eingang ins Jüdische Museum Wien fanden.
Wiener Nostalgie-Vernetzte Erinnerungen an Emil Singer
ist von 14. Februar 2024 bis 1. September 2024 im Jüdischen Museum Wien Dorotheergasse, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zu der von Caitlin Gura und Daniela Pscheiden kuratierten und von Fuhrer, Wien gestalteten Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 18,90€ im Eigenverlag mit zahlreichen Abbildungen Emil Singers. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.
Weitere Informationen unter www.jmw.at oder [email protected].
Quelle: Stadt Wien