Salzburg: Wolf: Salzburg fordert die Senkung des Schutzstatus
Foto: Land Salzburg
Sechs Verdachtsfälle in zwei Monaten / Dutzende gerissene und verletzte Schafe / Agrarlandesrat in Rauris
(LK) Mehr als 50 tote und zahlreiche verletzte Schafe. Seit dem 4. Juni waren Wölfe bereits auf vier Almen im Pinzgau sehr aktiv und es werden weitere Risse befürchtet. Derzeit dürften sich mehrere verschiedene Tiere in Salzburg aufhalten, Gewissheit bringen die Ergebnisse der entnommenen DNA-Proben in rund zwei Wochen. Landesrat Josef Schwaiger zeigte sich bei einem Lokalaugenschein bei betroffenen Bauern in Rauris entsetzt. „Das ist für die Salzburger Almwirtschaft ein katastrophaler Start. Es muss gelingen die Sicherheit für die Tiere wieder zu erlangen.“
„So viele Risse, verletzte und vermisste Tiere in nur wenigen Tagen. Das ist kein Problem einzelner Betriebe, das betrifft uns alle. Denn, wenn die Almwirtschaft nicht mehr möglich ist, wird diese jahrhundertlang gewachsene Kulturlandschaft verschwinden und das Bundesland ein völlig anderes Gesicht bekommen“, so Agrarlandesrat Josef Schwaiger bei einem Treffen mit betroffenen Bauern in Rauris.
Schwaiger: „Rauris stellt einen Antrag auf Entnahme.“
Landesrat Josef Schwaiger und der Wolfsbeauftragte sowie Landwirt Hubert Stock empfehlen den Bauern in den stark betroffenen Gebieten derzeit die Tiere noch nicht auf die Almen zu treiben. „Es ist besser, noch rund zwei Wochen zu warten“, so Schwaiger und Stock. Die Jägerschaft stellt einen Antrag auf Entnahme, da es sich um einen Problemwolf laut Definition handeln dürfte. Die Bezirkshauptmannschaft Zell am See hat das Verfahren abzuwickeln. Laut dem Managementplan des Landes handelt es sich um einen Problemwolf, wenn er zumindest 25 Tiere in einem nicht schützbaren Bereich innerhalb eines Monats getötet oder verletzt hat.
Sechs Wölfe seit Jahresbeginn
„Die Gesamtsituation für die heimischen Landwirte ist heuer sehr schwierig“, betont Wolfsbeauftragter Hubert Stock. Wir sprechen heuer schon von sechs Wölfen im Land Salzburg, die entweder bereits nachgewiesen sind oder wo, wie in den letzten Tagen, das Rissbild eindeutig ist. Betroffen sind die Gemeindegebiete von St. Gilgen, Kuchl, Muhr, Mittersill, Rauris und Uttendorf, wobei der Lungauer Wolf eventuell derselbe sein könnte wie jener im Pinzgau. Nachdem die Almsaison erst am Anfang steht, ist zu erwarten, dass sich die Lage weiter zuspitzt“, warnt Stock.
5-Punkte-Plan fast erfüllt
Dabei hat sich Salzburg im Vergleich zu anderen Regionen auf die Rückkehr der Wölfe vorbereitet. Der Managementplan definiert unter anderem genau, was ein „Problemwolf“ ist. Dass mit Hubert Stock ein eigener Ansprechpartner und Koordinator installiert wurde sowie Entschädigungen, gehören ebenfalls in die Rubrik „erledigt“. Vier von fünf Punkten im Programms sind bereits abgearbeitet und erfüllt.
- Intensivierung des Herdenschutzes – erfüllt
- Schnelle, unbürokratische Entschädigungen – erfüllt
- Managementplan und Definition „Problemwolf“ – erfüllt
- Wolfsbeauftragter des Landes – erfüllt
- Herabsetzung des Schutzstatus – laufend
Nur Schutzstatus ist noch „offen“
Auf EU-Ebene ist der Wolf nach wie vor streng geschützt. „Die Einstufung des Wolfes in der FFH-Richtlinie bindet uns in Salzburg die Hände. Die teils existenzbedrohende Situation für unsere Almbauern und in weiterer Folge für die Kulturlandschaft, die Lawinensicherheit, den Tourismus und die Arbeitsplätze im ländlichen Raum kann bei der aktuellen Rechtslage nur sehr schwer gelöst werden“, betont Landesrat Josef Schwaiger und fordert eine Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes. „Unsere betroffenen Bauern sind verzweifelt und ihre Lebensgrundlage bedroht. Gleichzeitig ist der Wolf in Europa mit einer Populationsgröße von deutlich über 20.000 keineswegs mehr vom Aussterben bedroht, das muss auch endlich in den Schutzbestimmungen berücksichtigt werden.“, so Schwaiger.
Herdenschutz in den Bergen unrealistisch
Wie bereits im Wolfsmanagementplan des Landes im Detail definiert, ist auf den Almen ein effektiver Schutz der Nutztiere nicht möglich. „Eine wolfssichere Zäunung kommt hier in den Bergen nicht in Frage. Hirten sowie Herdenschutzhunde sind erst ab einer 500 bis 800 Schafen wirtschaftlich tragbar. Außerdem fehlen hierfür die rechtlichen Rahmenbedingungen auf Bundesebene“, so Schwaiger und er fügt hinzu: „Ich verstehe sehr gut, dass die betroffenen Landwirte genug haben, denn der Wolf ist drauf und dran, ihr Lebenswerk zu vernichten. Solange aber der Schutzstatus des Wolfes so ist wie er ist, ist die Einzelentnahme nur durch ein aufwändiges Bescheidverfahren möglich.“
Stock: „Wärmebildkamera sucht 50 vermisste Tiere.“
Verzweiflung und Ratlosigkeit herrscht bei den Bauern in Rauris. Dort ist auch bereits das Notfallteam des „Österreichzentrums Bär Wolf Luchs“ im Einsatz. Mittels Drohne und Wärmebildkamera werden noch die etwa 10 abgängigen Schafe auf der Alm gesucht.
Verdachtsfälle 2021 im Überblick (Stand 9. Juni, 14:00 Uhr)
- Freitag 4. Juni: 1 totes Lamm in Mittersill – Rissbild deute auf Wolf hin, DNA-Probe entnommen.
- Samstag 5. Juni: 1 totes Lamm, 1 Lamm vermisst in Mittersill, ca. 400-500m vom Fall des Vortages entfernt.
- Sonntag 6. Juni: 20 tote und verletzte Schafe auf einer Alm in Rauris, Rissbild deutet auf Wolf hin, DNA-Probe entnommen.
- Montag 7. Juni: 11 tote und 7 verletzte Schafe auf einer Alm in Uttendorf, Rissbild deutet auf Wolf hin, DNA-Probe entnommen.
- Dienstag 8. Juni: 1 totes Schaf in Göriach, DNA-Probe entnommen.
- Alle Wolf-Verdachtsfälle sind auf www.salzburg.gv.at/wolf tagesaktuell zu finden.
Quelle: Land Salzburg