Steiermark: Zehn Jahre „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark“
Foto: Land Steiermark/Zick
Foto: Land Steiermark/Zick
Fast 800 Kilometer Landesstraßen seit 2015 abgesichert
Graz (26. September 2024).- Um die Zahl der Wildunfälle nachhaltig zu senken, wurde im Jahr 2015 das Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark" gestartet. Zehn Jahre später feiert die erfolgreiche Kooperation zwischen Land Steiermark, der Steirischen Landesjägerschaft und den Land&Forst Betrieben Österreichs großes Jubiläum in der Brückenmeisterei Graz. Heute wie damals ist es das gemeinsame Ziel, mit praxistauglichen Lösungen Wildunfälle zu reduzieren und mehr Verkehrssicherheit für Mensch und Tier zu schaffen.
Wildunfälle sorgen für große Schäden und unnötiges TierleidFast 100.000 Wildtiere sterben laut Jagdstatistik jedes Jahr durch Wildunfälle auf Österreichs Straßen. Auf steirischen Landes- und Gemeindestraßen werden, neben vielen anderen Wildarten, jährlich mehr als 7.000 Unfälle allein mit Rehen verzeichnet. Vor allem bei Unfällen mit größeren Wildtieren kommt es dabei häufig zu schweren Sach- und Personenschäden. Darüber hinaus entsteht auch ein Verlust von oftmals geschützten Wildarten und unnötiges Tierleid. Hauptgründe für steigende Wildunfallzahlen sind die Einengung und Zerstückelung von Wildlebensräumen durch menschliche Nutzung, der Neu- und Ausbau von Verkehrswegen, die Zunahme des Straßenverkehrs und hohe Fahrgeschwindigkeiten.
Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Land und JagdUm die Zahl der Wildunfälle nachhaltig zu senken, wurde vor zehn Jahren das Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark? ins Leben gerufen. Die Zusammenarbeit zwischen Land Steiermark, Steirischer Landesjägerschaft sowie den Land&Forst Betrieben Österreich hat sich seitdem zu einem der erfolgreichsten Projekte des Landes entwickelt:
Im Rahmen des Projektes wurden sukzessive rund 790 Kilometer Landesstraßen mit Wildwarnmaßnahmen gesichert, 280 Jagdreviere in der ganzen Steiermark sind aktiv Teil des Projekts. In den letzten zehn Jahren kamen über 54.000 optische Wildwarnreflektoren sowie 3250 optisch-akustische Wildwarngeräte zum Einsatz. Durch diese Maßnahmen konnte in den teilnehmenden Gebieten ein starker Rückgang der Wildunfälle gemessen werden: Durchschnittlich haben sich die Unfälle mit Rehwild beim Einsatz von Wildwarnreflektoren um 40 Prozent und bei optisch-akustischen Wildwarngeräten um 70 Prozent reduziert. Die Organisation des gesamten Forschungsprojektes und die wissenschaftlichen Untersuchungen werden von Projektleiter Wolfgang Steiner (ehemals BOKU, seit 2021 Land&Forst Betriebe Österreich) durchgeführt.
Durchführung des ProjektsDie Finanzierung von Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel Wildwarnreflektoren, die Wildtiere durch Signale vor einem sich nähernden Fahrzeug warnen, wird zu zwei Drittel vom steirischen Straßenerhaltungsdienst (STED) getragen, die restlichen Kosten teilen sich die Steirische Landesjägerschaft und das jeweilige Jagdrevier. Die Montage der technischen Maßnahmen sowie deren Betreuung und Wartung auf Landesstraßen wird gemeinsam von den Revieren und der jeweils zuständigen Straßenmeisterei durchgeführt.
Auch in Zukunft werden jährlich weitere steirische Reviere in das Projekt aufgenommen, um sukzessive die Wildunfall-Hotspots auf steirischen Straßen entschärfen zu können. Neben der organisatorischen Abwicklung und der wissenschaftlich fundierten Beratung der Reviere und des STED unterliegt jede gesetzte Maßnahme genauesten Kontrollen. In enger Kooperation mit der Industrie wurden auf Basis wissenschaftlicher Grundlagendaten bereits deutliche Verbesserungen in der Leistung und Praxistauglichkeit bestehender Wildwarngeräte erreicht sowie vielversprechende Neuentwicklungen für die Zielvorgaben „aktiver Wildtierschutz? und „Erhöhung der Verkehrssicherheit? initiiert. Nur der kontrollierte und überwachte Einsatz technischer Maßnahmen kann zu umfangreichen praxisorientierten Erkenntnissen zu Montage, laufendem Betrieb, Vorzügen und Nachteilen der eingesetzten Geräte und Aufstellungsvarianten führen. Durch genaueste räumliche und zeitliche Aufzeichnung jedes Wildunfalls der steirischen Jägerinnen und Jäger wird eine bisher unerreichte Fülle und Detailgenauigkeit an Wildunfall-Informationen erreicht.
Die gute Kooperation des STED mit der Jägerschaft, die maßgebliche Unterstützung durch Politik, Verwaltung, Tier- und Naturschutz, Wirtschaft und vielen anderen Interessensgruppen sichern dem Projekt in den Testgebieten eine hohe Datenqualität und wertvolle Informationen. Eine enge Verbindung mit weiteren nationalen und internationalen Forschungsprojekten ermöglicht den Wissensaustausch über die Landesgrenzen hinaus.
Zehn Jahre „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark" – zusammengefasst:
280 Jagdreviere sind aktiv im Projekt, 2024 wurden 21 neue Reviere aufgenommen.In den zehn Jahren seit Beginn des Projekts wurden zirka 54.300 optische Wildwarnreflektoren und zirka 3.250 optisch/akustische Wildwarngeräte angeschafft sowie 49-mal olfaktorische Vergrämung angewandt.Zirka 790 Kilometer Landesstraße und zirka 27,5 Kilometer Gemeindestraße wurden durch das Projekt bereits abgesichert.Bemessen an Rehwild-Nachtunfällen wird derzeit ein Rückgang der Wildunfälle um 40 Prozent (bei optischen Wildwarnreflektoren) bzw. um 70 Prozent (bei optisch/akustischen Wildwarngeräten) verzeichnet.Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden eine Straßenausrüstungs- und Wildunfalldatenbank aufgebaut. Dank der stattgefundenen Gerätetests konnten der Industriestandard angehoben sowie Verbesserungen und Neuentwicklungen initiiert werden.
Statements
Umweltlandesrätin Ursula Lackner (in Vertretung von LH-Stv. Anton Lang, Verkehrs- und Tierschutzreferent):
„Vor mittlerweile zehn Jahren wurde das Projekt ‚Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark‘ ins Leben gerufen, um die Zahl der Wildunfälle nachhaltig zu senken und mehr Sicherheit für Mensch und Tier zu schaffen. Durch die sukzessive Erweiterung ist uns das in Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern auch gelungen: Über 790 Kilometer Landesstraße sind heute mit unseren Wildwarnmaßnahmen ausgestattet, die dazu beitragen, die Wildtierunfälle – je nach Maßnahme – um 40 bis 70 Prozent zu reduzieren. Wir konnten also zahlreiche Wildunfälle verhindern und die Verkehrssicherheit auf den abgesicherten Straßenkilometern deutlich erhöhen.
Ich freue ich mich sehr, dass die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Partnern – von Straßenerhaltungsdienst, über die Steirische Landesjägerschaft, der Tierschutzombudsstelle bis hin zu den Land&Forst Betrieben Österreich – über all die Jahre so hervorragend funktioniert hat. Gemeinsam werden wir auch in Zukunft alles daransetzen, unsere Tiere noch besser zu schützen und gleichzeitig die Verkehrssicherheit auf den steirischen Straßen weiter zu erhöhen.?
Karoline Schlögl, Tierschutzombudsfrau:
„Jährlich kommen zahlreiche Wildtiere aufgrund von Verkehrsunfällen zu Schaden, da sie von uns Menschen aus ihren natürlichen Lebensräumen immer mehr verdrängt werden und ihr Bewegungsverhalten verändern müssen. Tierschutz ist nicht nur auf Heim- und Nutztiere beschränkt, sondern gilt prinzipiell auch für Wildtiere. Bei derartigen Verkehrsunfällen kommen zudem nicht nur Wildtiere zu Schaden, sondern es kommt auch zu hohen Sach- und teilweise auch Personenschäden. Oft versterben die Tiere nicht an Ort und Stelle und müssen erst durch Jagdausübungsberechtigte von ihrem Leid erlöst werden. So kamen in den letzten Jahren tausende Wildtiere durch eine Kollision mit einem Fahrzeug zu Schaden und fanden in weiterer Folge den Tod, hunderte Menschen wurden verletzt und seltener verstarben auch Menschen aufgrund von Verkehrsunfällen mit Wildtieren. Das Projekt ‚Wildtierschutz und Verkehrssicherheit‘ wurde von meiner Vorgängerin Barbara Fiala-Köck initiiert und wird von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mir fortgeführt. In enger Kooperation zwischen dem Land Steiermark, der Steirischen Landesjägerschaft, den Land&Forst Betrieben Österreich und der Universität für Bodenkultur konnte insbesondere aus Tierschutzsicht ein Vorzeigeprojekt etabliert werden. Auf den entsprechend ausgerüsteten Strecken wurden durchschnittliche Rückgänge der Nachtunfälle mit Rehwild von 40 Prozent (rein optisch) bis zu 70 Prozent (optisch und akustisch) verzeichnet. Die beim vorliegenden Projekt verwendeten Wildwarner sind praxistaugliche Lösungen die zur Reduktion der Wildunfallzahlen führen und damit langfristig zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit für Mensch und Tier und zu einer Reduktion von unnötigem Tierleid beitragen. Ich möchte hervorheben, dass Mensch und Tier in hohem Maß von diesem Projekt profitieren.?
Franz Zenz, Leiter Fachabteilung STED:
„Von Seiten des Straßenerhaltungsdienstes sind wir ständig bestrebt, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Auch die sehr erfolgreichen Maßnahmen im Bereich des Wildschutzes sind ein wesentlicher Beitrag, um Unfälle zu vermeiden und die steirischen Landesstraßen sicherer zu machen. Nach zehn Jahren der Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts sind es zehn höchst erfolgreiche Jahre für beides – Wildtierschutz und Verkehrssicherheit.?
Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Landesjägermeister:
„Die steirische Jagd ist das Rückgrat dieses bereits seit zehn Jahren sehr erfolgreich laufenden Projektes. Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern und ganz besonders bei den Jägerinnen und Jägern, die hier in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und nicht nur großartige Leistungen für den Wildtierschutz erbringen, sondern auch für alle Verkehrsteilnehmer in der Steiermark. Unser gezieltes Wildmanagement zur Lenkung von Wildtieren kommt jedem Verkehrsteilnehmer in der Steiermark zugute.
Die Tatsache, dass wir auf den Projektstrecken einen Rückgang der Wildunfälle zwischen 40 Prozent und 70 Prozent verzeichnen können, ist eine beeindruckende Bilanz. Das umfassende Leistungspaket der Jagd für die nichtjagende Bevölkerung umfasst auch die spezialisierte Suche nach bei Unfällen verletzten Wildtieren, um Tierleid zu verhindern – hier stellen wir flächendeckend geprüfte Jagdhunde zur Verfügung, 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr.?
Andreas Kühberger, Abgeordneter zum Nationalrat, Bürgermeister von Mautern:
„Dieses Projekt dient seit zehn Jahren sehr erfolgreich der Sicherheit der Menschen, dem Schutz der Wildtiere und damit unserer Natur. Diese Themen stehen für uns ganz vorne. Von politischer Seite haben wir die Voraussetzungen und die finanzielle Unterstützung bereitgestellt, damit dieses Projekt von den Kooperationspartnern umgesetzt werden kann. Neben allen Partnern gilt es hier den Jägerinnen und Jägern auf der Fläche ganz besonders zu danken: Sie leisten die Hauptarbeit in diesem Projekt und erbringen diese Leistungen in ihrer Freizeit. Mensch und Tier profitieren hier gleichermaßen vom Einsatz der Steirischen Reviere und der guten Kooperation mit den Partnern.?
Martin Kubli, Generalsekretär, Land&Forst Betriebe Österreich:
„Wildunfälle haben oft weitreichende wirtschaftliche, ökologische und soziale Folgen. Das zehnjährige Jubiläum des Projektes ‚Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark‘ zeigt jedoch eindrucksvoll, wie durch gezielte Maßnahmen und die enge Zusammenarbeit von Politik, Jägerschaft und Wissenschaft der Schutz vor Wildunfällen gestärkt werden kann. In den vergangenen Jahren wurden bereits viele gefährliche Straßenabschnitte entschärft und damit Schäden an Mensch, Tier und Sachwerten erheblich reduziert. Mein besonderer Dank gilt allen Partnern, die gemeinsam kontinuierlich daran arbeiten, den Wildunfallschutz weiterzuentwickeln und stets auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Für die Land&Forst Betriebe Österreich ist das Wildtiermanagement ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Landnutzung und der Wildunfallschutz ein unverzichtbarer Baustein in diesem komplexen System.?
Wolfang Steiner, Projektleiter, Land&Forst Betriebe Österreich:
„Das zehnjährige Bestehen des Projektes ‚Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark‘ stellt nicht nur in der Kooperation der Projektpartner, sondern auch für die Verkehrssicherheit einen bedeuten Meilenstein dar. Basierend auf den Erfahrungen der vergangenen Projektjahre konnten wir weitere unfallgefährdete Strecken des Landes absichern und unsere Expertise im Wildunfallschutz weiter ausbauen. Mein besonderer Dank geht an das Land Steiermark, an den Straßenerhaltungsdienst, an die Steirische Landesjägerschaft und die steirischen Jägerinnen und Jäger ohne die eine Finanzierung der Projektinhalte und eine professionelle Umsetzung der Maßnahmen in der Praxis nicht möglich wäre. Wildunfallschutz kann nur gemeinsam erfolgreich gelebt und umgesetzt werden. Beginnend mit den Grundlagen und rechtlichen Vorgaben bis hin zum professionellen Management und dem Einsatz in der Praxis ist die Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung, Straßenerhaltungsdienst, Jagd, Tierschutz, Wissenschaft und Sponsoren unabdingbar. Eine derartige Zusammenarbeit unterschiedlichster Partner ist schwierig und nicht selbstverständlich - in unserem Projekt ‚Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark‘ haben wir aber genau das erreicht: Gemeinsam für die Erhöhung der Verkehrssicherheit für Tier und Mensch und für die Verminderung von Tierleid entlang unserer Verkehrswege.?
Quelle: Land Steiermark