Österreich: mumok 2024: Programmvorschau
Foto: (c) mumok
mumok visits, Bildungsschwerpunkt und ein intensiver Ausstellungsparcours ab Mitte des Jahres
Im Rahmen der Jahrespressekonferenz skizzierten mumok Generaldirektorin Karola Kraus und ihr Team die Pläne für 2024:
Renovierung und "mumok visits"
Das mumok wird von 8. Jänner bis Ende Mai 2024 einer grundlegenden Sanierung unterzogen, die unter anderem eine maßgebliche Reduktion des Energieverbrauches des Hauses zur Folge haben wird.
Während der Schließzeit bietet das mumok mit den mumok visits ein umfangreiches Programm als alternatives Angebot zum Museumsbesuch. Neben Atelierbesuchen und Spezialführungen zu Kunstwerken im öffentlichen Raum werden private Sammlungen, Stiftungen und die bisherigen Wirkstätten des mumok vorgestellt. Darüber hinaus besucht das Team der Kunstvermittlung im Rahmen der mumok visits Schulen und das Krankenhaus Göttlicher Heiland. Diese Outreach-Programme bieten eine Auseinandersetzung mit der mumok Sammlung während der sanierungsbedingten Schließung des Hauses. Das seit 2020 erfolgreiche hybride Bildungsformat scratch Lab, in dem Kinder und Jugendliche mittels Programmierens neue digitale Kunstwerke erschaffen und wichtige mediale Kompetenzen erwerben, wird ebenso weitergeführt.
Ausstellungen und Performanceprogramme
Am 6. Juni 2024 wird das neu sanierte Museum mit der Ausstellung Avant-Garde and Liberation. Zeitgenössische Kunst und dekoloniale Moderne wiedereröffnet. Die Ausstellung mit über 25 Künstler*innen aus Südasien, Afrika, Europa und Amerika beleuchtet die Bedeutung der globalen Moderne für die Gegenwartskunst. Sie stellt Fragen nach den politischen Umständen, die zeitgenössische Künstler*innen zum Rückgriff auf jene außereuropäischen Avantgarden bewegen, die sich in den 1920er- bis 1970er-Jahren gegenüber der dominanten westlichen Moderne formiert haben. Welche Potenziale sehen Künstler*innen in der Anknüpfung an dekoloniale Avantgarden in Afrika, Asien und im Raum des „Black Atlantic“, um gegen aktuelle Formen von Rassismus, Fundamentalismus oder Neokolonialismus aufzutreten?
Im Sommer erwartet die Besucher*innen ein umfangreiches Ausstellungs- und Performanceprogramm. Mit Mapping the 60s. Kunst-Geschichten aus den Sammlungen des mumok (EÖ 4. Juli) richtet das mumok den Blick auf die 1960er-Jahre. Die Entwicklungen dieser Zeit sind sowohl in sozialer und politischer Hinsicht paradigmatisch als auch von zentraler kulturpolitischer Bedeutung. Mapping the 60s unternimmt den Versuch einer selektiven Kartografie der 1960er-Jahre. Ziel der Sammlungspräsentation ist ein bewusst fragmentarisches Aufzeigen von historischen Regelmäßigkeiten, Verflechtungen und Zusammenhängen zwischen einzelnen Ereignissen, Künstler*innen und Werken.
Ebenfalls am 4. Juli eröffnet das in Kooperation mit ImPulsTanz entwickelte und gemeinsam kuratierte Performancefestival nowhere / now here. Zeitgenössische Choreograph*innen wie u. a. Trajal Harrell werden hier in Live-Performances zu sehen sein. Eine Auswahl großformatig projizierter Filmarbeiten von Wegbereiter*innen der Performancekunst aus der mumok Sammlung dienen als Bühnenbild und inhaltlicher Ankerpunkt.
Das Performancefestival mündet schließlich in Nikima Jagudajevs performative Ausstellung Basically.
Im Herbst präsentiert das mumok unter dem Titel Medardo Rosso. Die Erfindung der modernen Skulptur einen der großen Pioniere der Moderne (EÖ: 18. Oktober). Die erweiterte Retrospektive wird anschließend im Kunstmuseum Basel zu sehen sein. Rosso war Künstler und Handwerker, Kunsttheoretiker und Proto- Installationskünstler sowie Meister öffentlichkeitswirksamer Inszenierungen. In Paris war er zuerst Freund und Mitstreiter und avancierte später zum Konkurrenten von Auguste Rodin. Das mumok widmet seinem bislang wenig beachteten Werk – fast 120 Jahre nach dessen letzter Präsentation in Österreich – mit etwa 50 Skulpturen sowie einer großen Auswahl an Fotografien, Fotocollagen und Zeichnungen eine umfassende Retrospektive und knüpft damit zugleich an die frühesten Sammlungsbestände des Hauses an. In punktuellen Gegenüberstellungen mit anderen Künstler*innen des 20. und 21. Jahrhunderts geht die Ausstellung Rossos Bedeutung als „artist’s artist“ bis in die Gegenwart nach und spiegelt zugleich die neuerliche Aktualität des Bildhauerischen innerhalb der zeitgenössischen Kunst wider.
Den Abschluss im Ausstellungsreigen bildet Liliane Lijn. Arise Alive (EÖ: 14. November). Lijn arbeitet seit über sechs Jahrzehnten an den Schnittstellen von Kunst, Poesie und Wissenschaft. Die Überblicksausstellung, die in Kooperation mit dem Haus der Kunst in München entsteht, stellt die erste institutionelle Einzelpräsentation der 1939 in New York geborenen und in London lebenden Künstlerin im deutschsprachigen Raum dar.
Bildung und Vermittlung
Das mumok arbeitet auch 2024 intensiv an der Entwicklung öffentlicher, diversitätsbewusster, inklusiver und interdisziplinärer Programme für die Vernetzung von wissenschaftlicher Methodik mit dem lebensweltlichen Alltag der Menschen. Zum einen geschieht dies durch die Ausstellungen, Publikationen und die Öffnung der Sammlung für die Öffentlichkeit, zum anderen kommt der Kunstvermittlung eine wesentliche Aufgabe in diesem Bereich zu. So entstehen etwa im Rahmen eines Projektes mit der Arbeiterkammer Wien interaktiv gestalte Bildungsformate auf Basis kreativer Computerprogrammierung für Schulklassen, die die Sammlungsinhalte auf unterschiedliche Arten digital erfahrbar machen.
Lebenslanges Lernen wird in dem Projekt Ludwig goes Digital! – gefördert durch die Peter und Irene Ludwig Stiftung – großgeschrieben. Vergangene und aktuelle Themen aus den Kursen werden durch eine Online-Crowdsourcing-Plattform für Citizen Humanities zur Verfügung gestellt werden und die kokreativen Bildungsprogramme mit aktuellen wissenschaftlichen Methoden und transparenter Sammlungsforschung kombinieren.
STEAM-basierte Kunstvermittlung findet ihren Niederschlag in der partizipativen mumok Lerngemeinschaft für digitale Kompetenzen in Wiener Schulen und im Projekt Cultural Collisions, das Naturwissenschaften, Technik und Kunst miteinander verknüpft und gemeinsam mit der TU Wien, dem Technischen Museum, der KPH Krems/Wien und dem Future Learning Lab der PH Wien umgesetzt wird.
Im Rahmen des EU-Projekts The Floor ist Yours werden gemeinsam mit dem Verein NACHBARINNEN weiterhin Programme mit Frauen und Jugendlichen mit Migrationsbiografie erarbeitet und strukturverändernde institutionelle Impulse für kulturelle Teilhabe, holistisches Migrationsmanagement und Empowerment vor Ort in Wien und an den beteiligten Partnermuseen europaweit umgesetzt.
Quelle: OTS