Kärnten: „Gesundes“ Kärntner Pilotprojekt - Datensammlung für Österreich-Ausrollung
Foto: Büro LR.in Beate Prettner
LR.in Beate Prettner: Gesunde Ernährung für Kinder von einem Jahr bis vier Jahren bei Tagesmüttern – bereits erste Pilotphase bringt erstaunliche Erkenntnisse – FGÖ-Leiter Ropin erwartet wichtige Grundlagen für Österreich – bereits ein Viertel der Kinder übergewichtig
KLAGENFURT. „In Kärnten werden jedes Jahr rund 650 Kinder im Alter von einem Jahr bis vier Jahren von 108 Tagesmüttern betreut – und dabei natürlich auch ,bekocht‘. Während wir in Kindergärten über unsere Gesunde-Küche-Initiative auf eine gesunde, richtige Ernährung achten, haben wir diese Kinder noch mit keiner Landes-Maßnahme erreicht. Das Projekt EriKA hat das geändert. Es ist im März an den Start gegangen und läuft bis Dezember 2025. Denn mit EriKA wollen wir das Thema richtige Ernährung von Kindesbeinen an im Bereich der Tagesmütter ausrollen“, informierte heute Gesundheitsreferentin Beate Prettner bei einer Pressekonferenz. „Unsere Kleinsten lernen gesunde Lebensweisen und gesunde Essgewohnheiten über learning by doing. Deshalb wollen und müssen wir ihnen die Möglichkeit geben, ihnen von Kindesbeinen an gesundes und gesunderhaltendes Essen aufzutischen“, so Prettner. „In Österreich sind aktuell bereits etwas mehr als die Hälfte der Erwachsenen und rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Das ist alarmierend… - denn Übergewicht macht krank. Auch mental“, warnte die Gesundheitsreferentin. Übergewichtige Kinder würden oft Ausgrenzungen erleben; in der Folge könne es zu Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten kommen. „Vor allem aber kommt es in späteren Jahren zu zahlreichen physischen Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herzerkrankungen, Gelenksschäden, chronischen Erkrankungen und damit eingeschränkter Lebensqualität“, sagte die Landesrätin.
Das Projekt ERiKA wird zu 49 Prozent vom Fonds Gesundes Österreich FGÖ mitfinanziert (51 Prozent des Projektbudgets von 140.000 Euro kommen vom Land Kärnten). „Aus diesem Grund wird das Projekt auch wissenschaftlich von der FH Kärnten begleitet. Wir sammeln gesicherte Daten, die als wichtige Grundlage für eine eventuelle Ausrollung in ganz Österreich dienen könnten“, betonte Prettner.
Tatsächlich sieht auch FGÖ-Leiter Klaus Ropin einen „wirklich großen Pilot-Charakter“ in der Kärntner Initiative: „Gerade in diesem Bereich fehlt uns bis dato das Fakten- und Datenmaterial. Wir haben zwar Projekte laufen für Kinder von vier bis zehn Jahren; das Projekt in Kärnten ist aber das österreichweit erste für die Jüngsten unserer Gesellschaft“, sagte Ropin. „Ich erwarte mir daher von der Kärntner Initiative gesicherte und wichtige Grundlage, mit denen wir arbeiten und in ganz Österreich anwenden können.“
Konkret spricht ERiKA Tagesmütter und Tagesväter, aber auch die betroffenen Eltern an; es soll nicht nur sensibilisieren, sondern konkret aufklären, konkret schulen und die Kommunikation zwischen Tageseltern und Eltern fördern. „Denn eines haben wir bereits nach der ersten Pilotphase gesehen: Was das Essen betrifft, wird viel zu wenig kommuniziert“, so Prettner.
Vom Projektteam zogen Sabine Wurzer (Land Kärnten) und Eva Mir (FH Kärnten) eine erste und durchaus erstaunliche Zwischenbilanz: „Das erste Manko beginnt bereits bei der Ausbildung zu Tageseltern: Das Thema gesunde Ernährung findet nur einen sehr geringen Niederschlag. Das zweite Manko ist tatsächlich die Kommunikation zwischen Tageseltern und Eltern: Die Ernährung der Kinder wird nur bei 37 Prozent thematisiert; die konkrete Speiseplangestaltung wird überhaupt nur bei 28 Prozent kommuniziert; und das, obwohl rund 78 Prozent der Eltern die Ernährung ihrer Kinder als sehr wichtig erachten“, führte Eva Mir aus. Als größte Herausforderungen bezeichneten die Tageseltern zwei Themenfelder: „Zum einen sind das die bereits vorhandenen Essgewohnheiten der Kinder. Zum anderen ist es das knappe Budget, also der Unkostenbeitrag“, informierte die Wissenschaftlerin.
Wie Sabine Wurzer erklärte, wurden aus den ersten Erhebungswertenschon jetzt erste Konsequenzen gezogen: „Wir haben für den Herbst neue Fort- und Weiterbildungsangebote zu diesem Thema erstellt – mit tollen Workshops, bei denen sich die Tageseltern auch austauschen können. Denn auch der fehlende Austausch untereinander wurde bedauert bzw. kritisiert.“ Zudem werden Newsletter für Tageseltern herausgegeben inklusive Ernährungstipps und Rezepten. „Und bereits heute startet unser Ideenwettbewerb ERiKA: Tageseltern werden aufgerufen, kreative Ideen zum Thema gesunde Ernährung einzureichen. Daraus wird eine Sammlung erstellt, die wir der Zielgruppe als Broschüre zur Verfügung stellen“, erklärte Wurzer.
Dass ERiKA ein Erfolgsprojekt wird, davon sind alle Beteiligten überzeugt: „Alleine die hohe Beteiligung von 55 Prozent an unserer Online-Befragung, an unseren Interviews, an unseren Round Tables zeigt, wie sehr das Thema interessiert und wie wichtig es für die Zielgruppe ist.“
Quelle: Land Kärnten