REGIONEWS Testbericht: Hyundai Genesis Coupé 3.8 V6
„Herz, was willst Du mehr – und das alles zum Schnäppchen-Preis!“
WIEN/LEONDING. Zwischen Boden- und Neusiedlersee sind jene Boliden, die man sonst Herrschaften wie James Bond oder anderen jungen smarten Draufgängern andenkt, sehr selten.
Selbst die teilweise in den Bereich der Möglichkeiten kommenden gebrauchten Sportwagen und Coupes mit der Silhouette von 300 km/h Spitze, sind, wenn schon mehr als 10 Jahre am Buckel, für einen jungen Heißsporn mit erstem ausgezahlten Bausparvertrag kaum zu entern.
Nun hat man bei Hyundai jedoch Abhilfe geschaffen und ein blitzsauberes Coupe auf die Beine gestellt, das aussen, wie innen, nicht nur optisch mit der High Society aus Italien, England und Deutschland konkurrieren kann, sondern auch hinsichtlich der Fahrwerte: Das neue Hyundai Genesis Coupe mit dem 3,8 Liter-V6-Motor gibt dem Fahrer nicht nur das Gefühl, in der automobilen Oberklasse zu düsen, sondern auch den meist staunenden Zeitzeugen auf dem Parkplatz. Wir hatten (leider nur) sieben Tage Zeit, mit dem Auto fast täglich Mittelpunkt von Fans geworden zu sein, weil etliche den Genesis zunächst für einen Jaguar hielten und andere höchst erstaunt waren, ein Coupe zu sehen, das nicht Made in Great Britain war.
Vom Aussehen alleine verkauft sich dennoch nur selten ein Coupe, sondern es sind vornehmlich die Fahrwerte, die man schätzt, wenn man schon beim Raum Einbußen erleiden muß. Wiewohl man hinten auch als 1.86 cm-Kerl Platz hat, wenn man vorne den Sitz weit nach vorne rückt. Probiert!
Technisch bietet dieses Auto für diesen Preis verdammt viel : Man darf angesichts von 39.990,-- Euro ruhig das Wort „Schnäppchen“ aussprechen, wenn man sich die Liste der serienmässigen Accessoires und des technischen Grundpakets ansieht.
Mit dem V6-Zylinder unter der Motorhaube brüllen jene 303 PS eher sanft durchs Cockpit, auf der Piste jedoch zeigt der Genesis die Wildheit einer Raubkatze : mit 361 Newtonmeter bei 4.700 U/min ergibt sich ein Drehmoment, wo sich teilweise der deutschen oder italienischen Konkurrenz die Haare aufstellen. Angeblich soll es eine Spitze von 240 km/h geben. Von wegen :Wir haben zwischen Passau und der oberösterreichischen Landesgrenze nicht nur am Tacho 265 km/h gelesen und später an der Tankstelle an der Grenze von einem hinter uns nachjagenden Jaguar XK-Fahrer eine mündliche Bestätigung für unseren Speed erhalten.
Dabei läßt sich angesichts des 6-Stufen-Automatikghetriebes auch beschaulich gondeln. Klar : Der Motor ist das Herzstück des Schönlings und reagiert auf Knopfdruck. Ähnlich wie bei britischem Blech erzückt dann das satte „Gurgeln“ des Motors schon bei wenig Drehzahl und das kreszente Röhren, wenn man fest aufs Gaspedal steigt.
„Kerniger Sound“, nennt das die Schickeria, die auch beim Fahrwerk des Koreaners nichts auszusetzen hätte : Wenn mans versteht mit derartigen Boliden „abzudampfen“, dann drehen auch die Räder nicht durch, ungeübte Neulinge werden da dann schon so manchen Millimeter Gummi veräussert haben. Klar ist eine solche Fahrmaschine bei Regen oder schlechteren Straßenbedingungen besser „mit Hirn“ zu fahren und weniger nur mit dem Bleifuß: Denn – unbeladen – neigt das Heck auf kurvigen Landstrassen (wie hier im Mühlviertel) bei ausgeschalteter Elektronik noch so zu wedeln, wie einst mit dem 90 PS VW Käfer meiner Jugend.
Außen ist der Hyundai Genesis ein echter „Volltreffer“ – angesichts seiner Kaufpreises und all der Goddies, die da serienmäßig inkludiert sind, ein Schnäppchen, innen vervollkommnet er seine Präsenz. Mit elektrisch verstellbaren Sitzen für die beiden Frontpassagiere ist man immer höchst komfortabel unterwegs, Beinfreiheit auch für Leute um 1.80 mehr als genug ! Und selbst der Kofferraum läßt nicht bangen, mit diesem Schönling einen 14-Tage-Urlaub antreten zu können. Die Serien-Ausstattung ist so ziemlich das Beste, was man sich für ein derartiges Auto auch erwarten darf, in der besten Ausstattung könnte man den Innenraum sogar mit einem Konzertsaal verwechseln. Zumindest was den Klang der Stereoanlage betrifft.
Wir nehmen an, daß Leute, die sich so ein Auto kaufen, auch auf eine maximale Sicherheit wert legen. Weniger natürlich mit ihrer eigenen Fahrweise, aber mit der Knautschzone ihres Wagens:
6 Airbags und aktive Kopfstützen sind obligo und neben so manchem anderen elektronischen Helferlein gilts eigentlich nur noch, das Hirn einzuschalten. Das Auto kann fast alles, nur nicht „Saufen“ : Mir wird’s keine glauben, aber bei je einem Drittel Stadt, einem Drittel Autobahn (im Bereich 140 – 160) und einem Drittel Mühlviertler Landstrassen haben wir eher magere 10 Liter benötigt. Das wäre für ein Auto, das wie selten ein anderes mit dieser Form Sport und Komfort verbindet, höchst überraschend.
FACT BOX
Motor : 3778 ccm V-6 Benziner mit 303 PS bei 6.300 U/min
Getriebe : ZF-6-Gang Automatik mit Torsen Sperrdifferential
Antrieb : Hinterrad mit ABS mit EBD, Bremsassistent, ESP, Tempomat,
Bremsen : Scheibenbremsen - vorne innenbelüftet
Reifen : 225/40-R 19 vorne 245/40 R 19 hinten
Beschleunigung : 0 bis 100 km/h in 6,3 Sekunden
Spitze : 250 km/h
Verbrauch : im Schnitt 10 Liter
Maße : 4630 x 1865 x 1385 (LxBXH)
Eigengewicht : 1539 kg
Kofferraumvolumen : 332 Liter
Tank : 65 iter
Preis : € 39.990,--
Claus-Peter Pozdnik